Seit Monaten vergeht kaum eine Woche, in der die heimischen Medien nicht über irgendwelche Streitereien, Unzufriedenheiten und Missstände in Südtirols Gesundheitswesen berichten. Es entsteht der Eindruck, als würde jede interne Unstimmigkeit und jeder verbesserungswürdige Schwachpunkt sofort an die Öffentlichkeit getragen, als wolle ständig jemand jemandem eins auswischen. Getroffene Entscheidungen sind dann miserable Entscheidungen und gefundene Kompromisse plötzlich unannehmbare Kompromisse.
Für die Medien ist eine solche Situation ein unfreiwilliges Geschenk, weil die Schlagzeilen niemals ausgehen und noch immer gilt: „Bad news are good news.“ Für das Südtiroler Gesundheitswesen – und damit ist nicht nur der Sanitätsbetrieb im engeren Sinn gemeint – ist sie hingegen in hohem Maße selbstzerstörerisch. Bei den Bürgern verhärtet sich bei jeder neuen Negativmeldung der Eindruck, dass da einerseits Stümper, andererseits Frustrierte, Entnervte, Streitsüchtige am Werk sind, die sich nicht mit ihrer gesamten Energie ihren Kunden – den Patienten – widmen können bzw. wollen. Vertrauensfördernd ist das keineswegs. Nicht nur der Ruf der Verantwortlichen leidet, sondern der Ruf aller im Gesundheitswesen Tätigen.
Südtirols Gesundheitswesen liefert (externen) Kritikern fast täglich willkommene Munition. Dass Optimierungspotenzial existiert, steht außer Frage. Aber so schlecht, wie sich das heimische Gesundheitswesen selber macht, ist es auch wieder nicht, im Gegenteil.
Das Gesundheitswesen mag nicht eins zu eins mit einem Unternehmen vergleichbar sein, und doch: Wäre es denkbar, dass die Medien dauernd darüber berichten, wie unzufrieden und zerstritten die Mitarbeiter eines Unternehmens sind? Nein, es wäre nicht denkbar. Weil nicht alles sofort an die Öffentlichkeit getragen wird, selbst wenn es mal kracht. Weil intern nach Lösungen gesucht wird. Weil versucht wird, respektvoll miteinander zu kommunizieren. Weil – zumindest großteils – versucht wird, an einem Strang zu ziehen.
Das hätte auch das Südtiroler Gesundheitswesen nötig.