Bozen – Die Stimmung in Südtirols Wirtschaft ist stabil. Dass ergibt das neue Sommerbarometer des Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo der Handelskammer Bozen. 90 Prozent der befragten Unternehmen sind zuversichtlich, dass sie heuer eine zumindest zufriedenstellende (in fast einem Drittel der Fälle eine gute) Ertragslage erzielen werden. Im vergangenen Jahr hatten das 91 Prozent der Unternehmen gesagt. Das Umsatzwachstum, so das Wifo, werde sich jedoch meist auf größere Unternehmen beschränken, und die Investitionen werden wegen der hohen Finanzierungskosten voraussichtlich stagnieren.
Das Wifo schätzt, dass Südtirols Bruttoinlandsprodukt (BIP) heuer um 0,8 Prozent wachsen wird. Das Landesstatistikinstitut Astat und das Arbeitsförderungsinstitut Afi hatten im April unabhängig voneinander ein Wachstum von 0,5 Prozent prognostiziert.
Der Sektorenblick
Der Optimismus der Unternehmen ist laut Wifo auch darauf zurückzuführen, dass die Zunahme der Produktionskosten nachlässt und die Verkaufspreise für Waren und Dienstleistungen steigen, so dass angemessene Gewinnmargen beibehalten werden können.
Betrachtet man die verschiedenen Sektoren, so stellt das Wifo die beste Stimmung im Dienstleistungsbereich fest, in dem fast alle Unternehmen eine befriedigende Rentabilität erwarten. Im Vergleich zur Umfrage im Februar hat sich hingegen das Geschäftsklima im Tourismussektor, im Baugewerbe sowie bei den landwirtschaftlichen Genossenschaften verschlechtert.
Der Vergleich mit Italien und Europa
Die Europäische Kommission schätzt, dass das BIP der Eurozone heuer um 0,8 Prozent und im nächsten Jahr um 1,4 Prozent wachsen wird. Die deutsche Wirtschaft ist weiterhin schwächelnd und wird 2024 voraussichtlich stagnieren, bevor sie 2025 wieder ein Wachstum von 1,0 Prozent erreichen soll.
Die italienische Wirtschaft ist im ersten Quartal des Jahres um 0,3 Prozent gewachsen. Der Europäischen Kommission zufolge wird das Wachstum im Jahr 2024 bei 0,9 Prozent und damit knapp über dem Durchschnitt der Eurozone liegen.
Handelskammerpräsident Michl Ebner betont in einer Aussendung die Rolle der Europäischen Union bei der Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung: „Es ist wichtig, dass das neu gewählte Europäische Parlament die Forderungen der Unternehmen angemessen berücksichtigt. Auch die Grundprinzipien des Binnenmarktes, angefangen beim freien Warenverkehr, müssen geschützt und garantiert werden.“
Grafiken:
Südtiroler Wirtschaft – Ertragserwartungen 2024 nach Sektoren
Südtiroler Wirtschaft – Ertragslage 2014-2023 und Erwartungen 2024