Bozen/Innsbruck – Die SWZ hat bereits im November 2022 darüber berichtet, dass ein Verkehrskollaps auf der Brennerroute droht, weil die Luegbrücke auf Nordtiroler Seite generalsaniert werden muss. So wirklich nervös ist damals niemand geworden. Jetzt – und damit reichlich spät – wird aber immer bewusster, was es für Südtirol bedeutet, wenn die Luegbrücke über mehrere Jahre nur einspurig befahrbar sein wird. Wie soll auf der ohnehin oft überlasteten Brennerroute das Verkehrsaufkommen bewältigt werden, wenn Tirol zugleich an den Nacht- und Wochenendfahrverboten festhält. Und werden sich Urlaubshungrige noch den Südtirol- oder Italien-Urlaub antun, wenn sie dafür im Stau stehen müssen? Die Brennerautobahn ist nun mal eine wirtschaftliche Hauptschlagader für Südtirol und Italien.
Einspurige Autobahn bis 2028
Bei einem Pressegespräch am Dienstag hat der Autobahnbetreiber Asfinag nun bestätigt, was eigentlich schon länger feststeht und was die SWZ schon 2022 und dann immer wieder (zuletzt am 9. Februar) berichtet hatte: „Ab 1. Jänner 2025 ist eine einspurige Verkehrsführung in beiden Fahrtrichtungen unumgänglich, um die Brücke weiter sicher in Betrieb zu halten.“ Das habe die (noch nicht ganz abgeschlossene) Brückenhauptprüfung ergeben. „Nur durch die Einspurigkeit und die damit verbundene Lastreduktion schaffen wir es überhaupt, die Luegbrücke, wenn auch eingeschränkt, noch weiter am Leben zu erhalten“, wird Asfinag-Bauvorstand Hartwig Hufnagl in einer Aussendung zitiert.
„Ab 1. Jänner 2025 ist eine einspurige Verkehrsführung in beiden Fahrtrichtungen unumgänglich.“
Wie lange die Einspurigkeit aufrecht bleibt, ist offen. „Nur die neue Brücke beendet die Zeit der Einspurigkeit“, lautet die klare Ansage von Hartwig Hufnagl. Und deswegen hoffe er, dass der Neubau der Brücke „rasch ohne weitere Verzögerungen durch Einsprüche“ erfolgen könne. Im Idealfall werde im Frühjahr 2025 mit dem Bau begonnen. Zweieinhalb bis drei Jahre später stünden dann wieder zwei Fahrspuren pro Richtung zur Verfügung, also 2028. Mit Fertigstellung der gesamten Brücke wird bei Asfinag im Jahr 2030 gerechnet.
Eine zweispurige Verkehrsführung an besonders verkehrsstarken Tagen ist laut dem Gutachterteam allerdings nur unter strengen Sicherheitsbedingungen möglich.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler verspricht, dass „bis September“ Maßnahmen entwickelt werden, um die Belastungen durch die Einspurigkeit „für alle Menschen in Tirol, aber auch die für Wirtschaft und den Tourismus bestmöglich zu reduzieren“. Das reiche „von einer teilweisen, zweispurigen Verkehrsführung an Starkreisetagen bis zu zusätzlichen Angeboten im öffentlichen Verkehr“. Eine zweispurige Verkehrsführung an besonders verkehrsstarken Tagen ist laut dem Gutachterteam allerdings nur unter strengen Sicherheitsbedingungen möglich. Dazu zählen die Einhaltung einer Gesamtgewichtsbelastung sowie Dosierungen und Lkw-Fahrverbote.
Was Arno Kompatscher sagt
Landeshauptmann Arno Kompatscher hat über das Landespresseamt Stellung bezogen. Eine gewisse Beunruhigung kann er dabei nicht verbergen. Man werde „gemeinsam mit den Partnern in Tirol über die zu ergreifenden Maßnahmen intensiv diskutieren“, wird er zitiert. Und: Sollte sich bestätigen, dass an einer einspurigen Verkehrsführung kein Weg vorbeiführe, werde es auf der Tiroler Seite Kompromissbereitschaft bei den Regelungen für den Schwerverkehr brauchen, um ein Verkehrschaos zu verhindern.