Bozen – Die Coronazahlen sinken, die Zuversicht steigt, und der Arbeitsmarkt zieht entsprechend an. In der Landesabteilung Arbeit wurden in den vergangenen zwei Wochen rund 4.800 neue Arbeitsverträge gemeldet, knapp die Hälfte davon im Gastgewerbe. Das ist erfreulich. Allerdings staunt mancher Arbeitgeber – im Tourismus, in der Landwirtschaft, aber auch in anderen Sektoren – über die unerwarteten Schwierigkeiten bei der Mitarbeitersuche. Obwohl es in den Medien geheißen hatte, dass in Südtirol mehrere Tausend Menschen ohne Arbeit seien, lassen sich selbst Arbeitsstellen mit niedrigen Qualifikationsanforderungen gar nicht so einfach besetzen.
Der Arbeitskräftemangel, unter dem die heimischen Arbeitgeber vor Corona gestöhnt hatten, scheint schon wieder zurück zu sein. Das spricht einerseits für die Stärke der Südtiroler Wirtschaft, das ist andererseits gleichzeitig ein Zeichen dafür, dass die sozialen Abfederungsmaßnahmen – allen Unkenrufen zum Trotz – glücklicherweise gut funktionieren, beinahe zu gut. Verallgemeinerungen sind fehl am Platze, aber die Arbeitsvermittlungszentren machen regelmäßig die Erfahrung, dass Jobs abgelehnt werden, die eigentlich zumutbar wären. Genauso wählerisch sind zuweilen die Arbeitgeber. Die Gesetze machen es möglich, dass dies ohne Konsequenzen bleibt. Und die Allgemeinheit zahlt die Rechnung, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Die Frage ist, wie lange sie sich das noch leisten kann – und will. (cp)