Bozen – Das Südtiroler Wirtschaftsforum übersiedelt bei seiner nunmehr 16. Auflage von Brixen nach Bozen, und zwar ins Kongresszentrum von Messe Bozen und Four Points by Sheraton. Neu ist heuer auch, dass sich den Teilnehmern die Gelegenheit bietet, am Rande des Wirtschaftsforums mit ausgewählten Start-uppern ins Gespräch kommen. Ansonsten bleiben die Zutaten des Wirtschaftsforums die bewährten: Zum einen garantieren die fünf Referenten, die bemerkenswerte berufliche Karrieren aufweisen, neue Impulse. Zum anderen bietet das Wirtschaftsforum genügend Platz zum Netzwerken. Das Konzept lockt seit vielen Jahren regelmäßig rund 400 Entscheider und Interessierte aus Süd- und Nordtirol an, darunter viele Stammgäste, die einen Freitagnachmittag lang aus dem Alltag ausbrechen, auch wenn es der volle Terminkalender eigentlich nur schwer zulässt.
Die Südtiroler Wirtschaftszeitung SWZ bildet gemeinsam mit dem Management Center Innsbruck (MCI), dem Unternehmerverband Südtirol (UVS), dem Netzwerk der Auslandssüdtiroler „Südstern“, der Stiftung Südtiroler Sparkasse und dem Verlag Business Bestseller das Gesamttiroler Organisatorenteam.
Der Nachmittag unter dem Motto „Tanz auf dem Vulkan – Erfolgsstrategien in turbulenten Zeiten“ beginnt um 12 Uhr mit der erwähnten Möglichkeit, die Start-ups kennenzulernen, und endet um 18 Uhr mit Erfrischungen. Die Referenten sind „Höhle der Löwen“-Juror Georg Kofler, Properly-Gründer Alex Nigg, die deutsche Topmanagerin Angelika Gifford, der Chef der international tätigen Tecnica-Group Alberto Zanatta sowie Alberto Baban, der mit seinem Re-Start-up-Konzept erfolgreich ist.
INFO Anmeldungen unter www.wirtschaftsforum.it, E-Mail office@wirtschaftsforum.it, Tel. 0471 053958; Teilnahmegebühr: 285 Euro + MwSt. SWZ-Leser erhalten bei Angabe des Codes „swz*20“ zehn Prozent Rabatt.
VORABINTERVIEWS mit den Referenten veröffentlicht die SWZ in den kommenden Ausgaben.
Der Chef von Tecnica
Alberto Zanatta ist der Präsident der Tecnica Group, die unter ihrem Dach bekannte Sportmarken wie Tecnica, Nordica, Blizzard, Lowa, Rollerblade und Moon Boot vereint. Sein Vater Giancarlo, der Unternehmensgründer, hat die Moon Boots 1970 erfunden, inspiriert von den Stiefeln, welche die Astronauten bei der ersten Mondlandung ein Jahr zuvor getragen hatten. Schon Großvater Oreste hatte ab den 1930er-Jahren Schuhe hergestellt, allerdings Arbeitsschuhe.
Die Tecnica-Gruppe mit Sitz in Giavera del Montello (Treviso) beschäftigt heute rund 1.500 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von rund 400 Millionen Euro. 94 Prozent des Umsatzes werden im Export erzielt. Alberto Zanatta hat seit den 1990er-Jahren nach seinem Wirtschaftsstudium verschiedene Stationen innerhalb der Gruppe durchlaufen und dabei unter anderem in den USA und in Deutschland gearbeitet. 2004 wurde er Generaldirektor von Tecnica, 2009 Generaldirektor der Gruppe, 2014 CEO und 2016 schließlich Präsident. Schon während der Oberschulzeit nahm ihn der Vater zu Messen und Betriebsversammlungen mit.
Der Meraner in Kalifornien
Der gebürtige Meraner Alex Nigg ist Gründer und CEO von Properly in San Francisco und Mitglied von Südstern, dem Netzwerk der Südtiroler im Ausland. Properly bringt Anbieter von Ferienunterkünften (z. B. über Airbnb, Booking und Homeaway) mit Dienstleistern zusammen, welche etwa Reinigung, Gästewechsel und Inspektionen abwickeln, und ermöglicht die Bewertung und Bezahlung dieser Dienstleister über die Plattform.
Alex Nigg lebt seit 1989 im Ausland. Zunächst studierte er in London und an der kalifornischen Stanford University im Herzen des Hightech-Gründertales Silicon Valley, wo er dann hängen blieb. Er arbeitete für die Unternehmensberatung Bain & Company, baute für Telecom Italia Ventures ein Risikokapitalgeschäft im Silicon Valley auf und gründete parallel 2002 sein erstes eigenes Unternehmen: Mit Walkwire betrieb Nigg Internetcafés in Hotels. 2012 verkaufte Nigg das Unternehmen, um 2014 Properly zu gründen, zu Deutsch: ordentlich. Alex Nigg pendelt zwischen den USA, Europa, Australien und Neuseeland.
Der Re- Start-upper
Alberto Baban war Angestellter, dann wurde er Start-upper und schließlich Re-Start-upper. Er ist seit 2011 Präsident von Venetwork, einer Aktiengesellschaft von 57 Unternehmern des Veneto, welche versuchen, dahindümpelnde Unternehmen zu neuem Leben zu erwecken – mit Risikokapital und mit Know-how. Ein Paradebeispiel für das Re-Start-up-Modell ist der Motorradhersteller Fantic Motor (seine „Caballero“ war ein Symbol der 1970er-Jahre), dessen Umsatz zwischen 2015 und 2019 von einer auf über 40 Millionen wuchs.
Baban arbeitete von 1988 bis 1998 als Verkäufer von Plastikmaterialien, aber als sein Arbeitgeber ihn entließ, machte sich Baban selbstständig und gründete mehrere Start-ups. Der Durchbruch gelang ihm mit Tapì, einem Hersteller von Flaschenverschlüssen. Rund 40 Millionen Euro Umsatz machte das Unternehmen, als es Baban Ende 2016 zu seinem 50. Geburtstag verkaufte.
Alberto Baban ist aktuell an 16 Unternehmen beteiligt. Er fungiert auch als Vorstandsmitglied bei Unicef Italia. Von 2013 bis 2017 war er Präsident der Kleinindustrie bei Confindustria.
Die Topmanagerin
Angelika Gifford ist derzeit Mitglied des Aufsichtsrates bei mehreren börsennotierten Unternehmen, so beim Medienkonzern ProSiebenSat.1 Media, beim Touristikkonzern TUI, bei der Finanzholding Rothschild & Co und beim Industriekonzern Thyssenkrupp. 2009 kürte sie die Mestemacher-Gruppe zur „Managerin des Jahres“.
Mehr als 20 Jahre lang arbeitet Angelika Gifford ab Anfang der 1990er-Jahre für die deutsche Tochter des US-Softwarekonzerns Microsoft. Als Mitglied der Geschäftsleitung und zuletzt Senior Director ist sie zuständig für Europa, den Mittleren Osten und Afrika. Als sie 2014 zum PC- und Druckerhersteller Hewlett Packard wechselt, sorgt dies für mediales Interesse, weil Microsoft – so berichten die Medien – seine „Vorzeigefrau“ verliere. Gifford wird Geschäftsführerin der Deutschland-Tochter von HP und Vizepräsidentin von Micro Focus, einem der größten Softwareunternehmen der Welt. Bei HP bleibt Gifford bis 2018.
Als Vorstandsmitglied von Atlantik-Brücke, einem gemeinnützigen Verein, engagiert sie sich für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit.
Der Löwe aus Bruneck
Der gebürtige Brunecker Georg Kofler ist seit 2017 Juror und somit eines der Gesichter der populären VOX-Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“, wo Gründer mit ihren Ideen um Risikokapital von erfahrenen Unternehmern kämpfen. Kofler ist im Fernsehgeschäft zu Hause. 1985 wird er nach dem Studium in Wien Referent des ORF-Generalintendanten. Zwei Jahre später folgt er dem Ruf der Kirch-Gruppe nach München, für die er 1989 mit 31 Jahren Gründungsgeschäftsführer von ProSieben wird. 1997 bringt Kofler ProSieben an die Börse. Parallel führt er mit H.O.T., heute HSE24, erstmals Teleshopping in Deutschland ein. 2002 übernimmt er die Geschäftsführung des insolventen Bezahlsenders Premiere und führt auch diesen 2005 an die Börse.
2006 verabschiedet sich Georg Kofler aus dem Fernsehgeschäft und gründet Kofler Energies, das sich der Senkung des Energieverbrauchs von Gebäuden widmet und heute vom ältesten Sohn Philipp geleitet wird. Seit 2016 ist er Hauptaktionär und Vorsitzender der Social Chain AG, die auf Marketing in sozialen Netzwerken spezialisiert ist. Georg Kofler hat in seinem Leben an die 50 Unternehmen gegründet.
Info
Tanz auf dem Vulkan
Termin: Freitag, 27. März, 12 bis 19.30 Uhr
Ort: MEC, Messe Bozen
12.00 Uhr Come together und Startup-Präsentation
13.15 Uhr Begrüßung: Arno Kompatscher, Landeshauptmann, und Gerhard Brandstätter, Präsident der Südtiroler Sparkasse
Alberto Zanatta: Sport, Gesundheit & Life Style: Mit Mut und Kreativität bestehen und gewinnen!
Angelika Gifford: Work-Life-Balance, Diversity, Compliance, Ökotrend: The new Leadership Challenge
15.15 Uhr Kommunikationspause mit Erfrischungen
15.45 Uhr Alberto Baban: Tanz auf dem Vulkan: Innovation und Digitalisierung als tägliche Herausforderung
Alex Nigg: David gegen Goliath: Was wir vom Silicon Valley lernen können
Georg Kofler: Höhle der Löwen: Mehr Unternehmertum wagen
18.00 Uhr Ausklang mit Erfrischungen und Start-up-Präsentation