Bozen – Seit Mittwoch ist Heiner Oberrauch der Präsident des Unternehmerverbandes Südtirol (UVS). In seiner Antrittsrede unter dem Motto „Neues Denken“ durften ein enkeltaugliches Wirtschaften und die Nachhaltigkeit (Oberrauch nennt sie „die neue Klugheit“) natürlich nicht fehlen. Genauso viel Aufmerksamkeit verdienen sich aber sieben vermeintliche Nebenschauplätze der Rede.
„Eine verhältnismäßig kleine Krise“
Erstens: Die Coronakrise setzt vielen Familien und Unternehmen zu, aber „im Vergleich zu dem, was unsere Großeltern mitgemacht haben, ist diese eine verhältnismäßig kleine Krise“.
Zweitens: Unternehmen sind systemrelevant, denn ohne ihre Rolle als Arbeitgeber und Steuerzahler sind die angehäuften Coronaschulden der öffentlichen Hand nicht zu bewältigen.
Drittens: Es herrscht Einigkeit, dass von den Bruttolöhnen mehr Netto bleiben muss. Realistisch ist die erwünschte steuerliche Entlastung der Arbeit aber nur, wenn die öffentlichen Haushalte schlanker werden, der Einsatz der Steuergelder effizienter, die Forderungen an Staat und Land bescheidener.
Viertens: Die Überreglementierung und die verbissene Suche nach Schuldigen müssen aufhören. Die Krise hat laut Oberrauch gezeigt, wie ein Zuviel an Regeln in die Blockade führt und den Spielraum für Lösungen entziehe. Es brauche mehr Pragmatismus.
Fünftens: Wenn der Grund und Boden in Südtirol knapp ist und wenn das Landschaftsbild vor übermäßiger Verbauung geschützt werden soll, dann müssen Anreize – auch steuerliche – für unterirdisches Bauen geschaffen werden. Industriehallen, Bauhöfe usw. funktionieren genauso gut unter der Erde. Das mache im Übrigen auch klimatechnisch Sinn.
Sechstens: Die Leistungen der Lehrpersonen in der Schule müssen „viel stärker wertgeschätzt und belohnt werden“. Aber: „Der Lehrdienst darf keine lebenslang garantierte öffentliche Anstellung sein.“ Wenn jemand nicht dem Auftrag entspreche, müssen Direktoren Handlungsspielraum haben.
Schließlich siebtens: „Die Wirtschaft kann für die Bewältigung der Klimaerwärmung nicht nur an die Politik delegieren, sondern muss das Heft selbst in die Hand nehmen.“ Politik denke nämlich kurzfristig, in Wahlperioden, Unternehmen denken langfristiger.