Die Landeshauptleute der Europaregion Südtirol-Tirol-Trentino freuten sich am Wochenende darüber, dass die Euregio mit der Überarbeitung der Gründungsverträge gestärkt werde. Unter anderem erhalten die Gemeinden eine beratende Funktion. Bürger:innen können künftig über einen eigens einzurichtenden Rat Initiativen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit vorschlagen. Weiters hat die Euregio jetzt offiziell auch einen ladinischen Namen.
Wer erinnert sich an das Grenzmanagement in der Flüchtlingskrise, an die Fieberkontrollen in der Coronakrise, an die Tiroler Alleingänge im Kampf gegen den Verkehr?
Das ist alles gut und recht. Was die Euregio aber wirklich wert ist, hängt weniger von politischen Papieren ab und mehr von der täglichen Praxis, vor allem in heiklen Momenten. Da war die Euregio bisher höchstens mittelmäßig. Wer erinnert sich noch an die Aufregung um Österreichs (und Tirols) Grenzmanagement am Brenner während der Flüchtlingskrise 2015? Oder an Tirols panische Fieberkontrollen samt kilometerlangen Lkw-Staus auf Südtiroler Gebiet zu Beginn der Coronapandemie 2020, obwohl das Virus längst mitten in Tirol angekommen war? Oder an die Lkw-Blockabfertigungen und andere Tiroler Alleingänge im Kampf gegen den Verkehr, deren Auswirkungen Südtirols Bevölkerung ausbaden muss? Südtirols Politik protestiert jedes Mal, aber sie tut es eher halbherzig.
Die Euregio möchte ein Symbol des geeinten Europa sein und Grenzen unsichtbar machen. Angesichts historischen Unrechts, das nicht ungeschehen gemacht werden kann, ist sie prädestiniert dafür. Sie hat dabei allerdings noch viel Luft nach oben.