Bozen – Wie wir schlafen, hat großen Einfluss auf unser Leben, das wird immer mehr Menschen bewusst. Von April bis Juni 2024 hat das Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Statistik ASTAT eine Studie zum Schlaf der Südtiroler:innen durchgeführt.
„Schlaf ist für unsere Gesundheit genauso entscheidend wie etwa unser Bewegungs- oder Ernährungsverhalten. Erst kürzlich hat die American Heart Association die Schlafdauer und -qualität als eine von acht lebenswichtigen Voraussetzungen für die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bezeichnet“, unterstreicht Dr. Dietmar Ausserhofer, Leiter der Südtiroler Schlafstudie 2024 und Wissenschaftler am Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen.
Schlaf ist wichtig für unsere Gesundheit, unsere Stimmung und auch unsere Leistungsfähigkeit bei der Arbeit. Bei der Arbeit sind Menschen, die auf längere Dauer schlecht oder wenig schlafen, weniger leistungsfähig, insbesondere bei monotonen Arbeiten. „Bei Aufgaben, die sich über eine lange Zeitspanne ziehen, werden solche Menschen fehleranfällig“, sagte Isabell Prophet, Schlafberaterin, kürzlich gegenüber der SWZ. Hier geht’s zum Artikel.
2.000 Befragte
Mit der Studie liegen zum ersten Mal Daten zur Schlafqualität in Südtirols erwachsener Allgemeinbevölkerung vor. Die Befragung der Bevölkerung erfolgte im Zeitfenster April–Juni 2024 in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Statistik ASTAT. Aus den Melderegistern der Gemeinden wurde eine Stichprobe von 4.000 Personen über 18 Jahren gezogen. 2.090 Personen haben den Fragebogen ausgefüllt.
Die wichtigsten Ergebnisse der Schlafstudie 2024 in der Übersicht:
- Die Schlafqualität wird subjektiv von 82 Prozent der Studienteilnehmer:innen als ziemlich gut oder sehr gut beschrieben. Eine:r von sechs Teilnehmer:innen bewertet die Schlafqualität hingegen als ziemlich schlecht oder sehr schlecht. Die Menschen in Südtirol schlafen im Durchschnitt genauso gut oder sogar etwas besser als Menschen in anderen Teilen Italiens und der Welt. Mit Beginn der Corona-Pandemie hat sich das Risiko für Schlafprobleme weltweit um 40 Prozent erhöht.
- Die Schlafqualität hängt mit dem Alter, dem Geschlecht und chronischen Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck) zusammen. „Chronische Erkrankungen und vor allem psychische Leiden wie Depressionen und Angststörungen wirken sich negativ auf die Schlafqualität aus. Schlafstörungen sind auch bei Menschen mit Bluthochdruck, Stoffwechsel- und Nierenleiden ausgeprägter. Wer eine chronische Erkrankung hat, berichtet häufiger von Ein- und Durchschlafproblemen“, erklärt Christian Wiedermann.
- Frauen schlafen bedeutend häufiger schlecht als Männer. „Dieser Unterschied wird zwar zumeist anhand hormoneller Umstellungen (z.B. Menstruation, Schwangerschaft oder Menopause) erklärt, zeigt jedoch, dass noch großer Forschungsbedarf hinsichtlich der Gender-Medizin zum Thema Schlaf besteht“, so Dietmar Ausserhofer.
- Die/der durchschnittliche Südtiroler:in pflegt ein „klassisches“ Schlafmuster: „Sie/er geht zwischen 22.00 und 23.00 Uhr ins Bett (60 Prozent der Befragten) und wacht morgens zwischen 6.00 und 7.00 Uhr (61 Prozent der Befragten) auf. Das sind pro Nacht durchschnittlich sieben Stunden Schlaf. „Diese Dauer entspricht den Empfehlungen der wissenschaftlichen Literatur, die für Erwachsene eine nächtliche Schlafdauer von 7 bis 8 Stunden als ideal angibt“, betont Ausserhofer.
- Trotz dieser Empfehlung schlafen viele jedoch weniger: Rund 28 Prozent der Befragten gaben an, in den vier Wochen vor der Erhebung lediglich 6 Stunden oder weniger pro Nacht geschlafen zu haben. „Ein solcher Schlafmangel hat oft Folgen: Viele Menschen fühlen sich tagsüber erschöpft und haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder geistig fit zu sein. Auf lange Sicht kann ein dauerhaftes Schlafdefizit sogar ernste gesundheitliche
Auswirkungen haben“, so Ausserhofer hervor. - Etwa 13 Prozent der Südtiroler Bevölkerung berichten von Durchschlafproblemen: Das heißt, dass sie im vergangenen Monat mindestens dreimal pro Woche nachts aufgewacht sind und nicht wieder einschlafen konnten. Einschlafstörungen – also die Situation, in der das
Einschlafen mehr als eine halbe Stunde dauert – betreffen ca. neun Prozent der Bevölkerung.