Bozen – Die allermeisten Unternehmen leiden unter der aktuellen Situation. Einige wenige profitieren hingegen, so etwa das Start-up Angles90 des Meraners Simon Sparber (siehe „Dynamische Vision“ in SWZ 25/18). Laut Gründer ist Angles90 der erste dynamische Trainingsgriff weltweit. Das Unternehmen wächst stetig – und selbst in der Krise vermeldet Sparber gute Nachrichten: Die Umsatzzahlen seien wiederum um ein Vielfaches gestiegen, zuerst nur in den europäischen Shops, doch mittlerweile zögen auch die US-amerikanischen Shops stark nach. Bei gleichbleibender Nachfrage rechne das Team im April mit einem Monatsumsatz von 500.000 Euro. Der Gesamtjahresumsatz 2019 hatte 800.000 Euro betragen.
Auch das Unternehmen Niederstätter berichtet über eine gestiegene Nachfrage, und zwar nach Containern. Diese bieten sich wegen ihres einfachen Aufbaus an, um zusätzliche Räumlichkeiten für Krankenhäuser zu schaffen. Niederstätter hat unter anderem bereits die Krankenhäuser von Bruneck, Brixen und Sterzing beliefert. Bestellungen kämen aber aus ganz Norditalien. Die Lösung, so Niederstätter, sei schnell und vergleichsweise günstig umsetzbar. Neben den Containern würden zunehmend auch aufstellbare Toilettenhäuschen gebucht. Sie können von Personen, die in den Bereichen mit erhöhter Kontaminationsgefahr arbeiten, getrennt von anderen benutzt werden.
Intern reagieren
Die Torggler-Gruppe mit Hauptsitz in Marling sah sich eigenen Angaben zufolge durch die Dringlichkeit der aktuellen Situation gezwungen, Modernisierungsschritte und die Neugestaltung von Unternehmensprozessen im Eiltempo durchzuziehen. Mit dem Betriebsrat wurde vereinbart, die Lohnausgleichskasse für die drei Unternehmen der Gruppe in Anspruch zu nehmen, um die finanziellen Ausfälle abzufedern. Angewandt werde eine Mischform, bei der die Mitarbeiter*innen einen Teil an regulärer Arbeit weiterführen können, um die finanziellen Einbußen so weit wie möglich zu minimieren. Außerdem habe sich das elfköpfige Management bereiterklärt, freiwillig auf einen äquivalenten Anteil seiner Entlohnung für den Zeitraum der Sondermaßnahmen zu verzichten, um einen solidarischen Beitrag zum Erhalt des Unternehmens zu leisten. An der Solidaritätsaktion nimmt auch der gesamte Verwaltungsrat zu gleichem Prozentsatz teil.
Statt eines Verzichts gibt es bei Dr. Schär einen Bonus von 15 Prozent pro Arbeitsstunde, und zwar für alle Produktionsmitarbeiter*innen weltweit. „Für unsere Mitarbeiter lediglich alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um diese Herausforderung zu meistern, kam uns nicht ausreichend vor. Deshalb haben wir beschlossen, uns zusätzlich mit einem Bonus als Zeichen der Anerkennung für ihre harte Arbeit zu bedanken“, sagt Brigitte Kurz, Chief Financial Officer von Dr. Schär. Für alle Mitarbeiter*innen in ganz Italien, nicht nur für jene in der Produktion, wurde eine zusätzliche Krankenversicherung abgeschlossen, die im Fall einer Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus greift und die bereits bestehende Mitarbeiterversicherung ergänzt.
Interne Maßnahmen ergriffen hat auch die Thun AG. Diese hat beschlossen, ihre 140 Geschäfte in Italien bis 2. Mai geschlossen zu halten. Nichtsdestotrotz will das Unternehmen die Auszahlung der vollen Monatsgehälter aller 860 Mitarbeiter*innen sichern, und zwar mithilfe verschiedener organisatorischer Lösungen. „Dank der guten Geschäftsergebnisse von 2019 sowie der Entschlossenheit der Familie Thun, auf ihre Marke und auf ihre Mitarbeiter zu setzen, sind wir in der Lage, einen betriebsinternen Lohnausgleichsfonds einzurichten, um bei Anwendung der sozialen Sicherungssysteme negative Auswirkungen auf die Monatsgehälter der insgesamt 860 Mitarbeiter zu vermeiden“, erklärt Francesco Pandolfi, CEO der Thun AG.
Gutes tun
So wie die Geschäfte von Thun sind derzeit auch die Hotels der Falkensteiner-Gruppe geschlossen. Wann genau die Saison losgehen wird, ist nach wie vor unklar. Das Wochenende vor der Eröffnung wird jedenfalls ein besonderes werden für zahlreiche Mitarbeiter*innen der Südtiroler Krankenhäuser. Sie beschenkt die Falkensteiner-Gruppe mit einem kostenlosen Erholungswochenende. Alle vier Südtiroler Hotels der Gruppe in Antholz, Terenten, Ehrenburg und Vals werden dann für das Personal des Sanitätsbetriebs reserviert. „Wir möchten alle Mitarbeiter*innen des Südtiroler Sanitätsbetriebes, die im aktiven Kampf gegen das Coronavirus gerade Übermenschliches leisten, unterstützen und ihnen mit dieser Geste unsere Dankbarkeit ausdrücken“, sagt Erich Falkensteiner, Aufsichtsratsvorsitzender der Falkensteiner Michaeler Tourism Group.
Ebenfalls Gutes tut die Plose Quelle AG. Das Brixner Unternehmen mit der Spende von Mineralwasser an den Südtiroler Zivilschutz. Das Weiße Kreuz hat die Verteilung an die verschiedenen Rettungsdienste übernommen, und so konnten sich das Weiße Kreuz, das Rote Kreuz, die Feuerwehren, die Bergrettungsdienste des AVS und CAI und weitere Hilfsorganisationen nach Bedarf mit Mineralwasser eindecken, teilt das Unternehmen mit.
Die Zingerle AG aus Schabs, europäischer Marktführer im Faltzeltebereich, unterstützt ebenfalls Rettungsorganisationen, aber auch Krankenhäuser mit der Bereitstellung kostenloser Faltzelte, welche für die Triage, Coronatests oder als mobile Sanitätszelte verwendet werden. Zudem werden mit den Mastertent-Faltzelten Outdoor-Korridore aufgebaut, um eine überdachte und wetterfeste Fläche von den Triage-Zelten zum Krankenhauseingang zu schaffen.
Kreativ wurde das Unternehmen RR Solutions aus Bozen. Dieses hat eine App zur Fieberkontrolle entwickelt, laut eigenen Angaben, um Menschen zu sensibilisieren, auf Symptome der Atemwegserkrankungen zu achten, die Körpertemperatur regelmäßig zu messen und das Ergebnis festzuhalten. Wird eine Temperatur von 37,5 Grad Celsius und mehr eingetragen, warnt die App den Nutzer. Durch die Protokollierung mit Datums- und Zeitstempel diene die App zum Nachweis der erfolgten Kontrolle und Messung. Die App ist gratis erhältlich und speichert die Daten nur auf dem Smartphone. (sd)