Corvara – Michil Costa ist zweifelsohne einer der bekanntesten Hoteliers Südtirols. Er betreibt gemeinsam mit seiner Familie in Corvara das Fünfsternehotel La Perla und das angrenzende Berghotel Ladinia sowie in Bagno Vignoni in der Toskana das Hotel Posta Marcucci. Zudem ist er Präsident der „Maratona dles Dolomites“, bei der am 2. Juli wieder rund 7.000 Radbegeisterte aus aller Welt die Dolomitenpässe in Angriff nehmen werden. Kann er da wirklich glaubwürdig tun, was er tut, nämlich eine Beschränkung des Tourismus in Südtirol einzufordern?
„Es tut mir für die jungen Menschen leid, denn sie werden nicht mehr das schöne Leben haben, das ich bisher gehabt habe.“
In der neuen Folge des Podcasts „Die SWZ trifft“ stellt sich Michil Costa solchen und ähnlichen Fragen. „Wenn ein System verändert werden soll, muss die Freiheit des Einzelnen eben beschränkt werden“, sagt er und ergänzt: „Es tut mir für die jungen Menschen leid, denn sie werden nicht mehr das schöne Leben haben, das ich bisher gehabt habe.“ Es brauche eine „weltweite Ökokratie, eine ökologische Diktatur“, fordert er.
Michil Costa räumt ein, dass die „Maratona dles Dolomites“ nicht nachhaltig ist, aber er rechtfertigt sie. Er spielt bewusst mit Provokationen. Zum Beispiel wirft er den Vorschlag in den Raum, nur mehr Gäste nach Südtirol zu lassen, die ein bestimmtes CO2-Emissionen-Jahreskontingent noch nicht überschritten haben. Er möchte auch darüber diskutieren, den Südtirolurlaub durch mehrjährige Vorbuchungen zu verknappen und damit attraktiv zu machen: „Alles, was rar ist, hat einen großen Appeal. Südtirols Tourismus hat keinen Appeal mehr, mal abgesehen vom ökonomischen Appeal.“ Costa findet, dass Gäste erzogen werden müssen, es genüge nicht, darauf zu warten, dass sie aus Eigeninitiative nachhaltiger handeln. Natürlich, so meint er, sei im Tourismus nicht alles schlecht, aber er sei nun mal auch eine Belastung.
„Alles, was rar ist, hat einen großen Appeal. Südtirols Tourismus hat keinen Appeal mehr, mal abgesehen vom ökonomischen Appeal.“
In dieser Podcast-Folge geht es aber nicht nur um den Tourismus und dessen Grenzen. Michil Costa verrät auch, wie für ihn eine gute Mitarbeiterführung aussieht und ob die Fünf- oder sogar Viertagewoche auch im Tourismus kommen wird. Führen bedeute dienen, sagt Costa. In seinen Hotels „werden Mitarbeitende nicht von Managern geführt, sondern von Leadern“.
Schließlich spricht Michil Costa über die Costa Family Foundation, die er 2007 gegründet hat und über die Entwicklungsprojekte in Afrika, Asien und Südamerika gefördert werden. Die Arbeit mit der Stiftung relativiere vieles im Leben eines privilegierten Wohlstandsbürgers, wie er einer sei, räumt Michil Costa ein: „Es gibt Schlimmeres als verkochte Spaghetti.“
Abrufbar unter swz.it/podcast
Es ist ein Gespräch, in dem Michil Costa seinem Ruf gerecht wird, der Philosoph unter Südtirols Tourismustreibenden zu sein, aber gleichzeitig ein begnadeter Polarisierer. Trotz allem, so meint er, sei er ein Optimist, obwohl er oft so pessimistisch rede.
Das 30-minütige Gespräch kann hier abgerufen werden, ebenso über Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts. Neue Folgen gibt es ebendort jeden zweiten Mittwoch.