Bozen – Das Arbeitsförderungsinstitut (Afi) hat sich im Rahmen seines aktuellen Afi-Barometers mit dem Thema Digitalstress befasst. Der Hintergrund sind erste Forschungen zu den negativen Auswirkungen der Digitalisierung auf die psychophysische Gesundheit der Menschen. Mögliche Folgen einer digitalen Überforderung sind demnach etwa ein Gefühl von Machtlosigkeit bei der Kontrolle über die digital verbrachte Zeit und den damit einhergehenden schrumpfenden persönlichen Freiraum, Überflutung mit Informationen auch aus verschiedenen Quellen, Vertrauensverlust und Einbuße von Komfort bei der Verwendung von digitalen Technologien.
Afi-Direktor Stefan Perini bringt das Problem so auf den Punkt: „Digitale Technologie verbessert zwar die Lebensqualität, ist aber gleichzeitig auch Ursache von Stress.“
So häufig werden digitale Technologien genutzt
In einer Umfrage unter Südtirols Arbeitnehmenden hat das Afi erhoben, dass 80 Prozent ein bis zwei Stunden lang am Tag digitale Technologien zur Freizeitbeschäftigung beanspruchen. Genauer gesagt nutzen 44 Prozent die digitalen Dienste mindestens eine Stunde lang pro Tag, 34 Prozent zwei Stunden und weitere 22 Prozent mehr als zwei Stunden.
Am Arbeitsplatz hingegen hängt die Dauer freilich von der ausgeübten Tätigkeit ab – und reicht von null Stunden bis hin zu zehn Stunden am Tag, die Arbeitnehmer:innen mit digitalen Geräten verbringen.
Für die Mehrheit eine Stressquelle
Stellt der Einsatz von digitalen Technologien nun eine Stressquelle dar oder nicht? 13 Prozent der Arbeitnehmenden haben diese Frage mit „sehr“ und 41 Prozent mit „ziemlich“ beantwortet. Das bedeutet, dass dieser Stressfaktor für etwas mehr als die Hälfte der lohnabhängig Beschäftigten von Bedeutung ist.
Dennoch behaupten acht von zehn Befragten, die Lebensqualität habe durch den Einsatz von digitalen Technologien zugenommen. 84 Prozent sind des Weiteren der Auffassung, dass sich der Zugang zu privaten und öffentlichen Diensten durch die digitalen Technologien verbessert habe.
Unschädlich? Nur 18 Prozent glauben das
Weitere Ergebnisse der Umfrage: 30 Prozent der Befragten meinen, die Arbeitsleistung habe sich durch die andauernde Nutzung der digitalen Technologien „sehr“ oder „ziemlich“ verschlechtert, 36 Prozent verzeichnen keinerlei Probleme am Arbeitsplatz und 34 Prozent sprechen von einer gewissen, wenn auch mäßigen Verschlechterung des Leistungsniveaus.
Die Befragten sind jedoch kritischer, wenn es um die Gesundheit geht: Nur 18 Prozent meinen, dass der andauernde Einsatz digitaler Technologien unschädlich sei, während der restliche Teil der Stichprobe von gesundheitlichen Schäden unterschiedlichen Ausmaßes ausgeht.
„Nicht unterschätzen“
Afi-Präsident Andreas Dorigoni meint: „Auch wenn digitale Technologien gut verträglich und nützlich sind, sollten wir die Auswirkungen von Digitalstress nicht unterschätzen und uns sowohl der negativen als auch der positiven Einflüsse der digitalen Welt bewusst sein. Ihre Auswirkung auf das Wohlbefinden am Arbeitsplatz und auf die Arbeitsweise ist von großer strategischer Bedeutung. Es gilt daher, genau zu beobachten, welche Folgen der digitale Wandel auch für die Gesundheit der Menschen hat.“