Bozen – Ein riesiges „Auge“, das in den Himmel gerichtet ist, soll Wissenschaftler:innen einzigartige Beobachtungsmöglichkeiten bieten und unser Verständnis des Universums revolutionieren. Die Bandbreite reicht von der Untersuchung extrem weit entfernter und lichtschwacher Objekte, wie der ersten Galaxien im Universum, bis hin zur Suche nach erdähnlichen Exoplaneten und der Analyse ihrer Atmosphären auf mögliche Lebenszeichen.
All das ist möglich mit dem „Extremely Large Telescope“ (ELT), dem derzeit größten Teleskop der Welt, das von der „European Southern Observatory“ (ESO) in der Atacama-Wüste in Chile gebaut wird.
Südtiroler Unternehmen mit Schlüsselrolle
Das Herzstück dieses Projektes ist Südtiroler Technologie. Das in Bozen ansässige Unternehmen Microgate ist ein führender Anbieter im Bereich der adaptiven Optik und spielt eine entscheidende Rolle bei der Herstellung des sogenannten M4-Spiegels. Dieser ist der vierte von insgesamt fünf Spiegeln, auf die das Licht am Eingang des Teleskops trifft. Es handle sich dabei um eine der größten technologischen Herausforderungen des Projektes, heißt es von Microgate.
Das Unternehmen erklärt: „Er ist der größte adaptive Spiegel, der je gebaut wurde. Seine bemerkenswerteste Eigenschaft ist, dass er sich tausende Male pro Sekunde verformen kann, um Verzerrungen astronomischer Bilder zu korrigieren. Diese Verzerrungen werden durch Turbulenzen in der Erdatmosphäre sowie durch Vibrationen des Teleskops selbst verursacht. Diese hochmoderne Technologie ist unerlässlich, damit das ELT Bilder des Universums mit einer noch nie dagewesenen Auflösung aufnehmen kann. Dadurch werden neue Grenzen in der astronomischen Forschung eröffnet.“
Die Technologie hinter dem Spiegel
Der M4-Spiegel des ELT hat einen Durchmesser von 2,5 Metern und ist nur 1,95 Millimeter dick. Er besteht aus sechs blütenblattförmigen Segmenten. Microgate ist für die Planung und Umsetzung des komplexen elektronischen Steuerungssystems verantwortlich. Dieses steuert die 5.352 berührungslosen, sogenannten Aktoren, mit denen sich die Spiegeloberfläche in Echtzeit verändern lässt, um atmosphärische Turbulenzen auszugleichen.

Wie Microgate erklärt, „schwebt“ der Spiegel dank eines von den Aktoren erzeugten elektromagnetischen Feldes, wodurch jeglicher direkter mechanischer Kontakt vermieden wird. Die von Microgate entwickelte Technologie ermöglicht es, die Spiegelform über 1000-mal pro Sekunde mit einer Präzision von mehr als zehn Millionstel Millimetern anzupassen und somit eine sofortige Bildkorrektur zu gewährleisten.
Tests in Bozen
Im Juni 2025 hat Microgate in seinem Firmensitz in Bozen mit den elektromechanischen und umgebungsbezogenen Tests des endgültigen Spiegels begonnen. Dabei wurden die Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen der chilenischen Wüste nachgebildet.
Der Spiegel wird im Dezember 2025 zum Hauptsitz des Projektpartners ADS International in Lecco transportiert, wo anschließend die optische Testphase beginnen wird. Der Transport zum neuen ELT-Standort in Chile ist für das Jahr 2027 vorgesehen.

Über Microgate
Microgate wurde 1989 von den Brüdern Roberto und Vinicio Biasi gegründet. Es entwickelt Steuerungssysteme für Teleskope und optische Kommunikation, Funktechnologie für die professionelle Zeitmessung, Systeme zur Bewertung sportlicher Leistungen sowie Instrumente für die Rehabilitation und Unfallprävention.
Das Unternehmen hat eine Vertriebsniederlassung in den USA sowie mehrere Beteiligungen. Darunter das Spin-off-Unternehmen Micro Photon Devices, das Einzelphotonen-Sensoren entwickelt und zu dessen Kunden die Nasa, Hewlett-Packard, Novartis und das MIT gehören.
















