Bozen – Auf Grundlage von Artikel 46 des Gesetzesdekrets 198/2006 legt die Gleichstellungsrätin alle zwei Jahre den Bericht zur Beschäftigungssituation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Südtiroler Unternehmen vor. Mit dem Biennium 2020-2021 wurde erstmals die Pflicht zur Übermittlung der Daten vonseiten der Betriebe auf Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeiter:innen ausgeweitet. In früheren Zeiträumen wurden nur Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten befragt.
Anteil weiblicher Führungskräfte liegt bei zehn Prozent
Der siebte Bericht zur Beschäftigungssituation in großen Unternehmen der Provinz Bozen aus Genderperspektive (2020-2021) wurde heute vorgestellt. 543 Südtiroler Unternehmen haben die Daten übermittelt.
Da es sich um den Zweijahreszeitraum 2020-2021 handelt, bezieht sich der Bericht auf den Zeitraum der Pandemie und – wie die Datenanalyse zeigt – färbte diese Ausnahmesituation teilweise auch auf die Ergebnisse ab.
„Diese zeigen bezüglich des Geschlechterverhältnisses eine Realität, die leider nicht viel anders ist als die, die in früheren Berichten beschrieben wurde: Frauen sind immer noch benachteiligt und in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Obwohl 43,3 Prozent des gesamten Personals Frauen sind, liegt der Anteil der weiblichen Führungskräfte bei nur 10,1 Prozent“, hob Gleichstellungsrätin Michela Morandini bei der Präsentation des Berichts hervor.
Die vertikale Segregation und die „gläserne Decke“, die Frauen den Zugang zu Führungspositionen erschweren, bestehen also fort. „Es kann festgestellt werden, dass die Familien- und Pflegebetreuung immer noch vorwiegend als weibliche Aufgabe angesehen wird. Dies bezeugt der Umstand, dass 83,5 Prozent der Beschäftigten mit unbefristetem Teilzeitvertrag Frauen sind. Der Wartestand wegen Vaterschaft oder Mutterschaft wird eben-
falls mehrheitlich von Frauen in Anspruch genommen“, unterstrich AFI-Forscherin Aline Lupa. Aus dem Bericht geht zudem hervor, dass neben der vertikalen Segregation auch eine starke horizontale Segregation besteht: In einigen Branchen sind Frauen deutlich unterrepräsentiert.
Die gute Nachricht
Ein Abschnitt des Berichts befasst sich mit dem Wartestand wegen Vaterschaft- und Mutterschaft. Hier fällt auf, dass die Anzahl der Väter in Vaterschaft im Vergleich zu den Biennien vor der Pandemie gestiegen ist: Im analysierten Zeitraum waren von all jenen, die Mutter- bzw. Vaterschaft beantragt haben, 63,6 Prozent Frauen und 36,4 Prozent Männer. Im vorherigen Biennium waren es 92,2 Prozent Frauen und 7,8 Prozent Männer.
Erstmals enthält der Fragebogen Informationen zu den Maßnahmen, die von den Unternehmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ergriffen wurden. Am weitesten verbreitet in den Unternehmen ist die Gleitzeit, gefolgt vom Arbeitszeitkonto und dem Homeoffice. Dagegen werden Leistungen, die in Zusammenhang mit der Kinderbetreuung stehen, nur von 19,3 Prozent der Unternehmen angeboten. Was das Arbeiten im Homeoffice betrifft, ist anzumerken, dass das Biennium 2020-2021 maßgeblich von der Coronapandemie geprägt war. „Die Kontakteinschränkungen während der Lockdowns haben die Zahl von Mitarbeitenden im Homeoffice sprunghaft angehoben, und auch das Verhältnis ist relativ ausgewogen“, erklärte AFI-Direktor Stefan Perini. Ein deutlicherer Unterschied ist dagegen bei Führungskräften festzustellen: 13,9 Prozent der weiblichen Führungskräfte hatten von zu Hause gearbeitet, gegenüber 8,4 Prozent der männlichen Führungskräfte.