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Das eigene ETF-Portfolio boosten

INVESTMENTS – ETFs sind Investmentfonds, die einen Börsenindex eins zu eins nachbilden. Anlegende können damit kostengünstig ein renditestarkes Portfolio zusammen­stellen. Die Mischung von Aktien- und Anleihen-ETFs entscheidet dabei über mögliche Erträge und Risiken. Welche Mischungen sinnvoll sein können.

Südtiroler Wirtschaftszeitung von Südtiroler Wirtschaftszeitung
12. Juli 2024
in Geld
Lesezeit: 5 mins read

ETFs zeichnen sich dadurch aus, dass sie bis zu 90 Prozent kostengünstiger sind als traditionelle Investmentfonds. (Foto: Shutterstock / N Universe)

Bozen – Exchange Traded Funds (ETF) werden auch in Italien immer beliebter. Hatten sie 2019 schon einen Marktanteil von 18 Prozent am Gesamtmarkt der Investmentfonds, so ist dieser bis Ende 2023 um zehn Prozentpunkte auf 28 Prozent gestiegen.

ETFs zeichnen sich dadurch aus, dass sie bis zu 90 Prozent kostengünstiger sind als traditionelle Investmentfonds. Das liegt daran, dass sie Börsenindizes wie den MSCI World, der rund 1.500 Aktien aus 23 Industrieländern enthält, einfach nachbauen, anstatt teure Fondsmanager:innen zu beschäftigen. Die meisten dieser Anlageprofis schaffen es ohnehin nicht, den Vergleichsindex langfristig zu schlagen.

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Das Pantoffel-Portfolio besteht aus einem Sicherheitsbaustein und einem Renditebaustein und ist sehr bequem umzusetzen, daher der Name.

In den letzten fünf, zehn bzw. 30 Jahren waren mit einem Investment in einen ETF auf den MSCI World Renditen von 12,8, 11,8 bzw. 7,8 Prozent möglich – nach Abzug von Kosten und Steuern (Stand: Februar 2024). Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Anlegende zwischendurch Verluste von bis zu 56 Prozent verkraften mussten. Die längste Verlustphase dauerte 13,4 Jahre. Deshalb ist es sinnvoll, das Risiko einer ETF-Anlage zu reduzieren, indem Aktien-ETF durch Anleihen-ETF ergänzt werden. Anleihen schwanken weniger im Wert als Aktien, bringen aber langfristig auch geringere Erträge.

Das Pantoffel-Portfolio

Die deutsche Verbraucherschutzinstitution Stiftung Warentest hat schon 2013 in ihrem Magazin „Finanztest“ ein Anlagekonzept namens Pantoffel-Portfolio vorgestellt, welches genau dies leisten soll. Es besteht aus einem Sicherheitsbaustein und einem Renditebaustein und ist sehr bequem umzusetzen, daher der Name.

Der Sicherheitsbaustein enthält Zinsanlagen von Schuldnern und Schuldnerinnen höchster Kreditwürdigkeit, zurzeit einen ETF auf Europäische Staatsanleihen. Der Renditebaustein besteht aus einem ETF auf den weltweit anlegenden Börsenindex MSCI World. Geeignete Fonds für beide Bausteine finden Interessierte unter www.test.de/fonds. Das Pantoffel-Portfolio wird unter www.test.de/pantoffelportfolio ausführlich vorgestellt.

Wie mischen?

Das Mischungsverhältnis zwischen den Bausteinen ist von der Risikotoleranz und dem Renditehunger des Anlegers bzw. der Anlegerin abhängig. Das defensive/ ausgewogene/offensive Pantoffel-Portfolio enthält 25/50/75 Prozent Aktien. Es ist auf eine Mindesthaltedauer von zehn Jahren ausgelegt, kann aber im Notfall jederzeit verkauft und damit zu Geld gemacht werden.

Das Konzept hat sich bewährt, denn auf Sicht von 30, zehn bzw. fünf Jahren brachte zum Beispiel die ausgewogene Variante bei einer Einmalanlage 6,3, 6,5 bzw. 6,0 Prozent Rendite nach Kosten und Steuern, und das bei einem (vorübergehenden) maximalen Verlust von 24 Prozent und einer maximalen Verlustphase von fünf Jahren. Die Ergebnisse für Sparpläne sind ähnlich gut.

Das Mischungsverhältnis zwischen den Bausteinen ist von der Risikotoleranz und dem Renditehunger des Anlegers bzw. der Anlegerin abhängig.

Die Berechnung bezieht sich zwar auf deutsche Verhältnisse, ist aber gut auf Italien übertragbar, da die italienische Besteuerung für Privatleute im Ergebnis nicht wesentlich von der deutschen abweicht. Auch die Kosten unterscheiden sich kaum, wenn man einen günstigen Neobroker wie Trade Republic wählt. Neobroker sind Smartphone-Banken, die ihre Dienstleistungen sehr günstig, aber nur online anbieten. Banken mit Filialnetz verlangen höhere Entgelte, bieten dafür aber auch einen Service vor Ort.

Beimischungen können die Rendite aufbessern

Trotz dieser sehr zufriedenstellenden Ergebnisse gibt es Anleger:innen, die den Wunsch haben, eigene Ideen zu verwirklichen oder bestimmte Schwerpunkte zu setzen. Aus diesem Grund gab es von Beginn an Varianten des Pantoffel-Portfolios, die zum Beispiel Schwellenländer- oder Rohstoff-Beimischungen enthielten.

Die Stiftung Warentest hat ihr Pantoffel-Portfolio-Konzept mit dem jüngst erschienenen Buch „Der ETF-Booster für Ihre Geldanlage“ nochmals erweitert. Es sind nun noch mehr Beimischungen möglich, und zwar bis 20 Prozent des Risikobausteins. Dies stellt sicher, dass das Pantoffel-Konzept im Kern erhalten bleibt und Anlegende dennoch eigene Ideen verwirklichen können. Im Extremfall kann die Beimischung durch eine bessere Wertentwicklung bis zu 30 Prozent ausmachen, darüber sollte regelbasiert die alte Gewichtung wiederhergestellt werden.

Bei jeder Beimischung sollte das Ziel verfolgt werden, das Risiko im Portfolio weniger stark steigen zu lassen als die Ertragsaussichten. Denn mehr Renditechancen bei mehr Risiko sind keine Kunst. Im Idealfall bleibt das Risiko bei kluger Wahl einer Beimischung konstant oder sinkt sogar.

Sieben Varianten des Pantoffel-Portfolios

Insgesamt untersuchte die Stiftung Warentest sieben Varianten des Pantoffel-Portfolios mit folgenden Beimischungen: Schwellenländer, Europa, Deutschland, Nebenwerte, Rohstoffe, Gold und den nachhaltigen Welt-Pantoffel.

So richtig überzeugte im Vergleich zum Standard-Pantoffel nur der nachhaltige Pantoffel, für den allerdings keine Zahlen für den längsten Zeitraum (30 Jahre) vorliegen. In den Zeiträumen fünf und zehn Jahre schlug er den Standard-Pantoffel deutlich: 7,0 zu 6,5 und 6,6 zu 6,0 Prozent. Er brachte also rund einen halben Prozentpunkt mehr.

Ein Anlegetrend sind Faktor- und Stil-Investments. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie grundsätzlich einen Index wie den MSCI World abbilden, aber einen zusätzlichen Filter über die Aktienauswahl legen.

Neben Schwellenländern und Rohstoffen werden auch oft Beimischungen empfohlen, die nichts mit dem Pantoffel-Konzept zu tun haben, so etwa Technologie, Gesundheit und Spezialthemen wie künstliche Intelligenz, alternative Ernährung oder Cannabis. Oft versprechen solche Trends aber doch mehr, als sie halten.

Überzeugend liefen hier in der Vergangenheit lediglich die Technologie und sehr langfristig auch das Thema „Gesundheit“. Der MSCI World Information Technology übertraf den MSCI World in vielen Jahren deutlich.

Anleger:innen sollten allerdings darauf achten, wie die Anlage mit ihrem Kerninvestment korreliert ist. Unter Korrelation ist ein statistischer Zusammenhang zwischen zwei Größen zu verstehen. Ein Technologie-Investment zum Beispiel kann zu einer Doppelung von Werten führen, die auch im MSCI World schon enthalten sind, was etwa bei Apple, Microsoft und Nvidia der Fall ist. Das führt zu einer starken Korrelation. Beide Indizes bewegen sich oft in dieselbe Richtung.

 

Ein smarter Filter bringt Mehrertrag

Ein weiterer Anlegetrend sind Faktor- und Stil-Investments. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie grundsätzlich einen Index wie den MSCI World abbilden, aber einen zusätzlichen Filter über die Aktienauswahl legen. Faktor-Investments werden deshalb auch als Smart-Beta-Investments bezeichnet, weil sie die jeweilige Marktrendite (im Fachjargon „Beta“), die sich im Index widerspiegelt, durch einen smarten Filter aufzubessern versuchen.

Untersucht hat die Stiftung Warentest sieben Stil-Investments. Überzeugt haben davon die Methoden Quality (gute Kennzahlen), Growth (wachstumsstarke Aktien) und Momentum (Aktien mit den größten Kurssteigerungen in der Vergangenheit). Sie brachten im ausgewogenen Pantoffel-Portfolio je nach Anlagezeitraum einen Mehrertrag von bis zu einem halben Prozentpunkt.

Fazit

Wer im Rahmen des Pantoffel-Portfolios bleiben möchte, für den oder die bieten sich entweder eine nachhaltige Basisanlage oder Beimischungen nach den Methoden Quality, Growth oder Momentum an. All dies bringt in der ausgewogenen Variante mit 50 Prozent Aktienanteil sehr grob verallgemeinert einen Mehrertrag von einem halben Prozentpunkt.

Wer aus diesem Raster ausbrechen möchte, sollte sich mit Technologie-Aktien beschäftigen, die in der Vergangenheit deutliche Mehrrenditen gegenüber dem MSCI World erzielten. Allerdings ist die Rückschau keine Garantie für künftige Entwicklungen.

Thomas Stoll

DER AUTOR ist Wirtschaftsjournalist und hat Volkswirtschaftslehre in Köln studiert. Er arbeitete unter anderem für die Zeitschrift Finanztest, das Wirtschaftsmagazin Capital und als Chefredakteur mehrerer Bankenmagazine. Seit Mitte 2022 ist er als freier Autor tätig. Für die Stiftung Warentest hat er die Bücher „Der ETF-Booster für Ihre Geldanlage“ und „Sicher durch die Inflation“ verfasst.

 

LESETIPP
Thomas Stoll
Der ETF-Booster für Ihre Geldanlage: Mehr Renditechancen mit Länder-, Themen- und Strategiefonds
Stiftung Warentest, 2024
160 Seiten, 22 Euro
ISBN 978-3-7471-0738-6

In „Der ETF-Booster für Ihre Geldanlage“ erklärt der Autor Thomas Stoll gemeinsam mit den Experten der Stiftung Warentest, wie Anleger:innen bei den Erträgen ihrer ETF-Investments und ihres Pantoffel-Portfolios den Booster zuschalten können. In fünf Kapiteln führt er Leserinnen und Leser an die ETF-Anlage, an die bewährte Anlagemethode namens „Pantoffel-Portfolio“ und an verschiedene Booster-Strategien heran. Mehr Infos erhalten Sie unter www.etf-booster.de.

Dieser Artikel ist in der gedruckten SWZ mit folgendem Titel erschienen: „Der ETF-Booster“

Schlagwörter: 27-24free

Ausgabe 27-24, Seite 16

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