San Mateo – GoPro hat einen ganzen Markt geprägt. Mit seinen kleinen, robusten und wasserdichten Videokameras revolutionierte das US-Unternehmen das Filmen im Sport- und Actionbereich. Dank der spektakulären Aufnahmen, die Nutzer:innen unter anderem auf YouTube veröffentlichten, war das Marketing fast schon ein Selbstläufer. Gegründet 2002 in Kalifornien, legte GoPro Anfang der 2010er-Jahre ein enormes Wachstum hin und ging 2014 höchst erfolgreich an die Börse.
Beim Börsengang hatte GoPro eine Marktkapitalisierung von rund drei Milliarden US-Dollar. Binnen weniger Monate kam es zu mehr als einer Verdoppelung des Aktienwertes. Doch ein Jahr später stürzte die Aktie ab und befindet sich seither – bis auf eine kurzzeitige Erholung 2021 – weiter im Abwärtstrend. Das Unternehmen hat seit dem Hoch 98 Prozent seines Wertes verloren: Aktuell sind es noch etwas mehr als 100 Millionen Dollar.
Wie konnte das passieren?
Das Hoch währte nicht lange
GoPro musste seine Aktionärinnen und Aktionäre schon bald nach dem Börsengang mit Verkaufs- und Umsatzzahlen enttäuschen, die niedriger waren als prognostiziert. Der Hype der Vorjahre schien vorbei zu sein und die Marktbedingungen wurden schwieriger. So wurde die Qualität von Handykameras immer besser. Und auf dem Markt für Actionkameras trat Konkurrenz mit niedrigeren Preisen auf den Plan – unter anderem die chinesischen Unternehmen Insta360 und DJI.
Schrieb GoPro 2014 noch einen Umsatz von rund einer Milliarde Dollar und 2015 von 1,6 Milliarden, so sank er ein Jahr später auf 1,2 Milliarden bei einem Geschäftsverlust von über 400 Millionen Dollar. Zuvor lag das Unternehmen in der Gewinnzone. Auch in den darauffolgenden Jahren war der Umsatz rückläufig, wenn auch nicht mehr ganz so stark. Die Rückkehr in die Gewinnzone gelang nicht.
Umstrukturierungen nach einem Fehlschlag
In dieser Zeit kam zur schwieriger gewordenen Marktsituation ein Debakel hinzu: 2017 stieg GoPro in den Drohnenmarkt ein. Eigentlich wäre es eine perfekte Kombination, neben den Actionkameras gleich auch Drohnen herzustellen. Doch wegen technischer Mängel mussten bereits die ersten ausgelieferten Drohnen zurückgerufen werden. Anfang 2018 stieg GoPro aufgrund der Probleme wieder aus dem Geschäft aus.
Nebenbei investierte GoPro in Produktinnovationen im Bereich Software, insbesondere in Tools zur Videobearbeitung, während der Wettbewerb bei den Kameras immer härter wurde. Zudem setzte das Unternehmen zunehmend auf ein Abonnement-Modell mit einem Cloud-Speicher und dem Austausch kaputter Kameras für die Nutzer:innen. Damit konnte sich GoPro etwas stabilisieren.
Einen neuen Lichtblick für den Kamera-Pionier gab es 2021. War der Umsatz zuvor bis auf rund 900 Millionen US-Dollar gesunken, erwirtschaftete das Unternehmen nun plötzlich 1,3 Milliarden und schrieb einen satten Gewinn von 371 Millionen Dollar. Der Grund dafür war ein guter Zuspruch für das Abomodell. Weil GoPro gleichzeitig den Direktvertrieb seiner Produkte verstärkte, erhöhten sich die Margen.
Die Umstrukturierung schien aufzugehen. Doch der Aufwärtstrend währte nicht lange.
Tief in der Krise
Schon 2022 waren Umsatz und Gewinn wieder deutlich rückläufig, da sich die Nachfrage abschwächte. 2024 fiel der Umsatz aufgrund schlechter Verkaufszahlen mit 800 Millionen Dollar sogar auf ein neues Tief seit dem Börsenstart zehn Jahre zuvor. Und mit minus 432 Millionen schrieb GoPro im Vorjahr einen Rekordverlust.
Nicholas Woodman, der Gründer und CEO von GoPro, sagte zuletzt, dass man Maßnahmen ergriffen habe, um im Jahr 2026 wieder zu wachsen und profitabel zu sein. „Dazu gehört unser Plan, die Betriebskosten 2025 um fast 30 Prozent zu senken“, so Woodman. Zudem wolle man „den Fahrplan für eine verbesserte Produktdiversifizierung und effizientere Produktgestaltung verfeinern“.
Doch der in den Keller gerutschte Aktienkurs belegt, dass das Vertrauen der Anleger:innen schon längst verloren ist. Ankündigungen, dass in Zukunft wieder alles besser werden wird, reichen nicht. Es müssen Ergebnisse her, wenn GoPro überleben will. Nur wird das schwierig, wenn das Unternehmen finanziell immer weiter aushungert und Investitionen in Produktinnovationen kaum noch leistbar sind.
















