Köln – Deutschlands Unternehmen fürchten aufgrund des Ukrainekriegs hohe Energiepreise, fehlende Gaslieferungen und den Ausfall von Lieferanten. Dass Absatzmärkte wegbrechen, treibt indes nur die wenigsten um.
Rund 62 Prozent der deutschen Unternehmen aus Industrie und industrienahen Dienstleistungen rechnen mit eher großen oder sogar sehr großen Belastungen für ihr Geschäft, weil die Energiepreise aufgrund des Ukrainekriegs massiv steigen. Das haben sie in der aktuellen Frühjahresbefragung für das IW-Zukunftspanel des Instituts der deutschen Wirtschaft angegeben. Wenig überraschend gehen Industrieunternehmen, die zumindest teilweise energieintensiv produzieren, mit 71 Prozent zu einem noch höheren Anteil von entsprechenden Beeinträchtigungen aus.
Die zweitgrößte Sorge gilt den Belastungen durch ausbleibende Gaslieferungen, die für knapp ein Drittel der Firmen problematisch wären. Nahezu gleichauf liegen die Sorgen darüber, dass Lieferanten ausfallen und deshalb Produktionsprozesse ins Stocken geraten – fehlende Teile aus der Ukraine haben schon dazu geführt, dass deutsche Autobauer ihre Produktionsbänder stoppen mussten. Auch hier zeigen sich die Industriefirmen besorgter als die Dienstleister: Während 31 Prozent aller befragten Unternehmen ausfallende Lieferanten als eher große oder sehr große Belastung ausgemacht haben, sind es unter den Industriebetrieben sogar 39 Prozent.
Das ist insofern nachvollziehbar, als vor allem das verarbeitende Gewerbe besonders stark in internationale Wertschöpfungsketten eingebunden ist. Zudem sind die Störungen der Lieferketten in den zurückliegenden zwei Jahren – aufgrund der Coronapandemie und der Blockade des Suezkanals – zumindest teilweise noch immer nicht überwunden.
Wenig Angst macht den befragten Firmen in Deutschland dagegen, dass ihnen durch den Krieg in der Ukraine und aufgrund der Sanktionen gegen Russland Absatzmärkte wegbrechen: Das sehen nur sieben Prozent aller Firmen und neun Prozent der Industriebetriebe als eher große oder sehr große Belastung. Hier kommt den deutschen Unternehmen zugute, dass die direkten Ausfuhren überschaubar sind: Lediglich zwei Prozent des deutschen Außenhandelsumsatzes wurden vor Kriegsbeginn mit Russland erzielt.