Bozen/Rom – Rund 428.000 steuerpflichtige physische Personen hat das Wirtschafts- und Finanzministerium (MEF) im Hinblick auf die Steuererklärungen für das Einkommen 2020 in Südtirol registriert. Die hohe Anzahl von Steuerpflichtigen bzw. Steuerzahlern kommt dadurch zustande, dass neben den derzeit Beschäftigten u.a. auch Rentner:innen und Student:innen mit zeitlich begrenzter Arbeitstätigkeit zu den Steuerpflichtigen zählen.
13.800 in Südtirol Ansässige erklären ein Einkommen von mehr als 75.000 Euro
Etwa 8.300 von diesen Steuerpflichtigen im Land zählen zu den Gutverdiener:innen, die in ihrer Steuererklärung 2021 (bezogen auf das Einkommen 2020) ein Einkommen von 75.000 bis 120.000 Euro erklärt haben, weitere 5.500 deklarierten mehr als 120.000 Euro. Es sind dies die beiden höchsten Einkommenskategorien, die das MEF ausweist; der Einfachheit halber werden all diese Personen in diesem Artikel als Gut- oder Topverdiener:innen bezeichnet. Zu diesen zählen alles in allem 3,2 Prozent bzw. 13.800 aller in Südtirol steuerpflichtigen physischen Personen.
Genaugenommen ist die Zahl derjenigen, die mehr als 75.000 Euro Jahreseinkommen erklären, noch etwas höher – allerdings ist die Anzahl dieser Personen in einigen Gemeinden so gering, dass sie das MEF aus Gründen des Datenschutzes nicht veröffentlicht. Dies ist beispielsweise in Altrei, Prettau oder Truden der Fall. Es ist dies auch der Grund dafür, weshalb die Berechnung des Prozentanteils der Großverdiener an allen Steuerpflichtigen in diesen Gemeinden bzw. deren Anteil am insgesamt in diesen Gemeinden angegebenen steuerpflichtigen Einkommen nicht ganz korrekt ist. Die SWZ hat sich dennoch entschlossen, auch in solchen Gemeinden mit unvollständigen Angaben die beiden Werte in Relation zu setzen, weil dadurch sehr wohl eine Tendenz ablesbar ist.
2020 weniger Topverdiener:innen als 2019
Zurück zu den Südtiroler Topverdiener:innen: Deren Anzahl ist zuletzt etwas gesunken. Waren es bei den Steuererklärungen 2020 (Einkommen 2019) noch fast 15.000 bzw. 3,4 Prozent der Steuerpflichtigen, so sind es bei der bis dato letzten Steuererklärung (2021, Einkommen 2020) um 1.200 Personen bzw. etwa acht Prozent weniger. Dies hängt wohl mit der Corona-Pandemie zusammen, die 2020 ihren Anfang nahm. Die für jenes Jahr erklärten Einkommen waren deshalb für gar einige Unternehmer:innen, Selbstständige und Führungskräfte niedriger als in den Jahren zuvor. Betroffen davon war etwa der Tourismussektor, weshalb zum Beispiel in Corvara (von 6,9 Prozent auf 4,3 Prozent) oder Wolkenstein (von 5,9 Prozent auf 3,6 Prozent) der Anteil der Gutverdiener an den Steuerzahlern deutlich gesunken sein dürfte.
Waren die beiden genannten Gemeinden in den vergangenen Jahren jene, die den größten Topverdiener-Anteil an den insgesamt ansässigen Steuerpflichtigen aufwiesen, so finden sie sich bei den Steuererklärungen 2021 lediglich noch im (wenn auch vorderen) Mittelfeld wieder.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Tourismussektor zeigen sich auch daran, dass der Topverdiener:innen-Anteil an den Ansässigen in Corvara oder Wolkenstein deutlich gesunken ist.
Mit ca. 5,2 Prozent ist dieser Anteil in der Überetscher Kommune Eppan nun am höchsten, wo rund 27 Prozent des alles in allem versteuerten Einkommens auf das Konto von Gutverdiener:innen gehen. Es folgen die zwei Pusterer Gemeinden Bruneck (5,1 Prozent der Steuerzahler generieren gut 25 Prozent des versteuerten Einkommens) und Pfalzen (4,8 Prozent / 25,5 Prozent). Alle drei übrigens Gemeinden mit einem traditionell überdurchschnittlichen Topverdiener:innen-Anteil unter den Ansässigen.
Am anderen Ende der Rangliste findet sich Moos in Passeier (wo aber aus Gründen des Datenschutzes keine Angaben bezüglich Steuerpflichtigen mit Einkommen zwischen 75.000 und 120.000 Euro vorliegen) mit 0,5 Prozent der Steuerpflichtigen, die rund 8,7 Prozent des in der Gemeinde insgesamt erklärten Einkommens auf sich vereinen – fast 2,3 Millionen von 26,4 Millionen Euro. Das bedeutet zugleich, dass die acht Personen, die für 2020 mehr als 120.000 Euro Jahreseinkommen erklärten und in Moos ansässig sind, im Schnitt annähernd 286.000 Euro verdienen. Damit sind diese die Bestverdiener:innen unter Südtirols Gutverdiener:innen.
Höchste Durchschnittseinkommen in Moos, Mühlwald und Schnals
Das zweithöchste Durchschnittseinkommen (und dazu vollständige Daten für die beiden höchsten Einkommenskategorien) haben Topverdiener:innen, die in der Gemeinde Mühlwald wohnhaft sind, wo der Wert bei etwas mehr als 183.000 Euro liegt. Auf Rang drei findet sich Schnals mit 175.000 Euro.
Die Durchschnittswerte reichen hinunter bis auf 86.000 Euro in Unsere Liebe Frau im Walde-St. Felix, wo aber keine Bürger:innen mit einem erklärten Einkommen von mehr als 120.000 Euro wohnen. In anderen Gemeinden mit einem Schnitt von weniger als 100.000 Euro (zum Beispiel Taufers im Münstertal, Prettau oder Kuens) ist die Anzahl derjenigen, die ein Einkommen von mehr als 120.000 Euro erklären, so gering, dass das MEF die Zahlen für diese Kategorie nicht veröffentlicht – und die Durchschnittswerte damit ein einseitiges Bild zeichnen.
Der niedrigste sechsstellige Wert – 100.330 Euro – wird dann in Graun erreicht, wo 23 Personen ein Einkommen zwischen 75.000 und 120.000 Euro erklären sowie sechs eines von mehr als 120.000 Euro.
18,4 Prozent der insgesamt in Südtirol erklärten Einkommen entfallen auf die Topverdiener:innen – bzw. 1,9 Milliarden Euro von alles in allem ca. 10,4 Milliarden Euro.
Der Südtiroler Durchschnitt für die Gutverdiener:innen liegt bei einem Jahreseinkommen von 138.000 Euro. Dieser Wert hat sich seit den Steuererklärungen 2020 nur unwesentlich verändert, als er bei 139.000 Euro lag. In etwa zwei Dritteln der Gemeinden wird für die Einkommen 2020 dieser Wert unterschritten, im Rest der Kommunen übertroffen.
Damit entfallen ca. 18,4 Prozent der insgesamt in Südtirol erklärten Einkommen auf die Topverdiener:innen mit Einkommen von mehr als 75.000 – bzw. 1,9 Milliarden Euro von alles in allem ca. 10,4 Milliarden Euro.
Info zur Tabelle * Gemeinden, in denen es keine Topverdiener:innen mit einem erklärten Einkommen von mehr als 75.000 Euro gibt / ** Gemeinden, für die das MEF die Anzahl der Topverdiener:innen mit einem Einkommen zwischen 75.000 und 120.000 Euro oder von mehr als 120.000 Euro aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht / *** Gemeinden, in denen das MEF aus Datenschutzgründen weder die Anzahl der Topverdiener:innen mit erklärten Einkommen zwischen 75.000 und 120.000 Euro noch jene mit erklärtem Einkommen von mehr als 120.000 Euro veröffentlicht / **** Ganz korrekt ist die Bezeichnung „Prozentanteil Topverdiener:innen am insgesamt in der Gemeinde versteuerten Einkommen“ nicht, da sich der Gesamtwert auf das zu versteuernde Einkommen bezieht (also nach eventuellen Steuerabzügen/reddito imponibile), die Werte für die Gutverdiener:innen aber den Bruttoeinkommen entsprechen. Das Finanzministerium stellt jedoch diese Daten nicht zur Verfügung. Dennoch hat sich die SWZ entschlossen, die beiden Werte in Relation zu setzen, weil dadurch sehr wohl ein Überblick bzw. eine Tendenz, wie viel die Topverdiener:innen zum insgesamt in einer Gemeinde anfallenden steuerbaren Einkommen beitragen, möglich ist.