Bozen – 15.000 Handwerksbetriebe zählt Südtirol. Sie alle haben dem Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister (lvh) zufolge ein gemeinsames Anliegen: Bürokratieabbau. Darum ging es bei der gestrigen Pressekonferenz in den Räumlichkeiten von Lobis Böden in Bozen.
Lösungsansätze aus der Praxis
Walter Pöhl, Direktor des lvh, präsentierte Beispiele, wie Bürokratie die tägliche Arbeit der Betriebe erschwert. „Die Einführung der Direktvergaben für Kleinaufträge ohne bürokratische Hürden wie das Vergabeportal ist eine dringende Maßnahme. Auch der ‚DURC di congruità‘ im Bereich Arbeitssicherheit sollte abgeschafft werden.“ Pöhl stellte zudem das gesammelte Werk an Bürokratiebelastungen des lvh vor, das mit Hinweisen der Mitglieder zusammengetragen wurde und das Lösungsvorschläge enthält. Das Dokument ist für alle lvh-Mitglieder unter www.lvh.it/buerokratieabbau abrufbar.
Auch die Unternehmerin Marlene Lobis von Lobis Böden GmbH schilderte eindrücklich die Herausforderungen, denen Handwerksbetriebe täglich ausgesetzt sind. „Die Bürokratie bindet Ressourcen, die wir eigentlich für die Weiterentwicklung unseres Betriebs nutzen könnten. Das lähmt die Innovationskraft.“
Bürokratie als Herausforderung
„Das Handwerk ist das Rückgrat unserer Wirtschaft“, betonte Martin Haller, Präsident des lvh. „Mit etwa 50.000 Beschäftigten, darunter 4.000 Auszubildenden, und einem Umsatz von fünf Milliarden Euro pro Jahr, tragen unsere Betriebe erheblich zur Wertschöpfung bei. Doch zu komplexe administrative Anforderungen und Dokumentationspflichten werden für viele Kleinbetriebe zu einer Existenzfrage.“
„Weniger Bürokratie bedeutet mehr Spielraum für Innovationen“, erklärte Hannes Mussak, Vizepräsident des lvh. Der Verband hat das Thema Bürokratieabbau für 2024 priorisiert. „Wir haben die Belastungen unserer Mitglieder gesammelt, analysiert und konkrete Vereinfachungsmaßnahmen vorgeschlagen. Diese werden nicht nur dokumentiert, sondern werden laufend und aktiv in Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern eingebracht.“
Zum Abschluss der Konferenz betonte Haller: „Bevor Gesetze umgesetzt werden, müssen ihre praktischen Auswirkungen geprüft werden. Die Politik sollte sich verpflichten, die bürokratischen Auswirkungen neuer Regelungen im Vorfeld zu bewerten, mithilfe eines Praxischecks.”
Die lvh-Vertreter appellierten an die Politik, die gemeinsam erarbeiteten Vorschläge zu prüfen und umzusetzen. „Die Entlastung der Unternehmen ist eine Investition in die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes“, so Haller.