Samstagabend bei Nieselregen. In einem der mit ausgehfreudigen Teenagern überfüllten Busse beobachte ich eher unfreiwillig, aber doch neugierig eine mit fünf Mobiltelefonen bewaffnete Dreiergruppe. Ich muss leicht schmunzeln, während ich ihr Alter anhand der verwendeten Ausdrücke und Gesprächsthemen auf 15 bis 16 schätze – eine optische Einschätzung ist durch kiloweise „Pickelversteckungsmittel“ nur begrenzt möglich.
Während ich also so da sitze und den Klagen über schlechte Auflösungen und lange Ladezeiten, verschiedenen App-Vergleichen und Fotopräsentationen ausgesetzt bin, übe ich mich in erwachsenem Verhalten: „Ach, die Jungen – die haben ja keine Ahnung.“ Und ich behaupte, ich habe recht!
Während wir Kinder der 1980er-Jahre uns an zweifarbigen Bildschirmen erfreuten und auf Pixel so groß wie aktuelle Digitalkameras starrten, beschweren sie sich über kleine Unschärfen. Während wir beim Laden einer Webseite am PC noch gemütlich ein Butterbrot schmierten, beschweren sie sich, wenn die Seite noch nicht da ist, wenn sie schon daran denken. Nein, keine Ahnung.
Wir – fast schon und leicht über – Dreißigjährigen erinnern uns noch an die Schwierigkeiten der ersten Tage: das erste Handy, das wirklich nur zum Telefonieren da war (und ja, es hatte Tasten!), der erste Gameboy, so ganz ohne Farbe, der erste Computer ein Prunkstück: 60 MB Speicher und eine Diskette für das Textverarbeitungsprogramm. Disketten – wer erinnert sich an die Steinzeit?
Wer wohl – unsere Vorgängergenerationen. All jene, die sich als Erwachsene mit mehr technischen Neuerungen anfreunden mussten als jede Generation vor ihnen. Sie erinnern sich genau! Mehr noch, gar einige von ihnen zelebrieren die ersten Neuerungen als mystische Erfahrung. So wird immer noch auf einem Smartphone krampfhaft nach Tasten gesucht, jede E-Mail sorgfältig auf Papier gebracht und vergeblich nach einem Diskettenlaufwerk Ausschau gehalten. Trotzdem muss es immer die neueste Technik sein – um auf dieser dann ausschließlich die Funktionen zu nützen, die vor 15 Jahren auch schon da waren. Es ist, wie wenn man sich einen digitalen Fernseher kauft, um analoge Kanäle zu empfangen.
Zusammenfassend: Die „Jungen“ haben keine Ahnung, die „Alten“ sowieso nicht! Wir Kinder der 1980er-Jahre sind die goldene Generation des technologischen Wandels, nur wir haben eine Ahnung. Wir haben noch Briefe geschrieben, erste Mails noch im Browser geöffnet, und heute rufen wir die Mails da ab, wo wir sie gerade brauchen.
Wir haben noch Songs im Radio auf Kassetten aufgenommen, reihenweise CDs gekauft, MiniDisc ausprobiert, um schließlich beim MP3-Player anzukommen. Fotos wurden in unseren Kindertagen sorgfältig durchdacht, waren teuer und noch dazu musste man einige Tage auf das Ergebnis warten. Heutzutage wird munter drauflos geschossen – mit Handy, MP3-Player und manchmal auch mit dem Fotoapparat, der jetzt aber Minicam oder Digitale Spiegelreflex heißt. Schlimmstenfalls kann man es ja löschen.
Kommunikation haben wir noch auf persönlicher Basis erlernt, telefoniert von einer Zelle aus. Wir wissen noch, was ein „Gettone“ ist oder besser gesagt war. Aber alles Steinzeit. Heute wird geschrieben, nicht geredet. Simsen, chatten oder instant masseging – ob auf dem Computer oder dem Handy, heute sind wir jederzeit erreichbar.
VHS, DVD, HD-DVD, Blu ray – alles haben wir mitgemacht und ausprobiert und Filme in jeder Form erlebt: auf analogen Kanälen, dann digitalen, gedownloadet haben wir sie (legal versteht sich) und gestreamt. Full HD oder nur halb HD, 3D, True Colour, Precise Pixel, Ambilight und Schwarz-Weiß – we know it all!
Also Glückwunsch an uns! Nur wir haben eine Ahnung!
Der Autor: Der gebürtige Deutschnofner Tobias Pfeifer ist Jungunternehmer in Salzburg (Getränke- und Snack-Zustellservice Beppo).