Bozen – Der 11. April ist in Südtiroler der „Gender Pay Gap Day“. Er soll darauf aufmerksam machen, dass Frauen in Südtirol für gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer. Laut dem Statistikinstitut Astat sind es 17,3 Prozent weniger. „Eine Zahl, die nicht nur das Monatsgehalt betrifft – sondern sich auf Karrierewege, Rentenansprüche und die finanzielle Eigenständigkeit von Frauen auswirkt“, betont die Gleichstellungsrätin Brigitte Hofer.
Sie sagt: „Wer die gleiche Arbeit leistet, verdient auch das gleiche Gehalt – alles andere ist schlicht ungerecht.“ Was hinzukomme, seien strukturelle Hürden: „Frauen übernehmen nach wie vor den Großteil unbezahlter Sorgearbeit, arbeiten häufiger in Teilzeit oder in Berufen, die schlechter entlohnt werden – und sie sind in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert.“
Das ist laut Hofer „kein individuelles Versagen, sondern ein Systemproblem, das wir gemeinsam überwinden müssen“.
Neue EU-Richtlinie
Die Gleichstellungsrätin verweist auf die EU-Richtlinie 2023/970 zur Entgelttransparenz. Damit komme mehr Licht in undurchsichtige Lohnstrukturen. Bis Juni 2026 müssen demnach alle EU-Staaten gesetzlich sicherstellen, dass
- Gehaltsspannen in Stellenanzeigen angegeben,
- Informationen zu Durchschnittsgehältern aufgeschlüsselt und
- geschlechtsspezifische Lohnunterschiede identifiziert und behoben werden – insbesondere in Unternehmen mit über 100 Mitarbeitenden.
„Transparenz schafft Vertrauen – und ist der erste Schritt zu echter Chancengleichheit am Arbeitsplatz. Das ist kein lästiger Aufwand, sondern eine Investition in eine faire und moderne Arbeitswelt“, meint Brigitte Hofer.
Die EU verfolge mit dieser Richtlinie ein klares Ziel: Lohnunterschiede dort zu beseitigen, wo zu viel Subjektivität im Spiel ist – etwa durch individuelle Verhandlungsgeschicklichkeit. In der Praxis führe das oft dazu, dass Männer bei Gehaltsverhandlungen erfolgreicher sind und Frauen benachteiligt werden. Klare und vergleichbare Kriterien sollen hier für mehr Objektivität für alle Arbeitenden sorgen.
„Jetzt schon offen mit Gehaltsinfos umgehen“
Brigitte Hofer ruft Südtiroler Betriebe bereits jetzt dazu auf, bei Stellenausschreibungen offen mit Gehaltsinformationen umzugehen. Das fördere nicht nur die Gleichstellung, sondern auch die Attraktivität als moderner Arbeitgeber im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte.
„Die neue Generation will wissen, wie viel sie verdienen wird“, sagt die Gleichstellungsrätin.