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SWZ-Porträt: Alexander Gallmetzer, der Innovator und Investor

PORTRÄT – Eigentlich sollte er Hotelier werden, doch dann studierte er Volks­wirtschaft, gründete mit Partnern das Beratungs- und IT-Unternehmen Derga, das heute über 600 Mitarbeitende zählt, und ist seit 2018 Präsident der öffentlichen Investitionsgesellschaft Euregio Plus: Alexander Gallmetzer aus Petersberg.

Robert Weißensteiner von Robert Weißensteiner
17. Januar 2025
in Südtirol
Lesezeit: 5 mins read

Zuerst hat er abgewunken, dann ließ er sich überzeugen: Alexander Gallmetzer ist seit 2018 Präsident der Euregio Plus SGR AG.

Bozen – Alexander Gallmetzers Büro befindet sich im vierten Stock eines erst im vergangenen Jahr fertiggestellten Gebäudekomplexes des Noi Techparks in der Bridastraße in Bozen. Dass es klein ist, überrascht vielleicht, denn sein Unternehmen ist eigentlich recht groß. Die Derga Consulting AG hat zwar ihren Sitz in der Talferstadt, doch sind hier nur acht der insgesamt gut 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Alle übrigen Belegschaftsmitglieder des Beratungs- und Softwareunternehmens sind auf mehrere Standorte in Italien verteilt. Wer den Namen SAP kennt zwischen dem Brenner und Sizilien, der kennt auch Derga.

Eine erfolgreiche Familie

Begonnen hat die ganze Geschichte 1968, als Alexander Gallmetzer als ältestes Kind von Stefan Gallmetzer und seiner Frau Emma Huber vom Hotel Peter in Petersberg, einer Fraktion der Gemeinde Deutschnofen, geboren wurde. Ihm folgten in den nächsten 13 Jahren vier Geschwister, die alle ihren Weg gemacht haben. Evi ist heute Professorin für Fachdidaktik, Gesang und Stimmbildung an der Hochschule Luzern; Margaret betreibt zusammen mit ihrem Mann das elterliche Hotel; Reinhold ist Staatsanwalt am Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte in Den Haag und wurde unlängst als Gründer eines Start-ups, das sich mit Klimakriminalität befasst, zu einem der 50 einflussreichsten Menschen in der Klimapolitik erklärt; Georg ist Elektroingenieur in München und CEO eines Start-ups mit Spezialisierung auf Mega-Batterien zum Netzausgleich.

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Alexander dagegen besuchte die Grundschule in seinem Heimatdorf, die Mittelschule in Deutschnofen und die Hotelfachschule in Meran. Als Ältester war er dazu auserkoren, später einmal das familieneigene Hotel zu übernehmen. Es kam dann aber anders. Er studierte Volkswirtschaft an den Universitäten Wien und Trient, leistete anschließend Zivildienst, absolvierte ein Sommerpraktikum in der Redaktion der SWZ und arbeitete kurz bei Interconsult in Bozen.

Derga: von null auf bald 100 Millionen Euro

1996 machte er sich als Berater selbstständig. Als solcher wurde er von Alfred Guarriello von der Firma Dator beauftragt, dieses IT-Unternehmen vor dem Hintergrund der Software von SAP zu durchleuchten. In der Folge gründeten Dator, die Gesellschafter Erkert und Ryba sowie Gallmetzer noch im selben Jahr die Derga Consulting, an der Gallmetzer 40 und Dator 35 Prozent der Anteile hielten.

Derga spezialisierte sich auf ERP-Software von SAP auch für mittelständische Unternehmen und begann, als System­integrator von SAP Software in Südtirol zu verkaufen und einzuführen. Um die Jahrtausendwende verkaufte Guarriello die Dator an die Gruppe Podini, die anschließend in der Derga auch die Anteile der beiden übrigen Gesellschafter übernahm. Gallmetzer verzichtete gegen das Zugeständnis, dass die Governance in seiner Hand blieb, auf die Mehrheit. „Als CEO arbeite ich ausgezeichnet mit Marco Podini zusammen, und mit der starken Deda-Group der Podinis in der Hinterhand – sie setzt heute an die 600 Millionen Euro um – ist uns ein ständiger Aufstieg gelungen“, sagt Gallmetzer. Die leichten Dämpfer, die die Krise am Neuen Markt von 2001, die Finanzkrise von 2007/08 und die Coronakrise von 2020 gebracht haben, konnten laut Gallmetzer gut verkraftet werden.

Heute beschäftigt die Derga Consulting AG an den Standorten Mailand, Padua, Turin, Neapel, Ancona, Rom, Trient und Bozen gut 600 Mitarbeitende.

Heute beschäftigt die Derga Consulting AG an den Standorten Mailand, Padua, Turin, Neapel, Ancona, Rom, Trient und Bozen gut 600 Mitarbeitende. Der Hauptmarkt ist Italien, aber es kommt immer wieder vor, dass auch Kunden im Ausland betreut werden, auch solche in den USA etwa. Im Laufe der Jahre entstanden durch Akquisitionen Tochterfirmen, so die Derga Near mit Sitz in Modena, die Deda Digital oder die Scai Fast mit Sitz in Turin. Die Übernahme eines weiteren Unternehmens in Deutschland steht unmittelbar bevor. In Bangladesch ist Derga Partner in einem Joint Venture, das Software entwickelt bzw. Programme schreibt.

Für das laufende Jahr erwartet Gallmetzer einschließlich der dann neuen Tochter in Deutschland knapp 100 Millionen Euro Umsatz – bei gut 700 Beschäftigten.

Der Umsatz der Derga Consulting AG belief sich im vergangenen Jahr auf rund 57 Millionen Euro, zusammen mit den Töchtern waren es 78 Millionen, und für das laufende Jahr erwartet Gallmetzer einschließlich der dann neuen Tochter in Deutschland knapp 100 Millionen – bei gut 700 Beschäftigten.

Ein unternehmerisch denkender Präsident für Euregio Plus

Nicht nur das Unternehmen erfuhr im Laufe der Jahre eine starke Wandlung, auch die Tätigkeit hat sich verändert. Während früher die Implementierung von Software im Mittelpunkt stand, kam mit der Zeit das Prozessmanagement dazu, und heute spielt die digitale Transformation mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz eine zunehmend wichtige Rolle. Die Komplexität der Aufgaben hat mit der Komplexität der Führung von größeren Unternehmen zugenommen.

„Als ich gefragt wurde, ob ich bereit wäre, den Vorsitz im Verwaltungsrat zu übernehmen, habe ich erst einmal abgewinkt.“

Alexander Gallmetzer hat seine Ausbildung nach dem Studium an den Universitäten Harvard und Stanford abgerundet. Vielleicht deshalb wurde ihm im Jahr 2018 eine Art Nebenjob angeboten, nämlich die Präsidentschaft der Euregio Plus SGR AG, einer Inhouse-Gesellschaft, die zu je 45 Prozent den autonomen Provinzen Bozen und Trient und zu zehn Prozent dem Centrum Pensplan gehört. Ziel dieses Finanzverwaltungsunternehmens, das der Aufsicht durch die Banca d’Italia, der Finanzaufsicht des Landes, des Rechnungshofes und teilweise der Consob untersteht, ist nicht bloß die Verwaltung von Komplementärrenten. Euregio Plus kriegt Geld vom Land, sammelt aber besonders von institutionellen Investoren wie etwa Banken, Versicherungen oder Rentenfonds Kapital, um damit Investitionsprojekte in Südtirol und dem Trentino zu fördern bzw. Unternehmen bei der Realisierung von Vorhaben zu unterstützen.

„Als ich gefragt wurde, ob ich bereit wäre, den Vorsitz im Verwaltungsrat zu übernehmen, habe ich erst einmal abgewinkt, denn ich hatte keine professionelle Erfahrung auf diesem Gebiet. Dann aber hieß es, dass kein Fachmann gesucht werde, denn das operative Geschäft verantworte ein Generaldirektor, sondern ein unabhängiger und unternehmerisch denkender Präsident, der ein Garant dafür ist, dass die Gesellschaft die gesetzten Ziele verfolgt und Aktionen zugunsten einheimischer Unternehmen setzt. Dies hat mich überzeugt – und ich habe Ja gesagt“, erzählt Gallmetzer.

Unterstützung für die Unternehmen

Wenn er heute von der Euregio Plus spricht, merkt man, dass ihm diese Gesellschaft inzwischen ans Herz gewachsen ist. Die Wirtschaft wird durch Minibonds und Mezzanine-Kapital unterstützt. Mezzanine-Kapital wird meist dann benötigt, wenn die klassische Finanzierung von Investitionen durch Bankkredite nicht vollumfänglich erfolgen kann und auch keine zusätzlichen Anteilseigner ins Boot geholt werden sollen. Dann sind Mezzanine-Finanzierungen eine gute Möglichkeit, wobei diese in Form von Nachrangdarlehen oder als stille Beteiligung ausgeschüttet werden, sodass sie zum Eigenkapital zählen. „Wir haben in Südtirol ein sehr gutes Bankenwesen, aber den Geldhäusern sind wegen der Eigenkapitalvorschriften und der Risikosteuerung zuweilen die Hände gebunden. Da springen dann wir ein, wo dies ins Konzept passt und vertretbar ist“, sagt Gallmetzer. Ein Minibondfonds, ein Hotelfonds, ein Venture-Capital-Fonds und ein Photovoltaik-Fonds sind aufgelegt worden und teilweise bereits operativ. Hotels und Industrieunternehmen werden unterstützt, und eine Aufgabe besteht in der Verbauung von ehemaligen Kasernen­arealen, wie etwa jenem in Eppan oder bald auch in Meran.

Der Privatmensch

Gallmetzer sagt von sich, dass sein Arbeitstag oft auch zwölf Stunden umfasst. Das hindert ihn nicht daran, die Entwicklung seiner zwei inzwischen fast erwachsenen Kinder im Alter von 17 und 18 Jahren zu verfolgen. Von ihnen spricht er mit großer Begeisterung. Und er genießt, wie er betont, die Freizeit mit seiner Lebensgefährtin, die ein Modeunternehmen leitet.

Seit seiner Jugend liebt er das Tiefschneefahren, und das ist auch heute noch seine große Leidenschaft.

Auch Hobbys hat er. Seit seiner Jugend liebt er das Tiefschneefahren, und das ist auch heute noch seine große Leidenschaft. Dafür gönnt er sich schon einmal eine Auszeit im In- oder Ausland – immer auf der Suche nach dem besten Pulverschnee.

Schlagwörter: 02-25free

Ausgabe 02-25, Seite 6

Robert Weißensteiner

Robert Weißensteiner

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