Bozen – Der Rüstungshersteller Iveco Defence Vehicles (IDV) hat den Appetit mehrerer internationaler Konzerne geweckt, wie zuletzt in mehreren Medien zu lesen war. Bereits im vergangenen Sommer waren Gerüchte kursiert, wonach der Rüstungskonzern Leonardo IDV übernehmen wollte. Nun konkretisieren sich diese.
Kriegsgerät Made in Bozen
Aber zunächst zu IDV: Das Unternehmen mit Sitz in der Volta-Straße in Bozen ist Teil von Iveco, das wiederum zur Iveco Group gehört. Etwa 800 Mitarbeitende beschäftigt es an seinem Hauptsitz in Bozen. Die Produktpalette umfasst taktische Lastkraftwagen, Zugmaschinen für den Transport von gepanzerten Fahrzeugen, Antriebssysteme für gepanzerte Fahrzeuge sowohl auf Rädern als auch auf Ketten sowie gepanzerte Fahrzeuge für Aufklärung, Kampf, Truppentransport, Kommando und Unterstützung. 2024 belegte es im SWZ-Umsatzranking der Südtiroler Unternehmen mit einem Vorjahreserlös von 747 Millionen Euro den achten Platz. 2024 steigerte es den Umsatz weiter, laut „Corriere della Sera“ setzte es 1,1 Milliarden Euro um.
Das Unternehmen gerät immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik, weil dessen Panzer und Fahrzeuge u. a. für die Kriegsführung hergestellt werden. In der Öffentlichkeit hält es sich wohl auch deswegen bedeckt. Als die SWZ im Jahr 2017 die Verantwortlichen von Iveco Defence Vehicles nach dem Umgang mit besagter Kritik fragte, antworteten sie, man sehe sich als Fahrzeughersteller. Und im Zweifelsfall sei es doch so, dass die Fahrzeuge durch ihre besondere Ausstattung Leben retten können, etwa im Fall der Minenräumung.
Die Golden Power der Regierung
Wie Medien berichten, haben mehrere Konzerne nicht bindende Übernahmeangebote an IDV abgegeben. Dazu muss man Folgendes wissen: Iveco Defence bzw. die Holding Exor ist im Besitz der Familie Elkann-Agnelli. Diese möchte IDV entweder vollständig verkaufen oder in Einzelteilen abspalten.
Dabei kommt aber die sogenannte „Golden Power“ ins Spiel. Damit ist ein Instrument der italienischen Regierung gemeint, das den Verkauf strategisch wichtiger Unternehmensteile – welche die nationale Souveränität gefährden könnten – ohne Zustimmung der Regierung verhindert. Deshalb verhandelt John Elkann, CEO von Exor, u. a. mit der italienischen Regierung.
Für Iveco Defence Vehicles kursieren unterschiedliche Bewertungen. Wie laut „Corriere della Sera“ durchgesickert ist, will Iveco IDV um nicht weniger als 1,5 Milliarden Euro veräußern.
Die Regierung Meloni hofft, dass sich der italienische Konzern Leonardo IDV einverleiben wird, wohl auch, weil das strategisch wichtige Unternehmen dann in italienischer Hand bleiben würde.
Die Übernahmeangebote
Derzeit kursieren die Namen von mehreren Konzernen, die ein Übernahmeangebot gemacht haben sollen.
Das erste Angebot gab Leonardo gemeinsam mit dem deutschen Konzern Rheinmetall ab. Laut Medienberichten liegt das unterbreitete Angebot bei knapp 1,5 Milliarden Euro. Auch der spanische Technologiekonzern Indra will sich IDV einverleiben, wie gestern bekannt wurde. Im Rennen befinden sich außerdem der französisch-deutsche Panzerhersteller KNDS und das tschechische Unternehmen CSG, das bereits Eigentümer des Waffenherstellers Armi Perazzi aus Brescia ist. Der amerikanische Fonds Bain soll sich ebenfalls unter den Interessenten befinden.
Wer sich am Ende durchsetzt und wer künftig der neue Inhaber des Rüstungsunternehmens mit Sitz in Bozen sein wird, ist derzeit noch offen. Entscheidend wird wohl der Preis der Angebote sein – und die Gunst der Regierung aufgrund der „Golden Power“.