Bozen – Zur Erinnerung: Im Rahmen der Verhandlungen für die Besoldung und Behandlung der öffentlich Bediensteten wurde für die Landesverwaltung vereinbart, dass die Ämter künftig am Freitagnachmittag geschlossen bleiben. Die Landesbediensteten können ihre Arbeit folglich von Montag bis Donnerstag zwischen 7 und 19 Uhr erbringen und am Freitag bis 14 Uhr – die Kernzeit am Nachmittag wird abgeschafft. Personallandesrätin Magdalena Amhof freute sich Mitte November über die Neuregelung: „Der zusätzliche freie Nachmittag trägt dem Bedürfnis zahlreicher Mitarbeiter:innen Rechnung.“ Es handle sich um einen Schritt in Richtung Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Work-Life-Balance.
Die Sorgen einer Mutter
Nun zeigt sich die Allianz für Familie in einer Presseaussendung verwundert: „Dass am Freitagnachmittag nicht mehr gearbeitet werden darf, kann berufstätige Eltern in Bedrängnis bringen, da die Möglichkeit eingeschränkt wird, die Arbeitszeit flexibel einzuteilen.“
Eine Mutter, so heißt es in der Aussendung, habe gegenüber der Allianz für Familie berichtet, dass die Schließung der Büros am Freitagnachmittag sie vor große Vereinbarkeitsprobleme stelle. Das Arbeitspensum von 38 Stunden muss nun in viereinhalb Tagen geleistet werden. „Vor allem am Freitagnachmittag kann man in unserem Amt gut arbeiten, weil da kein Parteienverkehr stattfindet. Wenn diese Arbeitszeit wegfällt, heißt das im schlimmsten Fall für mich, dass ich Wochenstunden reduzieren und auf einen Teil meines Gehalts verzichten muss, da ich die straff organisierte Kinderbetreuung zuhause nicht einfach so flexibel abändern kann“, zitiert die Allianz für Familie besagte Mutter.
Unfreiwillige Teilzeitmodelle?
Christa Ladurner von der Allianz für Familie befürchtet, dass Berufstätige in unfreiwillige Teilzeitmodelle abdriften. „Es kann für Eltern durchwegs interessant sein, am Freitagnachmittag im Büro zu arbeiten, während der andere Elternteil zuhause ist. Wenn jemand möchte, dann sollte er arbeiten können“, so Ladurner. Die Entscheidung des Landes basiere auf den Ergebnissen einer Umfrage unter Landesangestellten. Das Ergebnis sei wenig überraschend, da berufstätige Menschen mit Kindern im Allgemeinen bei Umfragen fast immer unterrepräsentiert seien.