Eppan – In den 1990er Jahren existierten in Südtirol zwei große Weinverbände: der Verband der Kellereigenossenschaften (als Vertreter der Genossenschaften) sowie der Südtiroler Weinverband (als Zusammenschluss jener Kellereien, die nicht an eine Genossenschaft liefern), der später in „Weingüter Südtirols“ unbenannt wurde. Es war das Ergebnis einer jahrhundertelangen Entwicklung. Zunächst war es üblich gewesen, dass die Weinbauern ihre Trauben selbst einkellern und ihren Wein auf den Markt bringen. Das änderte sich mit dem Aufkommen der „Weinherren“ im 16. Jahrhundert, die als Weinproduzenten und -händler den Bauern die Trauben abnahmen und selbst für die Weinbereitung und -vermarktung sorgten. Die Weinherren wurden nach und nach von den großen Weinhändler-Familien abgelöst, die Ende des 19. Jahrhunderts wiederum weitgehend von den Genossenschaften verdrängt wurden. Im 20. Jahrhundert waren selbst einkellernde und vermarktende Weinbauern in Südtirol zur Seltenheit geworden.
Wer die Gründer waren
1999 schlossen sich zwölf Weinbauern zusammen, die ihren Wein nicht nur selbst produzierten, sondern auch selbst vermarkteten. Der Anspruch: sich neben den damals großen Akteuren der Weinwirtschaft etablieren, um „weinpolitisch mitreden zu können“, wie Gründungspräsident Franz von Pfeil damals der SWZ sagte. Der Präsident meinte im Gespräch mit der SWZ auch: „Wir sind überzeugt, dass wir kleinen Weinbauern durchaus einen Beitrag zur Imagewerbung für den Südtiroler Wein leisten können. Wir bieten jene Romantik, die andere Betriebe vielleicht nicht bieten können“. Man sehe sich allerdings nicht als Konkurrenz zu den bestehenden Verbänden.
Die Gründer der „Freien Weinbauern Südtirols“ waren Franz von Pfeil, Martin Aurich, Peter Dipoli, Alois Ochsenreiter, Heinrich Plattner, Peter Pliger, Georg Ramoser, Michael Goëss-Enzenberg, Christian Giovanelli-Dürfeld, Andreas Nicolussi-Leck, Heinrich Rottensteiner und Josephus Mayr. Heute zählt die Vereinigung über hundert Mitglieder.
„Wir repräsentieren über hundert verschiedene Familienbetriebe und ebenso viele Charaktere, die alle hochwertige, authentische Weine produzieren und eine jeweils ganz eigene, unverwechselbare Handschrift haben“, sagt Magdalena Pratzner, Präsidentin der Freien Weinbauern. „Wir leben von dieser Diversität und lernen dadurch auch voneinander.“
Sieben Prozent der Südtiroler Rebfläche
Traditionelle Weingüter und historische Erbhöfe sind ebenso unter den Freien Weinbauern wie neue und junge Betriebe. Die Ansätze in Weinberg und Keller sind vielfältig. Man vereine heute rund sieben Prozent der Südtiroler Rebfläche, heißt es in einer Aussendung.
Als wichtigstes Schaufenster der Freien Weinbauern Südtirol hat sich in den 25 Jahren die Vinea Tirolensis etabliert, die im Rahmen der Messe „Hotel“ in Bozen organisiert wird.
Die bisherigen Präsidenten der Freien Weinbauern Südtirol
1999 – 2005: Franz von Pfeil, Kränzelhof
2005 – 2011: Josephus Mayr, Weingut Erbhof Unterganzner
2011 – 2017: Michael Goëss-Enzenberg, Weingut Manincor
2017 – 2023: Hannes Baumgartner, Weingut Strasserhof
seit 2023: Magdalena Pratzner, Weingut Falkenstein