Bozen – Verwerten, verarbeiten und veredeln, so viel und soweit es möglich ist: „In einer Welt immer knapper werdender Ressourcen müssen auch Lebensmittel eine zweite und dritte Chance bekommen, anstatt gleich im Mülleimer zu landen. Das ist die Grundidee der Kreislaufwirtschaft, die im Kontext der Nachhaltigkeit zunehmend wichtig wird“, heißt es vom Wirtschaftsdienstleister IDM Südtirol.
Die Bemühungen um Kreislaufwirtschaft im Lebensmittelsektor in Südtirol sollen nun in einer eigenen Plattform gebündelt werden. Wie dieser „Circular Food Hub Südtirol“ aussehen soll, dafür hat IDM Südtirol bei einem Ideen-Workshop mit Unternehmen, Verbänden, Fachleuten aus dem Lebensmittel- und Agrarbereich, aus Wissenschaft und Forschung und mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern Inputs gesammelt. Diese Anregungen fließen in die künftige Strategie des Hubs mit ein. Vorgestellt wurden dabei auch Projekte und Geschäftsideen lokaler Pioniere.
„Neue Betätigungsfelder für die Wirtschaft“
„Kreislaufwirtschaft heißt im Bereich Lebensmittel, dass diese mehr oder weniger zur Gänze verzehrt bzw. aufgebraucht werden, indem man Abfälle zu diversen Produkten weiterverarbeitet, die in der Wirtschaft produktiv weiterverwendet werden und somit weiterhin Absatz finden“, sagt IDM-CEO Erwin Hinteregger.
Klaus Egger, der Nachhaltigkeitsbeauftragte des Landes, meint: „Die Kreislaufwirtschaft erlaubt es uns, unsere Ressourcen zu schonen und gleichzeitig neue Möglichkeiten und Betätigungsfelder für die Wirtschaft ausfindig zu machen.“
Eines von fünf Pilotzentren
Der Food Hub, der in Südtirol gerade entsteht, wird eines von fünf Pilotzentren in fünf Ländern des alpinen Raums sein, die sich beim EU-Projekt „CEFoodCycle“ zusammengeschlossen haben, um an Lösungen zur Reduzierung und Verwertung von Lebensmittelabfällen zu arbeiten und so CO2-Emissionen zu verringern. Ziel des Projekts ist es, nachhaltige Praktiken im Lebensmittelsektor zu fördern und gleichzeitig das Umweltbewusstsein in den fünf teilnehmenden Regionen zu stärken.
„Diese Ziele wollen wir erreichen, indem zunächst in allen Ländern solche regionalen Food Hubs entstehen, dann spezifisch für jede Region Pilotprojekte entwickelt werden, welche die Kreislaufwirtschaft umsetzen und – das vielleicht wichtigste Ziel – indem wir Handlungsempfehlungen für die Gesetzgeber entwickeln“, erklärt Manuela Irsara, Head Food & Wellness Innovation bei IDM, deren Bereich das Projekt betreut.
„Nur, wenn eine nachhaltige Kreiskultur auch in die Gesetzgebung eingeflossen ist, gibt es optimale Voraussetzungen für deren Umsetzung und wir können es gemeinsam schaffen, das Ziel der Vereinten Nationen zu erreichen, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren“, betont Irsara.
Was geplant ist
Geplant ist unter anderem, im Rahmen des Hubs Pilotprojekte zu starten, Veranstaltungen zu organisieren sowie Studien und praktische Informationen auszutauschen, ein Multi-Stakeholder-Netzwerk zu schaffen, um Wissen zur Entwicklung und Verbreitung bewährter Verfahren auszutauschen, aber auch Unternehmen bei der Entwicklung von Ideen oder der Suche nach Partnern für Projekte zu unterstützen.
In Ausarbeitung ist auch eine eigene Auszeichnung, bei der Unternehmen, Initiativen oder Personen gewürdigt werden, die sich aktiv für die Reduzierung von Lebensmittelabfällen einsetzen und innovative Konzepte der Kreislaufwirtschaft planen oder bereits umgesetzt haben.
Der „CEFoodCycle Award” wird im Mai 2024 vergeben, die Einreichfrist für entsprechende Projekte läuft noch bis zum 31. März 2024. Alle Informationen zum EU-Projekt „CEFoodCycle“ gibt es hier, Infos zum Circular Food Hub Südtirol finden sich hier.