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Gesund altern im Betrieb

Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels müssen sich die Unternehmen mit dem Thema Alternsmanagement beschäftigen. Die Firma AL-KO Kober in Vintl hat zu diesem Thema einen Sensibilisierungsworkshop für die Produktionsmannschaft organisiert.

Südtiroler Wirtschaftszeitung von Südtiroler Wirtschaftszeitung
13. Juni 2014
in Menschen & Unternehmen
Lesezeit: 3 mins read

Vintl – Die Daten sprechen eine klare Sprache: Die Zahl der Geburten ist seit den 1960er-Jahren ständig gesunken, das heißt, dass immer weniger junge Menschen ins Erwerbsleben treten. Arbeits- und sozialpolitische Maßnahmen wie die Anhebung des Rentenalters lassen die Anzahl der älteren Arbeitskräfte zusätzlich ansteigen. Wenn bis vor wenigen Jahren die Leute mit ca. 55 Jahren aus der Arbeitswelt ausscheiden konnten, werden in absehbarer Zeit 65-jähriger Mitarbeiter keine Ausnahme mehr sein. Dieser Wandel verlangt von Unternehmen neue Strategien im Umgang mit einer alternden Belegschaft. Was die Firma AL-KO Kober diesbezüglich unternimmt, beschreibt Myrko Leitner von deren Abteilung Organisations- und Personalentwicklung.

Arbeitsfähigkeit erhalten – Ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze, optimierte Arbeitsabläufe und -prozesse, angemessenes Verhalten der Führungskräfte: Mit einer altersgerechten Integration und Qualifizierung sorgen Arbeitgeber dafür, dass ältere Mitarbeiter auch in Zukunft ihr Potenzial voll ausschöpfen und ihre Arbeitsfähigkeit erhalten können, wobei klar ist, dass die Menschen heute älter werden als früher und im Schnitt auch länger körperlich und geistig rüstig bleiben. Prof. Dr. Juhani Ilmarinen, langjähriger Professor am Finnischen Institut für Arbeitsmedizin (FIOH) in Helsinki und Gründer der JIC GmbH, sagt, dass die Arbeitsfähigkeit auf der Wechselwirkung zwischen individuellen Ressourcen und den Arbeitsanforderungen beruht. Sehr anschaulich wird das in seinem „Haus der Arbeitsfähigkeit“ dargestellt. Die Skandinavier haben mehr Erfahrung im Umgang mit älteren Mitarbeitern, denn dort ist es seit Jahren üblich, dass Menschen erwerbstätig bleiben, bis sie in die Nähe des 70. Lebensjahres kommen.

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Bedürfnisse erkennen und verstehen – Der Workshop bei AL-KO, der gemeinsam mit dem Physiotherapeuten und Gesundheitsmanager Marcel Fischer organisiert wurde, trägt den Titel: „Perspektivenwechsel mit dem Alterssimulationsanzug AgeMan®“ und hat zum Ziel, die Bedürfnisse älterer Menschen verstehen zu lernen und Ideen zu entwickeln, um die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter zu stärken und zu verbessern. AL-KO hat im Jahr 2012 einen Altersanzug AgeMan® des Meyer-Hentschel Instituts aus Saarbrücken angeschafft, um in der Produktentwicklung auf die Bedürfnisse auch älterer Kundenschichten zu achten.

Ebenso nützlich erweist sich der AgeMan® für die alter(n)sgerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen und Produktionsabläufen. Der Alterssimulationsanzug kann verschiedene altersbedingte Einschränkungen simulieren. Blickfeldeinschränkungen, Simulation von Presbyakusis (Altersschwerhörigkeit), Einschränkungen der Flexion von Ellbogen und Kniegelenken, Simulation von Kraftverlust, um nur einige Erscheinungen zu nennen, welche in der Produktion unter Umständen zu Leistungsabfall und Produktivitätsverlust führen können.

Das durchschnittliche Alter der Mitarbeiter bei AL-KO in Vintl beträgt 46 Jahre. Der Anteil der Generation 50+ liegt bei 44%. Als Produktionsstandort für Auflaufeinrichtungen, Sicherheitskupplungen und Achsen der AL-KO Kober Group sind die Tätigkeiten der Mitarbeiter vorwiegend physischer Natur. Ergonomische Verbesserungen der Arbeitsplätze allein reichen nicht aus, um erfolgreich Gesundheitsmanagement zu betreiben. Ebenso wichtig ist ein Bewusstseinswandel aller Betroffenen – Management und Mitarbeiter in der Produktion und im Büro –, um eine nachhaltige Verhaltensänderung in dieser Hinsicht zu fördern.

Ablauf des Workshops – Der Workshop ist in drei Phasen unterteilt. Im ersten Teil gibt es für die Teilnehmer theoretische Informationen zum Thema „Alternsmanagement“. Im zweiten Abschnitt schlüpfen einige Teilnehmer in den Anzug und erledigen einfache Tätigkeiten im Seminarraum: hinsetzen, aufstehen, Kisten anheben. Hier werden schon die ersten Anzeichen von Anstrengung sichtbar. Dann geht es an den Arbeitsplatz des Mitarbeiters, wo er seine gewohnte Tätigkeit ausübt. Der Rest der Gruppe ist in der aktiven Beobachterrolle und soll genau auf evtl. Veränderungen achten, welche dann im dritten Teil in der gemeinsamen Feedbackrunde diskutiert werden. Aus dieser Diskussion leiten sich Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der Gesundheit für jeden Mitarbeiter persönlich und für den Betrieb ab.

Die Verantwortlichen für Produktion und Logistik, die Meister und alle Produktionsmitarbeiter haben an den Workshops teilgenommen. „Die Sicht ist das Schlimmste“, „Es geht alles langsamer“, „Der Kopf will zwar, aber der Körper macht nicht mit“. Das sind nur einige der Meldungen jener, die den Anzug trugen. Auch die Beobachter haben einige interessante Dinge entdeckt. „Die Haltung ist ganz anders“, „Viel langsamer“. Die Erkenntnisse aus den Workshops werden nun nochmals verdichtet und evaluiert. Ständige Weiterbildung und abwechslungsreiche Tätigkeiten im Betrieb sind zwei Themen, welche von jeder Gruppe geäußert wurden. Diese gilt es nun in konkrete Maßnahmen zu packen und umzusetzen.

Schlagwörter: 23-14freenomedia

Ausgabe 23-14, Seite 17

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