SWZ: Herr Wagmeister, handelt es sich bei einem Pool heutzutage noch um ein Luxusprodukt?
Philip Wagmeister: Ich denke, ein Pool wird heutzutage nicht mehr als Luxusprodukt gesehen. Wir arbeiten zu 95 Prozent im Privatbereich und haben kaum öffentliche oder gewerbliche Kunden. Unsere Kunden kommen vielmehr aus der gehobenen Mittelschicht. Es kommt beispielsweise sehr oft vor, dass junge Leute ein Schwimmbecken bereits in die Planung ihres Eigenheims miteinbeziehen.
Welche Vorteile bietet ein Pool im eigenen Garten?
Einerseits ist ein Pool eine Investition in die Immobilie, das Grundstück gewinnt langfristig an Wert. Andererseits ist ein Schwimmbecken eine Investition in Lebensqualität. Ich denke, jeder, der zuhause ein Schwimmbecken hat, möchte dieses nicht missen. Zudem ist ein Pool ein sozialer Dreh- und Angelpunkt, wo Familie, Verwandte und Freunde zusammenkommen.
Polyfaser stellt Schwimmbecken aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) her. Was zeichnet dieses Material aus?
Wir verstehen uns als Verarbeiter von glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK): Wir bauen nicht nur unsere Schwimmbecken aus diesem Werkstoff, sondern auch Boote, Dampfbäder usw. In Europa sind wir die Einzigen, die GFK-Becken noch im Handauflageverfahren produzieren. Zum einen aus Qualitätsgründen, zum anderen hat dies variablere Produktionskosten zur Folge, da die Personalkosten den größten Kostenblock stellen.
GFK und somit auch unsere Schwimmbecken sind langlebig und folglich problemlos für den Dauerbetrieb über viele Jahrzehnte ausgelegt. Das Material ist witterungsbeständig, das heißt, extreme Temperaturschwankungen machen dem Becken nichts aus. Durch die geringe Wärmeleitfähigkeit des Polyesters im GFK sind die Becken sehr wärmeisolierend. Hinzu kommt, dass an der glatten Oberfläche kaum Schmutz haften bleibt, wodurch der Aufwand beim Reinigen erheblich reduziert ist.
Der größte Vorteil unserer Schwimmbecken ist – da es sich um Fertigbecken handelt –, dass sie schnell montiert und einsatzbereit sind. Im Moment sind die Lieferzeiten aufgrund der hohen Nachfrage zwar etwas länger, aber grundsätzlich kann man mit wenigen Wochen Bauzeit rechnen. Ein GFK-Becken ist kostengünstig in der Anschaffung, aber vor allem halten sich die Folgekosten in Grenzen, da keine laufenden Reparaturarbeiten anfallen.
Dadurch, dass wir seit mehr als 50 Jahren auf dem Markt sind, haben wir unser Know-how stetig ausgebaut. Wir bieten eine große Auswahl an Modellen, auch die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig.
Wie hat sich die Coronakrise auf Ihren Betrieb ausgewirkt?
Als die Coronapandemie vor rund einem Jahr begann und eine Art Pool-Hype auslöste, haben bei uns zunächst die Anfragen stark zugenommen. Mittlerweile können wir von einem Nachfrageboom sprechen: Schon 2020 konnten wir ein Wachstum verzeichnen, dieses wurde durch die Coronakrise und die Lockdowns noch einmal beflügelt. Da die Leute mehr Zeit zuhause verbringen und die Urlaubsfahrt zum Teil ausfällt, wächst bei vielen der Wunsch, es sich daheim schön zu machen. In Deutschland und Österreich hat sich der Gedanke „Mein Haus, mein Auto, mein Pool“ schon eingebürgert. Durch Corona merken wir verstärkt, dass diese Idee auch in Südtirol ankommt.
Worauf muss man bei der Anschaffung eines Pools achten?
Die erste Frage ist, wofür man den Pool verwenden möchte. Neben der Größe spielt die Position eine wichtige Rolle – hier sind Faktoren wie Wind und Sonneneinstrahlung von Bedeutung.
In einem zweiten Schritt muss man sich für eine Poolbauweise entscheiden. Es gibt die klassischen betonierten Becken, diese werden mit einer Folie ausgekleidet oder verfliest. Alternativ hat man die Wahl zwischen Fertigbecken, wie wir sie verkaufen, Becken aus Edelstahl, wie sie meist in der Hotellerie verwendet werden, oder Becken aus Polypropylen oder Styroporbausteinen, wobei jede Poolbauweise Vor- und Nachteile hat.
Welche Überlegungen werden sonst noch angestellt?
Will ich einen beheizbaren Pool? Brauche ich eine Abdeckung für das Becken? Eine Abdeckungsplane, ein Rollo oder eine Schiebehalle haben einerseits eine Sicherheitsfunktion für Kinder oder Haustiere und dienen andererseits der Wärmespeicherung. Eine weitere Überlegung, die man im Vorfeld anstellen sollte, betrifft den Automatisierungsgrad: Soll dieser hoch oder niedrig sein? Die Poolanlage kann beispielsweise als voll digitales System konzipiert werden, das an das Haussystem angeschlossen werden kann. Die Anlage ist dann per App bedienbar.
Mit welchen Kosten muss man rechnen?
Das ist natürlich abhängig von der Größe, von Zusatzartikeln und vom Automatisierungsgrad. Pauschal kann man sagen, dass ein Einstückbecken, das von uns geliefert und zusammen mit der notwendigen Schwimmbadtechnik montiert wird, ab einem Preis von 20.000 Euro erhältlich ist. Je nach Ausstattung befinden wir uns nach oben hin in Preissegmenten von 90.000 bis 100.000 Euro.
Wer sich für einen Pool von Polyfaser entscheidet, braucht zusätzlich noch eine Baufirma, die zu Beginn der Bauarbeiten den Aushub im Garten vornimmt. Wir heben anschließend das Becken in die Baugrube und kümmern uns um die Montage und den Anschluss der Schwimmbadtechnik. Zu guter Letzt wird das Becken von der Baufirma mit Bruchschotter oder Beton hinterfüllt und mit Umrandungsplatten umlegt.
Wie sieht die Zukunft von Polyfaser aus?
Polyfaser versucht sich gemäß dem aktuellen Trend digitaler aufzustellen. Über den Jahreswechsel wurde unsere Produktionsstätte in Prad erweitert und Industrie-4.0-fähig gemacht. Wir denken auch über die Automatisierung von bestimmten Arbeitsprozessen nach – immer unter der Voraussetzung, dass sich die Qualität dadurch verbessert.
Im Moment haben wir 120 Mitarbeiter, in den vergangenen Jahren sind wir stetig gewachsen, diese Entwicklung wollen wir beibehalten. Unser Hauptaugenmerk liegt derzeit auf den Schwimmbecken samt Überdachung und Zubehör. Wir können uns aber vorstellen, neben unserem zweiten Standbein, dem Bootsbau, ein weiteres Produkt – beispielsweise als reiner Zulieferer einer GFK-Komponente – in unser Sortiment aufzunehmen.