Brixen – „Manchmal kann das, was zählt, nicht gezählt werden, und das, was gezählt werden kann, zählt nicht.“ Diese Aussage von Albert Einstein lässt mich an Wirtschaftsexperten denken, die über Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen oder Volkswirtschaften sprechen. Zahlen werden oft als Aufhänger für Sensationsnachrichten eingesetzt, ohne diese kritisch einzuordnen.
Zahlen sind abstrakt. Ohne Relation haben sie keine Aussagekraft. Werden Zahlen isoliert genannt, versucht der Mensch, selbst eine Relation herzustellen. Die reine Zahl 20 Millionen Euro klingt auf Anhieb nach viel Geld, z. B. in Relation zum eigenen Einkommen. Für Weltkonzerne oder gar Staaten ist dies eine verschwindend geringe Summe. Dieses Phänomen entsteht durch den Versuch der schnellen und einfachen Effekthascherei, durch den Willen, in der täglichen Informationsflut hervorzustechen. Der richtige Kontext zählt dabei nicht. Das sind Zahlen, die gezählt werden, aber nicht zählen.
KPI’s machen Grad der Zielerreichung sichtbar
„Key Performing Indicators“ (kurz KPI) sind fundamental für Unternehmen. Diese Leistungskennzahlen machen Kernprozesse objektiv messbar. Sie machen den Unternehmenserfolg oder den Grad der Zielerreichung sichtbar, indem etwa ein Verhältnis zu den Vergleichsdaten aus den Vorjahren oder zu den erfolgreichsten Mitbewerbern hergestellt wird. Das ist der relevante Kontext für die Interpretation der KPI’s.
Können einzelne Informationen zu Fehlentscheidungen führen, sind Kennzahlen in der Lage, eine Vielzahl an Informationen einfach zu aggregieren und somit eine kumulierte Gesamtinformation wiederzugeben. Ein Beispiel: Aus dem Erfolg eines einzelnen Projektes kann etwa nicht auf den Unternehmenserfolg des ersten Halbjahres geschlossen werden. Nur der kumulierte Wert, d. h. der Vergleich zwischen den aktuellen Kennzahlen und jenen des Vergleichszeitraumes im Vorjahr, ermöglicht diese Bewertung.
Nicht die Anzahl der Kennzahlen oder deren Präzision stehen im Vordergrund, sondern die Definition angemessener Verbesserungsmaßnahmen. Wer nur misst und analysiert, betreibt Leichenbeschau. Er betrachtet das, was war, und nicht das, was sein wird. Eine zu hohe Präzision verbraucht Energie, die besser in die eigenen Optimierungen investiert ist. Daher sollte die Konzentration auf jenen Kennzahlen liegen, die in der Lage sind, die Leistung eines Prozesses oder des Unternehmens darzustellen. Für ein gut kapitalisiertes Unternehmen ist nicht die Messung der monatlichen Liquiditätsgrade wichtig, sondern jene des Vertriebserfolgs oder etwa der Entwicklungskosten.
Die nötigen Schritte
Die Auswahl der KPI’s muss sich an der Zielsetzung des Unternehmens orientieren. Der Unternehmer muss sich ein klares, holistisches Bild über sein Unternehmen machen. Detailverliebtheit ist kein guter Ratgeber. Sie verleitet zum Stillstand, denn die Diskussion über einzelne Zahlen bremst das Gespräch über zielführende Maßnahmen.
Nach der Auswahl geht es um die Visualisierung der Kennzahlen. Die Darstellung soll zu einem intuitiven Verständnis der Erfolgsmessung werden. Kennzahlen sind Zahlen, die durch eine angemessene Visualisierung, etwa mit Farben, in Form von Grafiken oder Ampeln, intuitiv verständlich werden. Eine direkte Wertung der Kennzahlen wird vermittelt. Das schafft keine Tabelle mit uniformen Zahlenreihen, begründet sich die Merkfähigkeit unseres Gehirns doch auf Bildern und nicht auf nackte Zahlen. Ein an die Struktur und die Tätigkeit des Unternehmens angepasstes Cockpit oder Dashboard ist dazu eher in der Lage. Doch das Design muss sich an Regeln halten, um die Akzeptanz beim Entscheider zu steigern. KPI’s, die nur der Ersteller oder ein Experte lesen und interpretieren können, verfehlen ihr Ziel.
Das Fahrzeugcockpit als Beispiel
Ein gutes Beispiel ist das Cockpit eines Autos. Die Fahrtgeschwindigkeit wird durch den Tacho dargestellt. Diese Form der Darstellung ermöglicht dem Fahrer intuitiv und innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde, relevante Entscheidungen zu treffen. Die Temperaturanzeige warnt vor der Überhitzung des Motors. Gleichzeitig besitzt die Temperatur im einzelnen Zylinder keinen relevanten Informationswert. Diese Beispiele zeigen, wie das Fahrzeugcockpit im Laufe eines Jahrhunderts perfektioniert wurde. Im Cockpit gibt es keinen Zahlenfriedhof, sondern nur Zahlen und grafische Angaben, die effektiv gebraucht werden.
Als Berater für Unternehmen treffe ich oft auf isolierte Zahlen. Der Empfänger dieser Zahlen wird bei deren Interpretation allein gelassen und folgt daher intuitiv seinen subjektiven Erfahrungen. Es kommt zu Fehlentscheidungen.
Meine Devise: Konzentration auf das, was zählt, im mehrfachen Sinne des Wortes „ZÄHLT“. Optische Impulse und grafische Darstellungen unterstützen bei einer klaren Interpretation und damit auch den Unternehmer bei den richtigen Entscheidungen.
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