Empfehlenswert von Marina Giuri Pernthaler
Grönland ist aufgrund der Pläne von Donald Trump ins Zentrum der globalen Aufmerksamkeit gerückt. Es war Rudolf Hermann, früherer Auslandskorrespondent der NZZ, der ursprünglich mein Interesse an Grönland, Spitzbergen und der Barentssee geweckt hatte. Nun beleuchten er und sein Kollege Andreas Döpfner in ihrem Buch, wie die Großmächte alles daran setzen, ihre Macht in der Arktis auszuweiten. Denn mit dem Klimawandel wird die Nordostpassage zunehmend wirtschaftlich interessant. Grönland könnte sich meiner Ansicht nach bezüglich seiner rein bauchgesteuerten Bestrebungen zur Unabhängigkeit von der dänischen Krone einiges bei Südtirol abschauen. Als eigenständige Nation wäre die größte Insel der Welt schlichtweg überfordert. Spitzbergen wird hingegen von Norwegen verwaltet, aber jeder kann sich in diesem „Internationalen Territorium“ niederlassen. Vor dem Ausbruch des Ukrainekrieges lebten 400 Russen und Ukrainer friedlich in einer Siedlung auf Spitzbergen – das ist vorbei. Auch die langjährige Zusammenarbeit der Norweger mit den Russen in der Barentssee ist angesichts der geopolitischen Spannungen gefährdet. Lesenswert!
Marina Giuri Pernthaler ist als freischaffende Journalistin für Rai Südtirol tätig.
Andreas Döpfner, Rudolf Hermann
Von der Eiswüste zur Arena der Großmächte: Die geopolitischen Folgen des Klimawandels in der Arktis
NZZ Libro, 2024
236 Seiten, 38 Euro
ISBN-13:978-3907396872