Chamonix/ Bozen – Am Mont Blanc wächst derzeit ein visionäres Hochgebirgsprojekt: Die neue Seilbahn auf Les Grands Montets kombiniert spektakuläre Architektur, technische Höchstleistung und extreme alpine Herausforderungen – mit entscheidender Beteiligung aus Südtirol.
Ein Kristall für den Mont Blanc
Die neue Seilbahn auf Les Grands Montets ersetzt die Anlage, die 2018 bei einem Brand zerstört wurde. Bekannt für ihre anspruchsvollen Pisten und die imposante Hochgebirgskulisse, wird die Region am Mont Blanc künftig nicht nur technisch, sondern auch architektonisch neu definiert. Unter hochalpinen Bedingungen entsteht ein neues Seilbahnsystem, bei dem Pichler projects eine tragende Rolle zukommt. Ein Team aus Architekten und Ingenieuren von Renzo Piano Building Workshop und schlaich bergermann partner (sbp) hat daher die Firmenzentrale in Bozen besucht, um maßstabsgetreue eins-zu-eins-Prototypen der Kristallkonstruktion zu begutachten und zu testen.

Vorne v.li.: Hannes Market (Pichler pro), Camille Lauras (spb), Frank Verbeeck (Pichler pro), Carla Fe Baumann (Renzo Piano), Andrea Chiabrera (Renzo Piano), Alessio Passera (Pichler pro), Ferdinand Pichler (Pichler pro), Daniele Maio (Pichler pro).
Architektur trifft Extrembedingungen
„Wir sind sehr stolz, im Auftrag der Compagnie du Mont-Blanc und entworfen vom RPBW Renzo Piano Building Workshop, 300 maßgefertigte Stahl- und Glaselemente herzustellen und zu installieren“, erklärt Hannes Market, Geschäftsführer von PICHLER projects. Die Konstruktion sei für extreme alpine Bedingungen ausgelegt und trotze Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 km/h. „Weitere Herausforderungen sind die Baustellenlogistik, der Platzmangel und die Sicherstellung der Produktions- und Montagetoleranz im hochalpinen Gelände.“

Die technischen Eckdaten sprechen für sich: Die neue Bahn überwindet auf 4690 Metern Länge rund 2.000 Höhenmeter. Die Talstation liegt in Argentière auf 1230 Metern, die Mittelstation in Lognan auf 1971 Metern, die Bergstation „L’Aiguille des Grands Montets“ auf 3235 Metern. Der Gipfel selbst ragt bis auf 3300 Meter. Das Dach der Stationen ist für eine Schneelast von einer Tonne pro Quadratmeter ausgelegt. Die Mittel- und Bergstation bestehen insgesamt aus 300 Kristallmodulen, je 2,5 mal 2,5 mal 1,15 Metern.
„Architektonisch schlagen wir aber ein neues Kapitel auf.“ Projektleiter Frank Verbeeck
Für Pichler projects ist das Gelände kein Neuland. Das Unternehmen war bereits an ähnlichen Hochgebirgsprojekten beteiligt, etwa an der Zugspitzbahn oder der Falginjochbahn am Kaunertaler Gletscher. Projektleiter Frank Verbeeck betont: „Alle Arbeitsschritte müssen akribisch abgestimmt und individuelle Lösungen entwickelt werden. Es gibt kaum Spielraum, sowohl was den Platz am Gipfel als auch die Wetterbedingungen betrifft. Architektonisch schlagen wir aber ein neues Kapitel auf: Gerade die Bergstation wird für die gesamte Region ein Aushängeschild, das ihresgleichen sucht.“
Ein neues Wahrzeichen in den Alpen

Die Gestaltung der Stationen orientiert sich an Kristallformen aus der Natur, insbesondere am Pyrit. Auf der Aiguille des Grands Montets entsteht ein 20 Meter hoher Kristallkubus, der sich in den Hang integriert und die geometrische Struktur des Pyrits aufnimmt. Er markiert das Ende des Bahnwegs und den Übergang zu den alpinen Routen mit Blick auf das umliegende Hochgebirge.
Die Bauarbeiten haben 2023 begonnen. Die Montage der Stahl-Glas-Module ist zwischen Mai und November 2026 geplant. Die Bahn wird künftig zehn Monate im Jahr in Betrieb sein – bisher waren es nur sechs. Eine zusätzliche Attraktion ist die geplante Aussichtsplattform „Kristall G4“, die durch ihre Konstruktion einer „Kathedrale des Lichts“ gleichen soll.















