Ganz oben auf der Broschüre Nummer eins steht in der blauen Farbe der HGV-Zeitung und in einer nachgeahmten, aber nicht gleichen Schrift „H&G Zeitung“ – mit der Unterzeile „Für eine starke Hotellerie und Gastronomie“. Der Aufmacher trägt den Titel „Immer sind wir die Trottel“. Er verkündet mit offensichtlichem Bezug auf die Debatte über den Overtourism und den Bettenstopp, dass „kein Land auf dieser Welt seinen wichtigsten Erwerbszweig freiwillig einschränkt – außer Südtirol.“ Es sei die Liste „Für Südtirol mit Widmann“, die sich klar zu Südtirols Unternehmen bekenne. Die rechte Randspalte der Seite 1 zieren Bilder des Listenführers Thomas Widmann und von Marina Rubatscher Crazzolara sowie Peter Karadar, also jener Kandidatin und jenes Kandidaten, die aus der Tourismusbranche kommen. Weiter hinten in der acht Seiten umfassenden Broschüre werden weitere dem Gastgewerbe nahestehende Kandidatinnen und Kandidaten vorgestellt. Auf den ersten Blick möchte man meinen, der HGV habe nach manchen Spannungen mit der SVP der Sammelpartei endgültig den Rücken gekehrt und empfehle die Widmann-Liste.
Was die Landesregierung alles falsch gemacht hat
Broschüre Nummer zwei trägt den Titel „Für die Südtiroler Landwirtschaft“, und Aufmachung sowie Farbe erinnern an den „Südtiroler Landwirt“, die Zeitschrift des Bauerbundes. Nach Hinweisen darauf, was die Landesregierung in der Landwirtschaftspolitik zuletzt alles falsch gemacht hat – vom Borkenkäfer bis zu Bär und Wolf –, werden jene Bewerber:innen vorgestellt, die eine enge oder auch lockere Beziehung zur Landwirtschaft haben. Auch in diesem Fall gilt: Man muss zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass diese Broschüre nicht vom Bauernbund stammt, auch wenn schon auf der ersten Seite kleingedruckt darauf hingewiesen wird, dass es sich um Wahlwerbung handelt und von der Widmann-Liste in Auftrag gegeben worden ist.
Ob Widmann mit diesen Schriften, die einige Wahrheiten enthalten mögen, aber auch als Täuschungsmanöver empfunden werden können, Erfolg hat, wird sich zeigen. Im Wahlkampf ist Fantasie gefragt und vieles erlaubt, aber nicht alles.
Thomas Widmann hat sich mit dieser Aktion erneut als findiger und einfallsreicher Wahlkämpfer versucht. Ob er mit diesen Schriften, die einige Wahrheiten enthalten mögen, aber auch als Täuschungsmanöver empfunden werden können, Erfolg hat, wird sich zeigen. Im Wahlkampf ist Fantasie gefragt und vieles erlaubt, aber nicht alles.
Ergänzung von Mittwoch, 11. Oktober, 9 Uhr: Der HGV hat sich in einem Schreiben an die Mitglieder von der Widmann-Aktion distanziert und prüft rechtliche Schritte. Auch der Bauernbund hat darauf hingewiesen, dass er die Aktion keineswegs genehmigt hat und auch nicht gutheißt.