Bozen – Seit 2007 küren die Stiftung Südtiroler Sparkasse, das Landesdenkmalamt und der Hoteliers- und Gastwirteverband HGV alljährlich den Historischen Gastbetrieb des Jahres. Damals war es das Hotel Drei Zinnen in Sexten, weitere historisch wertvolle Gastbetriebe folgten.
Heuer geht die Auszeichnung an ein vergleichsweise unbekanntes Juwel, den Ansitz Pünthof der Eigentümerfamilie Wolf in Algund. Der Kunsthistoriker Leo Andergassen würdigt das Ensemble des Pünthofs als eine „Fremdenverkehrsinkunabel jenseits traditioneller Betriebe“. Die Bezeichnung „Inkunabel“ dürfe als nicht leicht verständliches, aber hohes Lob des gastlichen Betriebes gewertet werden, schreibt die Stiftung Südtiroler Sparkasse in einer Aussendung.
Am Pünthof wird laut Andergassen sichtbar, wie sich wachsende und beständig sich verändernde touristische Aufgaben nach und nach ergänzen und letztlich zu einem unverwechselbaren Ensemble zusammenfinden. So nennt sich der Gastbetrieb selbst Ansitz Pünthof Bed & Breakfast & Chalet. Aber nirgendwo gibt es laut Andergassen den Eindruck, dass mit Fragen der historischen Erinnerung oder dem Erhalt historischer Struktur nachlässig umgegangen worden wäre.
Der 36 Betten umfassende Gastbetrieb Ansitz Pünthof zeigt insgesamt laut Jury eine bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende, interessante Baugeschichte, an der sich auch annähernd 70 Jahre touristische Bestrebungen aufzeigen lassen.
Besondere Auszeichnung für Hotel Villa Westend
Die besondere Auszeichnung geht heuer an das Hotel Villa Westend in Meran. Das Hotel Villa Westend in der Speckbacherstraße Nr. 9 wurde ab 1895 von dem aus dem Fleimstal stammenden Baumeister Pietro (Peter) Delugan im neubarocken Palaststil errichtet. Dieser Stil entsprach laut Landeskonservatorin Karin Dalla Torre dem Lebensgefühl der zu Wohlstand gekommenen Bürger:innen und der Kurgäste in ihrer Nachahmung adeliger Wohnkultur.
1913 wurde die Villa von ihrem Eigentümer Mathias Pöder zu einer Pension umfunktioniert und durch einen Anbau im Westen erweitert. Sie erhielt den neuen Namen Westend, der laut Dalla Torre auf die Randposition am Westlichen Ende der Stadt Bezug nimmt.
1983 erwarb die Meraner Hoteliersfamilie Strohmer die Villa Westend. In den folgenden Jahren erfolgten mit Bedacht strukturelle Änderungen, unter anderem der Einbau eines Aufzugs und die Ersetzung von Etagenbädern durch Bäder in den Zimmern. Von der sanitären Ausstattung der Jahrhundertwende erzählen noch die gusseisernen Wandbrunnen auf jeder Etage. Mit einer umfassenden Restaurierung und Sanierung im Jahr 2017, etwa die denkmalgerechte Dämmung, habe das Hotel wieder zu altem Glanz zurückgefunden, so Dalla Torre.