Bozen/Rom – Der Fall Eurovita bleibt weiter ein heißes Eisen in der italienischen Finanzwelt. Noch immer ist unklar, wie der angeschlagene Anbieter von Kapitallebensversicherungen gerettet werden soll.
Ein kurzer Rückblick: Nachdem es Eurovita nicht gelang, Geldgeber für eine notwendige Kapitalerhöhung zu finden, setzte die zuständige Aufsichtsbehörde Ivass Ende Januar einen Kommissar für die vorübergehende Verwaltung ein. Zudem setzte Ivass bis zum 31. März 2023 die vorzeitige Rückerstattung der Lebensversicherungspolizzen aus. Somit können die Kundinnen und Kunden ihr Geld nicht abziehen. Die Aussetzung betrifft über 350.000 Kundinnen und Kunden mit Gesamtinvestitionen von 15,3 Milliarden Euro.
Nun läuft die Zeit davon, um bis zum 31. März neue Kapitalgeber zu finden. Die Rede ist von 300 Millionen Euro, die nötig wären, um Eurovita zu retten. Gibt es keine Lösung, müsste die Versicherungsgesellschaft liquidiert werden. Ein Fall, den es in Italien bisher noch nicht gegeben hat und der nicht vorhersehbare Folgen für den restlichen Versicherungs- und Finanzmarkt hätte.
Zwei Szenarien
Die Wirtschaftszeitung „Milano Finanza“ berichtet nun von zwei möglichen Szenarien, die derzeit studiert werden. Dabei fällt auch der Name Südtiroler Sparkasse, die seit Jahren eine Vertriebspartnerschaft mit Eurovita hat.
Das erste Szenario sieht vor, dass Poste Italiane die Eurovita-Polizzen der Sparte 1 (ramo 1) übernimmt. Diese sind Sondervermögen, werden also getrennt vom Unternehmenskapital verwaltet. Das heißt, im Falle einer Pleite von Eurovita würden die Polizzen zu den Marktpreisen liquidiert.
Die Polizzen der Sparte 3 (ramo 3) hingegen sollen die Banken übernehmen, die die Kapitallebensversicherungen an ihren Schaltern verkauft haben. Dazu gehören Banca Fideuram, FinecoBank, Credito Emiliano und eben auch die Sparkasse. Diese Polizzen sind nur zum Teil Sondervermögen, sodass die Sparer:innen im Falle einer Liquidation von Eurovita nur zum Teil eine Garantie hätten.
Das zweite Szenario sieht laut „Milano Finanza“ vor, dass neben Poste Italiane und den involvierten Banken auch andere große Versicherungsgesellschaften an der Rettungsaktion von Eurovita beteiligt werden.
Derzeit zeichnet sich ab, dass bis zum 31. März keine Lösung gefunden wird. Deshalb könnten die kommissarische Verwaltung und der Stopp von vorzeitigen Rückerstattungen der Versicherungspolizzen verlängert werden. An einer Liquidation von Eurovita dürfte niemand ein Interesse haben – weder die Anleger:innen noch der Finanzsektor.
Mögliches Reputationsrisiko
Für die Ratingagentur Moody’s bedeutet der Fall Eurovita ein Reputationsrisiko für die Banken, die die Versicherungspolizzen verkauft haben. Es könne sein, dass betroffene Sparer:innen ihr Geld abziehen wollen bzw. Ausfallzahlungen einfordern. Das Vertrauen in Kapitallebensversicherungen ist scheinbar angeschlagen.