SWZ: Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Saison?
Helmut Sartori: Im Großen und Ganzen ist die Saison gut verlaufen, vor allem der Start war sehr gut. In diesem Jahr fallen Fasching und Ostern auf späte Termine. Das hat man in der zweiten Hälfte der Saison durchaus bemerkt. Der Betrieb hat da nachgelassen.
Es heißt, Skifahren könne sich kaum mehr jemand leisten, zugleich gibt es Zuwächse bei den verkauften Tickets. Wie passt das zusammen?
Man sieht, dass das Interesse am Skifahren nach wie vor besteht. Natürlich kostet es Geld – wie alles andere auch. Es gab Preiserhöhungen, die zuletzt vielleicht stärker ausgefallen sind, als man es bisher gewohnt war. Das betrifft aber nicht nur das Skifahren, sondern alle Lebensbereiche. Die relativ hohe Inflation hat sich in der Preisstruktur widergespiegelt.
Die Preissteigerungen betreffen aber nicht nur das Skifahren, sondern alle Lebensbereiche.
Also ist Skifahren nicht nur etwas für Besserverdienende?
Nein, denn das Interesse besteht quer durch die Bevölkerung. Die Leute wollen raus in die Natur, in den Schnee. Entsprechend nutzen sie das Angebot sehr gerne.
Andernorts ist das Skifahren deutlich teurer als in Südtirol, etwa in den USA. Was leiten Sie daraus ab?
Wir schauen natürlich, was andernorts passiert und in welchem Rahmen andere Skigebiete sich bewegen. Unabhängig davon versuchen wir immer, gute Angebote zu machen, egal für wen. Gerade bei den Kinderpreisen wurde in den vergangenen Jahren sehr viel getan. Dementsprechend bin ich überzeugt, dass wir über eine Preisstruktur verfügen, die gut angenommen wird.
Die ersten Skigebiete haben vergangene Woche geschlossen. Zahlt es sich für die größeren aus, bis Ostern offenzuhalten, oder liegt es am Druck anderer Beteiligter im System?
Die Gebiete sind sehr unterschiedlich und fahren entsprechend unterschiedliche Strategien. Es kommt unter anderem darauf an, wie stark die Gebiete im Sommerbetrieb sind, wie früh sie in den Sommerbetrieb starten. Manche fahren die Strategie, Ostern auf jeden Fall noch mitzunehmen, egal ob es auf ein frühes oder spätes Datum fällt. In diesem Jahr ist Ostern spät und manche Gebiete halten offen. Das ist relativ lang – wohl wissend, dass bis Ostern ein schwächerer Zeitraum sein wird.
Schlussendlich wird es sich auszahlen, sonst würden sie es nicht machen, oder?
Es gibt dort mit Sicherheit strategische Überlegungen. Von diesen Gebieten gibt es die Kommunikation, dass man bis Ostern Ski fahren kann, egal auf welches Datum Ostern fällt. Diese strategischen Überlegungen sind von den einzelnen Gebieten gut durchdacht, auch wenn ein später Ostertermin aus wirtschaftlicher Sicht nicht förderlich ist.
Die Lust aufs Skifahren ist meist zu einem anderen Zeitpunkt am größten, nämlich zu Saisonbeginn. Längst ist es allerdings nicht mehr verlässlich, dass im November erste Schneefälle die Grundlage für die Saison legen. Wie gehen Sie damit um?
Im Frühwinter ist das Interesse am Skifahren tatsächlich stark. Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, dass der Saisonstart immer recht gut funktioniert hat. Dafür haben wir viel Arbeit in die Vorbereitung gesteckt und konnten so pünktlich öffnen. Wenn wir ein Datum kommunizieren, müssen wir natürlich versuchen, es einzuhalten. Die technische Beschneiung spielt dabei seit Jahren eine wesentliche Rolle. Die Gebiete haben in den vergangenen Jahren große Summen investiert, um die Eröffnungstermine einhalten zu können.
Wie blicken Sie den Folgen der Klimakrise entgegen?
Die Kostenstruktur verändert sich, das sehen wir schon seit Jahren. In Zukunft wird das eine der großen Herausforderungen sein. Wir müssen uns mit der Thematik auf jeden Fall auseinandersetzen.
Wagen wir einen Blick auf die nächste Saison: Wie werden sich die Ticketpreise entwickeln?
Die Preise für die nächste Wintersaison werden demnächst festgelegt. Dies obliegt den einzelnen Gesellschaften bzw. den Skipasskonsortien und einzelnen Talschaften.
Wird es wieder Preissteigerungen geben?
Ja, mit Sicherheit, um die erhöhten Kosten abfangen zu können.
Wovon hängt es ab, ob ein Skigebiet rentabel ist?
Unter anderem davon, wie ein Skigebiet strukturiert ist. Wie allgemein in der Wirtschaft gibt es stärkere und schwächere Gesellschaften – aus verschiedenen Gründen. Denken wir nur an die Rahmenbedingungen: Welches Einzugsgebiet habe ich? Welche Bettenstruktur? Welches Angebot? In diesem Zusammenhang darf man nicht vergessen, dass Skigebiete in manchen Talschaften eine wesentliche Rolle für die Wirtschaft spielen. Sind sie geschlossen, wirkt sich das auf die Hotellerie aus, auf die Restauration, die Skiverleihe, die Skibusse, die Skischulen und Hüttenstruktur. Die Skigebiete sind somit Treiber und Motor für viele andere. Auch der Handwerker lebt direkt oder indirekt von den Skigebieten. Bestimmte Arbeiten werden nur vergeben, weil es eine gewisse Auslastung gibt. Es ist ein Rad, das vielerorts von den Skigebieten am Laufen gehalten wird.
Bei der Überprüfung des Landeshaushalts stellte Andrea Zeppa fest: „Im Besonderen die Beiträge für Seilbahnen und Aufstiegsanlagen können auf jene Bezirke beschränkt werden, die schwächer entwickelt sind.“ Würden Sie dem zustimmen?
Fakt ist: Bei Weitem nicht alle Gebiete erhalten Förderungen und Beitragsleistungen. Schon heute sind es nur jene, die sie nötig haben. Starke Gebiete wie Gröden, Gadertal oder Kronplatz bekommen heute schon keine öffentlichen Gelder in Bezug auf die Aufstiegsanlagen. Bei den anderen ist es unerlässlich, sie zu bewahren, da sie, wie vorhin erklärt, der Motor der Wirtschaft sind. Ohne Förderungen würden manche Gebiete starke Schwierigkeiten haben, morgen noch da zu sein.
Denken Sie an ein bestimmtes Gebiet?
Nein. Es gibt ganz allgemein Gebiete, die Schwierigkeiten haben. Nicht nur in Südtirol. Das gilt auch fürs Trentino oder Nordtirol. Wenn ein solches Gebiet zusperrt, hat das ganze Tal ein Problem.
Sie haben gesagt, es gebe verschiedene Herausforderungen. Welche?
Es gibt kleine Gebiete, deren Einzugsgebiet nicht besonders groß ist, in denen sich die Investitionen ein Stück weit gestaut haben. Gerade sie brauchen Unterstützung, um die notwendigen Investitionen tätigen zu können.
Menschen, die wandern oder rodeln, werden als Zielgruppe wichtiger. Am Rittner Horn stellen sie bereits 30 Prozent aller Besucher:innen, in Meran 2000 zwölf Prozent. Wird dieser Anteil weiter steigen?
Das Angebot im Winter ist grundsätzlich vielfältiger geworden. Manche gehen vormittags Ski fahren und nachmittags rodeln. Die Menschen wollen raus in die Natur – und das ist Sinn und Zweck der Übung. Gerade bei den Kindern und Jugendlichen ist die Alternative dazu häufig, daheim im Zimmer zu sitzen und auf einen Bildschirm zu schauen. Das kann nicht unser Ziel sein.
Personen, die rodeln oder wandern, werden weniger Umsatz bringen, da sie tendenziell seltener eine Tageskarte erwerben. Was bedeutet die Entwicklung also für die Liftbetreiber?
Es kommt aufs einzelne Gebiet an, wie es sich positioniert und was es anbieten möchte. Das Skifahren wird aber wesentlich bleiben.
Die Verbindung Saltria-Monte Pana stieß zuletzt auf Widerstand. Landesrat Peter Brunner sagte, so etwas sei nicht mehr zeitgemäß. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
Die Verbindung besteht bereits, allerdings per Bus. Ich verstehe bestimmte Vorbehalte und die Diskussionen. Zugleich liegen Projekte auf dem Tisch, die sehr gut durchdacht sind und eine bestimmte Notwendigkeit aufweisen. Es wäre eine Aufwertung für die Gebiete, und der Eingriff in die Natur wäre in vertretbarem Ausmaß umzusetzen.
Inwiefern wird für Skigebiete in Zukunft Wachstum möglich sein?
Wir Betreiber wiederholen uns hier gerne: Wir sprechen nicht von neuen Skigebieten. Die brauchen wir auch nicht. Was wir sehr wohl brauchen, ist eine gewisse Weiterentwicklung in den bestehenden Gebieten. Es muss auch machbar sein, Gebiete zusammenzuschließen. Ganz allgemein gilt in der Wirtschaft: Wenn ich einem Unternehmen nicht die Möglichkeit gebe, sich weiterzuentwickeln, wird es sich über kurz oder lang sehr schwertun. Das gilt auch für die Liftunternehmen. Wir akzeptieren natürlich Spielregeln und Rahmenbedingungen. Aber eine gesunde Weiterentwicklung, um konkurrenzfähig zu bleiben, muss gegeben sein.
Wenn ich einem Unternehmen nicht die Möglichkeit gebe, sich weiterzuentwickeln, wird es sich über kurz oder lang sehr schwertun. Das gilt auch für die Liftunternehmen.
Für die Unternehmen ist es wichtig, zu wachsen. Die Bevölkerung äußert zugleich ihre Bedenken. Lässt sich das in Einklang bringen?
In den vergangenen 30 Jahren ist die Anzahl der Lifte nach unten gegangen. Es gibt heute weniger Lifte. Dennoch gibt es eine gewisse Skepsis und Ablehnung, die aber nicht nur die Liftbetreiber betrifft, sondern den gesamten Tourismus. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in einem Land leben, dem der Tourismus Reichtum gebracht hat. Zahlreiche Strukturen verdanken wir diesem Sektor.
Inwiefern ist es bei den Seilbahnunternehmen Thema, die Gesinnung der Bevölkerung zu verbessern?
Wir versuchen seit mehreren Jahren, Akzente zu setzen, etwa durch die Preisgestaltung. Im vergangenen Jahr haben wir zum ersten Mal den Seilbahnsommer gestartet, den es auch heuer wieder geben wird, mit einer Preisreduzierung von mindestens 30 Prozent für Einheimische. Wir Seilbahner sind vielfach direkt vor der Haustür der Menschen. Dadurch ist viel Emotionalität im Spiel, sei es positive als auch negative. Man verbindet häufig Erinnerungen mit den Gebieten – etwa wie man als Kind Ski fahren gelernt hat.
Interview: Sabina Drescher