Bozen – Wenn ein Wirtschaftsverband und ein Umweltverband mal einer Meinung sind: Kürzlich haben Vertreter:innen des Handwerkerverbandes lvh und des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz über Möglichkeiten gesprochen, wie Vögel besser vor tödlichen Kollisionen mit Glasfassaden geschützt werden können. Dabei kam man zur Auffassung, dass der Einsatz von Vogelschutzglas verstärkt werden sollte.
„Der Hintergrund ist alarmierend: Schätzungen zufolge sterben in Südtirol jährlich über 10.000 Vögel an unsichtbaren Barrieren wie Glasfassaden, Lärmschutzwänden oder gläsernen Bushaltestellen“, heißt es vom lvh. Besonders problematisch sei dabei der Einsatz von spiegelndem oder klarem Glas, das für Vögel kaum wahrnehmbar sei und somit eine gefährliche „unsichtbare Falle“ darstelle.
Zehn Prozent an Mehrkosten
„Das Handwerk übernimmt hier Verantwortung. Unsere Betriebe sind bereit, gemeinsam mit Planer:innen, Behörden und Umweltschützer:innen Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen“, sagt lvh-Direktor Walter Pöhl. Auch auf politischer Ebene müsse das Thema stärker verankert werden.

Konkret fordert der lvh den verpflichtenden Einsatz von sogenanntem Vogelschutzglas bei öffentlichen Bauprojekten. Dieses Spezialglas verfüge über UV-reflektierende Beschichtungen, die für Vögel sichtbar, für Menschen jedoch kaum wahrnehmbar sind.
„In der Schweiz und Österreich ist diese Technik bei modernen Bauten wie etwa bei der ÖBB bereits Standard. Die Glas-Mehrkosten liegen bei rund zehn Prozent – ein verhältnismäßig geringer Preis für aktiven Tierschutz“, meint der lvh.
Die Strategie
Um diese Standards in Südtirol zu etablieren, verfolgt der lvh eine mehrstufige Strategie: Im Rahmen des „Regionalen Planungsverfahrens“ (RPV) sollen künftig klare Vorgaben zum Vogelschutz verankert werden. Parallel dazu arbeitet der Verband gemeinsam mit Architektinnen und Architekten an einer fundierten fachlichen Positionierung.
Gleichzeitig koordiniert lvh-Vorstandsmitglied Horst Pichler Gespräche mit Glasherstellern, um sicherzustellen, dass geeignete Materialien in ausreichendem Maße verfügbar sind. Auch ein spezielles Weiterbildungsprogramm für Planer:innen ist in Vorbereitung, das den sachgerechten Einsatz von Vogelschutzglas vermittelt. Ergänzt wird die Initiative durch eine geplante Wanderausstellung, die in Südtiroler Gemeinden und Institutionen für zusätzliche Sensibilisierung sorgen soll.
„Glas kann modern, funktional und gleichzeitig tierfreundlich sein – wenn man die richtigen Entscheidungen trifft“, unterstreicht Heinrich Hauser, Obmann der Schmiede und Schlosser im lvh.













