Bozen – Nach wie vor ist das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Dienst beträchtlich. Das geht aus dem Gender-Bericht 2022 hervor, der heute vom Landesstatistikinstitut Astat veröffentlicht wurde.
118 Euro pro Tag vs. 83 Euro
Männer verdienen in der Privatwirtschaft durchschnittlich 118,36 Euro pro Tag (brutto), Frauen hingegen 83,65 Euro. Das bedeutet: Frauen verdienen bis zu 45 Euro am Tag weniger als Männer.
Der Gender Pay Gap liegt damit in Südtirol bei 29,3 Prozent. Werden nur die Vollzeitbeschäftigten herangezogen, sinkt die Differenz auf 16,5 Prozent. Aber: Wenn eine direkte geschlechtsspezifische Diskriminierung besteht, ist diese nicht für das gesamte Ausmaß der Lohnunterschiede verantwortlich, unterstreicht das Astat. Die gesellschaftlichen Rollenbilder tragen ebenfalls zur Lohndifferenz bei und führen zu spezifischen Besonderheiten bei der Erwerbstätigkeit (wie höherer Teilzeitanteil, Konzentration auf bestimmte Wirtschaftssektoren oder Unterbrechung des Arbeitsverhältnisses aus familiären Gründen). „Diese Besonderheiten haben dann durchaus einen messbaren Einfluss auf die Lohnentwicklung eines individuellen Arbeitsverhältnisses“, so das Landesstatistikinstitut.
Im öffentlichen Dienst verdienen die Frauen durchschnittlich 112,33 Euro pro Tag (brutto) und die Männer 157,28 Euro. Dies ergibt einen Gender Pay Gap von 28,6 Prozent bzw. 16,4 Prozent bei reiner Betrachtung der Vollzeitarbeitsverhältnisse.
Die gläserne Decke besteht immer noch
Der Gender-Bericht 2022 gibt weitere Einblicke in Südtirols Arbeitswelt. So ist die Erwerbstätigenquote der Männer höher als jene der Frauen (79 Prozent zu 69 Prozent im Jahr 2022). Die meisten Frauen (87,8 Prozent) arbeiten im Dienstleistungsbereich. Dies hängt auch damit zusammen, dass zahlreiche Berufe, die immer noch als „typisch weiblich“ gelten, zu den Dienstleistungen zählen. Der Anteil der im Dienstleistungssektor beschäftigten Männer liegt bei 58,4 Prozent.
Die Männer stellen 10,2 Prozent der Führungskräfte und leitenden Mitarbeiter, die Frauen 6,1 Prozent.
Die erwerbstätigen Frauen weisen einen höheren Bildungsgrad auf als ihre männlichen Kollegen: Die Betrachtung der erwerbstätigen Personen nach Stellung im Beruf zeigt, dass die gläserne Decke weiterhin besteht. 90,3 Prozent der selbständig erwerbstätigen Männer sind Unternehmer, Freiberufler und Selbständige. Unter den weiblichen Selbständigen beträgt dieser Anteil 71,1 Prozent.
Bei den unselbständig Beschäftigten ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern in Spitzenpositionen geringer, aber immer noch zugunsten der Männer: Die Männer stellen 10,2 Prozent der Führungskräfte und leitenden Mitarbeiter, die Frauen 6,1 Prozent.
42 Prozent der erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit. Selbes gilt für 8,5 Prozent der erwerbstätigen Männer. Die Frauen wählen diese Arbeitsform vor allem, um sich um ihre Kinder oder andere abhängige Personen zu kümmern (27,5 Prozent) oder aus anderen familiären oder persönlichen Gründen (42,7 Prozent). Die Männer arbeiten vor allem deshalb in Teilzeit, weil sie keine Vollzeitstelle gefunden haben (30,2 Prozent) oder aus verschiedenen Verpflichtungen/sonstigen Gründen (57,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote der Frauen (3,0) ist höher als jene der Männer (1,7 Prozent).