Palo Alto/Irvine/München – Wer nach „Elektroauto“ googelt, erhält im Internet vorwiegend Fotos von Kleinwagen, meist zweisitzigen Stadtvehikeln, oder von futuristischen Konzeptwagen. Und obwohl inzwischen gar einige E-Wagen auf dem Markt sind, unter anderem von Citroen, Peugeot, Renault, Smart, Chevrolet, Ford und Nissan, haben die Elektroautos einen schweren Stand beim Endverbraucher. Erstens schrecken die Reichweiten – mehr als 150 bis maximal 200 Kilometer sind nicht drin – nach wie vor die Autofahrer, obwohl die meisten von ihnen pro Tag in der Regel viel weniger Kilometer zurücklegen. Zweitens ängstigt der Gedanke an die mehrstündigen Ladezeiten (vorausgesetzt, man findet überhaupt eine Steckdose), wo wir doch gewohnt sind, unsere Benzin- oder Dieselwagen völlig unkompliziert in zwei Minuten an einer der unzähligen Zapfsäulen zu betanken. Genaugenommen spräche alles für die Elektroautos: „Getankt“ wird nachts in der Garage – noch dazu überaus günstig – und tags sind je nach Modell bis zu 200 Kilometer drin. Aber unsere Gewohnheiten lassen solches Denken nicht zu, und überhaupt kommen noch zwei weitere Gegenargumente ins Spiel: Zum einen sind Elektrofahrzeuge wegen der hohen Batteriekosten teurer als vergleichbare Wagen mit Verbrennungsmotor – das Argument, dass im Gegenzug die Wartungs- und Betriebskosten bedeutend geringer sind, kann „den Markt“ noch nicht wirklich überzeugen. Zum anderen ist ein Auto nun einmal mehr als ein Fortbewegungsmittel und sollte das gewisse Etwas ausstrahlen. Aber genau das bleiben die meisten Elektrofahrzeuge bisher schuldig, aus welchen Gründen auch immer.
Aus ähnlichen Gründen blieb bisher auch den Hybridfahrzeugen (Batterie plus Verbrennungsmotor) der entscheidende Durchbruch verwehrt. Im reinen Elektrobetrieb schaffen die Autos maximal 80 Kilometer, und wer von seinem Treibstofftank 500 und mehr Kilometer Reichweite gewohnt ist, betrachtet 80 Kilometer zwangsläufig als lächerlichen Alibi-Zusatz zu einem stinknormalen Verbrennungsmotor. Warum also einen Hybriden kaufen?
Und doch, elektrisch wird langsam in. Beispielsweise wirbt Porsche derzeit für seinen neuen Panamera S E-Hybrid. Zwar kommt der Panamera im reinen Elektrobetrieb lediglich 36 Kilometer weit und muss sich dann mit dem landläufigen Verbrennungsmotor behelfen, trotzdem signalisiert er, dass elektrisch richtig ästhetisch sein kann. Das signalisiert auch der Tesla Model S, der im Gegensatz zum Panamera ein lupenreines Elektromobil ist, ja sogar das aktuelle Nonplusultra unter den Elektromobilen. Möglicherweise markiert der Tesla den endgültigen Beginn der E-Ära in der Mobilität.
Das kalifornische Unternehmen Tesla Motors zeigt mit seinem Model S, wie es gehen könnte. Der Tesla schaut richtig gut aus, bietet fünf Personen Platz (plus eventuell zwei weiteren Personen statt Gepäck) und ist das allererste Elektroauto in der oberen Mittelklasse. Das Spitzenmodell schafft laut Werksangaben 480 Kilometer, bevor die Batterie wieder aufgeladen werden muss, spurtet in sportwagenähnlichen 4,4 Sekunden von 0 auf 100 und knackt auf der Autobahn die 200-Stundenkilometer-Marke. Ein „richtiges“ Auto also, obendrein ein Auto, das Spaß macht. Das US-Konsumentenmagazin Consumer Reports bescheinigte dem Tesla S in diesem Frühjahr das beste Pkw-Testergebnis aller Zeiten; die US-Behörde für Straßensicherheit ermittelte im Sommer für das Model S die höchsten je gemessenen Sicherheitsstandards.
Auch der Sache mit dem Aufladen hat sich Tesla angenommen. Das Unternehmen baut derzeit in den USA und in Kanada Stromtankstellen, an denen dank Schnellladetechnik die Akkus in 20 Minuten halbvoll und in 40 Minuten zu 80 Prozent betankt sind. Mehr als die übliche Pinkel- bzw. Mittagspause ist das nicht.
Und der Anschaffungspreis? Auch der liegt mit 72.000 bis 100.000 Euro durchaus im Bereich des Verkraftbaren, wenn man bedenkt, dass der Tesla in der oberen Mittelklasse angesiedelt ist und als Hingucker das Zeug dazu hat, zum absoluten Statussymbol zu avancieren.
Ein Hingucker ist auch der Fisker Karma, der sich in derselben Preisklasse bewegt, aber – obwohl oft fälschlicherweise angenommen – kein reines Elektroauto ist, sondern ein Hybridfahrzeug. Im Elektrobetrieb sind „nur“ 80 Kilometer drin, 153 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit und 7,9 Sekunden von 0 auf 100. Derzeit ist die Produktion des Karma gestoppt. Das amerikanische Unternehmen Fisker Automotive musste vor einigen Monaten Insolvenz anmelden, nachdem 2012 zuerst der Batterielieferant pleite ging und dann 320 fertige Karma bei einem Wirbelsturm zu Schaden kamen. Derzeit wird für Fisker Automotive ein Käufer gesucht, und davon hängt die Zukunft des schönen Karma ab. Der dänische Gründer Henrik Fisker hat das Unternehmen übrigens im März 2013 aufgrund von strategischen Unstimmigkeiten verlassen.
Derzeit läuft auch die Werbemaschinerie für den BMW i3, ein Elektro-Kleinwagen, der ab November 2013 ausgeliefert werden soll. Die Reichweite soll bis zu 200 Kilometer betragen, die Höchstgeschwindigkeit beziffert BMW mit 150 Stundenkilometern. Erhältlich sein soll der BMW i3 ab etwa 35.000 Euro.