München/Bozen – Am Sonntag, 23. Juni wird der internationale „Tag des öffentlichen Dienstes“ begangen, 2003 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um die Arbeit der Menschen im öffentlichen Dienst zu honorieren. Passend dazu hat die Dresdner Niederlassung des Wirtschaftsforschungsinstitutes ifo nun die öffentliche Beschäftigung in Deutschland unter die Lupe genommen.
Öffentlicher Dienst wächst schneller als die Bevölkerung
Das Ergebnis: Die Beschäftigung im öffentlichen Dienst nimmt stetig zu, und zwar schneller als die Bevölkerung. Laut ifo waren 2008 noch 55 Beschäftigte je 1.000 Einwohner:innen im öffentlichen Dienst beschäftigt, nun sind es rund 62. Das entspreche einem Anstieg von 13 Prozent. Getrieben werde dieser Beschäftigungsanstieg von der öffentlichen Verwaltung, dem Bereich „Soziales und Jugend“ und der Beschäftigung an Hochschulen. Die Erklärung, so das ifo, liege teilweise im Wachstum der Adressatengruppe. So wuchsen im Beobachtungszeitraum beispielsweise auch die Studierendenzahl sowie die Zahl der Schüler:innen. Die zunehmende Beschäftigung im Bereich „Soziales und Jugend“ könne durch eine Ausweitung des Betreuungsumfangs von unter Sechsjährigen erklärt werden. „Die Gemeinden bauen ihre Verwaltung aus und stellen mehr Personal in Tageseinrichtungen für Kinder ein“, sagt Xenia Frei, Expertin für öffentliche Finanzen. In der Kinderbetreuung sei die Beschäftigung sogar um 54 Prozent gestiegen.
Die öffentlich Bediensteten in Südtirol
Das ifo hat die Beschäftigung in Vollzeitstellen gemessen, wird in einer Aussendung betont. Somit habe der Teilzeitanteil „keine Auswirkung auf die Untersuchungsergebnisse“. Damit lässt sich auch ein Vergleich zu Südtirol anstellen.
Laut Landesstatistikinstitut Astat gibt es in Südtirol rund 50.700 öffentlich Bediensteten – Polizei und andere Staatsbedienstete inbegriffen. Jede:r fünfte Erwerbstätige wird hierzulande also mit Steuergeld bezahlt. Von diesen 50.700 entfallen 43.200 auf die Lokalverwaltungen, vom Land über die Gemeinden bis hin zur Sanität und den Schulen.
Es wäre ein großer Fehler, die öffentlich Bediensteten pauschal zu einer überflüssigen Kostenstelle zu degradieren. Sie sind unentbehrlich,
Das zeigt schon, dass es ein großer Fehler wäre, die öffentlich Bediensteten pauschal zu einer überflüssigen Kostenstelle zu degradieren. Sie sind unentbehrlich, wenn man sich vor Augen führt, welche Funktionen sie erfüllen. Auf Schule und Kindergarten entfallen etwa 17.600 Personen, auf die Sanität 10.000 Personen. Freilich sind das nicht alles Lehrkräfte, Pflegekräfte sowie Ärzte und Ärztinnen, sondern es gibt dort auch viel Verwaltungspersonal – die Bürokratie lässt grüßen. Vergleichsweise wenige Mitarbeitende sitzen an den Schreibtischen der Landesverwaltung, nämlich 2.700.
Südtirol und Deutschland im Vergleich
Umgerechnet auf Vollzeitstellen beschäftigen die Lokalverwaltungen in Südtirol knapp 37.000 Bedienstete, staatliche Einrichtungen hingegen knapp 1.900. Unterm Strich sind es 39.000 Vollzeitäquivalente, das entspricht 73 öffentlich Bediensteten je 1.000 Einwohner:innen. In Deutschland sind es 62 und damit deutlich weniger.