Wenn ein Obmann für seine Partei das Wahlziel ausgeben kann, das Bürgermeisteramt in mindestens 101 von 113 Gemeinden zu erobern, dann ist über die politische Landschaft alles gesagt. Genauso, wenn sich die Süd-Tiroler Freiheit mit Kandidaturen in 29 von 113 Gemeinden – nur in 19 davon übrigens mit dem eigenen Listenzeichen – als Nummer zwei hinter der großen SVP bezeichnen darf. Oder wenn das Team K, die größte Oppositionspartei im Landtag, nur in fünf (Stadt-)Gemeinden mit dem eigenen Listenzeichen antritt.
Erstaunlicherweise gelingt es der alten Dame, die heuer 75 wird, am Ende stets besser, ihre Schäfchen zusammenzuhalten, als der politischen Konkurrenz.
Am 20. und 21. September wird sich zeigen, wie groß die Enttäuschung der Wähler*innen ob der 600-Euro-Bonus-Affäre rund um einige Landtagsmandatare tatsächlich ist. Fest steht, dass die SVP-Konkurrenz schwach ist. Die de facto alleinherrschende alte Dame, die heuer 75 wird, und ihre Mandatare treten zwar alles andere als unfehlbar auf, das zeigen jüngere Beispiele wie die Sel-Tricksereien, der Rentenskandal und jetzt die Bonus-Affäre. Aber erstaunlicherweise gelingt es ihr am Ende stets besser, ihre Schäfchen zusammenzuhalten, als der politischen Konkurrenz.
Die zerbröselt, sobald sie auch nur ein bisschen größer wird. Die Freiheitlichen fühlten sich schon als neue Volkspartei, dann stürzten Streitigkeiten sie in die Bedeutungslosigkeit. Das Team K, das die Freiheitlichen-Nachfolge als ernstzunehmende SVP-Antagonistin anzutreten schien, hat vorgestern einen seiner sechs Landtagsabgeordneten verloren. Und die Lega-Landtagsfraktion, die 2018 als Quartett begann, ist nur mehr ein Trio, seit sich Carlo Vettori im Herbst 2019 verabschiedet hat.
„Die Macht nützt jene ab, die sie nicht besitzen“, sagte einst der italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti. Die Macht scheint tatsächlich ein Klebstoff zu sein, der die SVP zusammenhält. Trotz allem.