Bozen – Vaterschaftsurlaub im Wandel: Zahlen, Trends und Herausforderungen. Zum Vatertag veröffentlicht das Arbeitsförderungsinstitut (Afi) Aktuelles zur Väter-Elternzeit in Trentino-Südtirol und zur Nutzung des Landesfamiliengelds+, einer finanziellen Unterstützung zur Förderung aktiver Vaterschaft. Nach dem post-Covid-Boom der obligatorischen Väter-Elternzeit sank die Zahl der Bezieher 2023 um 130 – parallel zu einem stärkeren Rückgang der Geburtenzahlen. Positiv entwickelt sich die fakultative Elternzeit sowie die Anträge auf finanzielle Unterstützung. Nach einem deutlichen Einbruch 2022 zeigt sich 2024 hier wieder ein leichter Anstieg.
Väter stärker einbinden – aber wie?
Mehr Flexibilität in der Arbeitsgestaltung und eine gerechtere Aufteilung der Familienarbeit sind zentrale Faktoren für Gleichstellung. Doch dafür braucht es einen gesellschaftlichen Wandel und finanzielle Anreize, um Einkommensverluste auszugleichen. Die bestehende Lohnlücke erschwert es vielen Familien, auf das höhere Einkommen – immer noch meist des Vaters – zu verzichten.
Nach dem Höchststand von 5.001 Vätern im Jahr 2022 sank die Zahl 2023 auf 4.871. „Dies ist allerdings nur auf den ersten Blick eine negative Entwicklung“, erklärt Afi-Forscherin Maria Elena Iarossi. „Da auch die Geburten abgenommen haben, haben wir im Endeffekt mehr Väter, die vom obligatorischen Vaterschaftsurlaub Gebrauch machen.“ Während 2022 etwa 56 Prozent der Väter von Neugeborenen diesen Anspruch wahrnahmen, waren es 2023 57 Prozent. Dies könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass die zunächst testweise für die Jahre 2013–2015 eingeführte Regelung durch das Gesetzesdekret 105/2022 im Jahr 2022 dauerhaft verankert wurde.

Fakultative Elternzeit: Mehr Väter, aber kürzere Dauer
Die Beteiligung der Väter an der fakultativen Elternzeit stieg 2023 von 26 Prozent auf 33 Prozent. Allerdings sank die durchschnittliche Dauer auf 28,5 Tage – weniger als die 30 Tage, die viele Tarifverträge vollständig vergüten. „Der finanzielle Faktor bleibt entscheidend“, so Iarossi. Umso wichtiger sei daher das Landesfamiliengeld+, das Vätern mit mindestens zwei Monaten Elternzeit zugutekommt. Nach einem Rückgang 2023 stieg die Zahl der Bezieher 2024 leicht auf 76.
Väterliches Engagement anerkennen und fördern. Hannes Reichegger, Präsident der Männerinitiative Pustertal, betont die Wichtigkeit, bereits bestehendes väterliches Engagement in seinen verschiedenen Formen anzuerkennen – insbesondere bei getrennt erziehenden Vätern. „Pauschale Urteile, wie ‚Väter, ihr macht zu wenig‘ sind wenig förderlich und motivierend. Es geht darum, neue Entscheidungsspielräume für Familien zu schaffen. Denn: Es gibt nach wie vor beträchtliche Hindernisse für Väter“, so Reichegger.
Politik fordert weitere Maßnahmen
Arbeitslandesrätin Magdalena Amhof sieht finanzielle Anreize als Schlüssel zur Chancengleichheit: „Das Landesfamiliengeld+ ist ein erster wichtiger Schritt dazu, doch es braucht weitere Maßnahmen, um Vätern eine stärkere Beteiligung am Familienalltag zu ermöglichen, etwa flexible Arbeitszeitmodelle, aber auch positive Vorbilder in Führungsrollen.“
Afi-Vizepräsidentin Cristina Masera betont die positive Entwicklung des Vaterschaftsurlaubs, fordert aber weitere Schritte: „Ein erster Schritt könnte das Erreichen der gleichen Quote von Vätern in der obligatorischen und in der fakultativen Elternzeit sein, zumindest für die zu 100 Prozent bezahlte Dauer. Wie wir sehen, scheint der finanzielle Aspekt noch immer die Entscheidung vieler Familien zu beeinflussen.“