Der Südtiroler Landeshaushalt ist in den letzten vier Jahrzehnten konstant gewachsen und hat dabei zu Beginn der 1990er-Jahre einen großen Sprung nach oben gemacht. Die Mittel, die Land und Gemeinden zur Verfügung standen, haben deutlich schneller zugenommen als die Wirtschaftsleistung und das Einkommen der Südtiroler. Das Land Südtirol hat in dieser Zeit zuerst gute, dann fette Jahre erlebt. Es war dies eine Ära, in der fast alles finanzierbar schien und fast alles finanziert wurde. Südtirol verfügt heute über die besten Straßen, die teuersten Schulen, die großzügigsten Radwege und Feuerwehrhallen, den dichtesten und zugleich billigsten Nahverkehr, die umfangreichste Altenpflege und dergleichen mehr, und die öffentlichen Verwaltungen haben sich reichlich am Arbeitsmarkt eingedeckt. Die Politik ist es gewohnt, aus dem Vollen schöpfen zu können – und wir Bürger, dass wir gehört werden, gleichgültig, ob wir einen neuen Sportplatz oder kostenlose Schulbücher fordern.
Aber jetzt muss der Staat sparen, und auch Südtirol kommt unter die Räder. Die ersten Zugeständnisse, die mit dem Mailänder Abkommen Ende 2009 gemacht wurden, reichen nicht aus. Italien steht vor dem finanziellen Kollaps, also beschneidet Rom auch die Finanzmittel für Südtirol. Das Land tut gut daran, sich gegen die wiederholten Verstöße gegen das Autonomiestatut zu wehren. Am Sparen führt jedoch kein Weg vorbei. Das Problem: Die Politik hat das, was sie jetzt tun muss, in der langen Zeit des Überflusses verlernt. Dazu kommt, dass die Bevölkerung zwar das Sparen begrüßt, dieses aber auf wenige Dinge wie die Politikergehälter, den Flugplatz oder einige sogenannte Prunkbauten beschränken möchte. Aber das reicht bei Weitem nicht. Sind jedoch breite Bevölkerungsgruppen vom öffentlichen Sparen betroffen, wird es ein großes Wehklagen geben. Die Südtiroler schimpfen zwar laut über die hohen Steuern, applaudieren jedoch, wenn sich das Land wieder einmal spendabel zeigt, weil hierzulande kein Zusammenhang zwischen Steuern und öffentlichen Leistungen ersichtlich ist.
Im Wahljahr 2013 wird aber gespart und verzichtet werden müssen. Wir alle sind angehalten, uns in einer Disziplin zu üben, die wir nicht mehr beherrschen.














