Bozen – Am 1. Juli 2025 sollte in Italien eine Zuckersteuer in Kraft treten. Ursprünglich Ende 2019 beschlossen, wurde sie nun aber bereits zum achten Mal von der Regierung aufgeschoben, diesmal bis zum 1. Jänner 2026. „Zum Nachteil der Bevölkerung“, wie die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) findet. Denn es gehe um eine bessere Gesundheit für sehr viele Menschen.
Die Zuckersteuer würde gesüßte Getränke betreffen: Softdrinks, Eistee, Fruchtsaftgetränke, Energydrinks, Sirupe, Instant-Getränkepulver und Ähnliches. Vorgesehen sind 0,10 Euro pro Liter Getränk, die Hersteller bzw. Importeure bezahlen müssen. Für Produkte, die verdünnt werden, sind es 0,25 Euro pro Kilo. „Zu erwarten ist, dass die Hersteller die Mehrkosten an die Verbraucher und Verbraucherinnen weitergeben und die Verkaufspreise erhöhen“, erklärt die VZS.
„Italien braucht die Zuckersteuer“
Laut der VZS sind in Italien 32,6 Prozent der Erwachsenen übergewichtig und weitere 10,4 Prozent fettleibig. Besonders besorgniserregend sei die Situation bei den Kindern: „Werden die Kriterien der WHO berücksichtigt, sind insgesamt 37 Prozent der Kinder als übergewichtig oder fettleibig einzustufen. Damit teilt Italien sich mit Griechenland den zweiten Platz in der Rangliste der übergewichtigen Kinder in der WHO-Region Europa.“
Dazu trage mit Sicherheit auch der Konsum von Zucker und zuckerhaltigen Getränken bei. „Und zwischen dem Konsum von zuckergesüßten Getränken und dem Erkrankungsrisiko für Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es mit hoher Gewissheit einen Zusammenhang“, so die VZS.
Eine Zuckersteuer könne ein wirksames politisches Instrument sein, um den Konsum von zuckerhaltigen Süßgetränken und die Aufnahme von Zucker zu verringern und mittelfristig Krankheiten zu verhindern.
In anderen Ländern wirkt sie
„Modellrechnungen und die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass in erster Linie höhere Abgaben eine geringere Nachfrage nach den besteuerten Lebensmitteln bewirken. Laut WHO sollte eine Zuckersteuer den Verkaufspreis um mindestens 20 Prozent erhöhen. Niedrigere Abgaben dagegen wirken sich kaum auf die Nachfrage aus“, erklärt die VZS.
Zahlreiche Länder, darunter Großbritannien, Irland, Frankreich, Belgien, Ungarn, Chile, Mexiko, Saudi-Arabien sowie mehrere Städte in den USA hätten bereits eine Zuckersteuer eingeführt. Es sei nicht nur gelungen, den Konsum zu reduzieren. In Großbritannien etwa habe man durch gestaffelte Steuern anstelle einer fixen Abgabe einen Anreiz für die Getränkehersteller geschaffen, die Menge an Süßungsmitteln in den Rezepturen zu reduzieren.
Für Deutschland zeige eine Simulationsstudie, dass durch eine – nach der Höhe des Zuckergehalts – gestaffelte Besteuerung gesüßter Getränke innerhalb von 20 Jahren rund 240.000 Fälle von Typ-2-Diabetes verhindert und rund 16 Milliarden Euro an gesellschaftlichen Kosten (etwa Kosten für das Gesundheitssystem und für Krankheitsfehltage) eingespart werden könnten.
„Erfolgreiche Lobby-Strategien“
VZS-Geschäftsführerin Gunde Bauhofer meint: „Das ständige Hinausschieben der Steuer zum Nachteil der Bevölkerung lässt vermuten, dass im Hintergrund maßgebliche – und offenbar erfolgreiche – Lobby-Strategien am Werk sind. Der Schutz der Gesundheit der Bevölkerung ist jedoch prioritär, daher sollte Italien die Zuckersteuer lieber heute als morgen einführen.“
Dasselbe gelte für die Plastiksteuer, deren Einführung ebenfalls ständig verschoben wird.