Bozen/Rom – Die italienische Regierung hat den Superbonus ausgesetzt. Mit einem im Ministerrat verabschiedeten Gesetzesdekret hat die Regierung Meloni den Rechnungsrabatt und die Übertragung von Krediten auf den Superbonus blockiert. In Zukunft bleibt nur mehr die Möglichkeit, Bauprojekte über die Steuererklärung abzuschreiben.
Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti sagte, dass die Maßnahme nicht mehr finanzierbar sei, zumal sie bisher ein Loch von 110 Milliarden Euro in den italienischen Haushalt gerissen habe.
Kritik vonseiten des Baukollegiums
In einer Stellungnahme zur Entscheidung der römischen Regierung kritisiert das Baukollegium, dass damit vergangene Probleme nicht gelöst, sondern im Gegenteil, neue Probleme für die Zukunft geschaffen würden. „Derartige Entscheidungen von einem Tag auf den anderen zu treffen, stellt sowohl Bauherren als Bauunternehmen vor enorme Schwierigkeiten. Damit ist Planbarkeit nicht mehr möglich. Stand heute ist eine große Unsicherheit verbreitet, die bei allen zu spüren ist. Diese muss, zum Wohle aller, schnellstmöglich behoben werden“, so Präsident Michael Auer.
Wie das Baukollegium betont, sind Arbeiten, die bereits begonnen wurden bzw. für die die beeidete Baubeginnmeldung schon eingereicht wurde, nicht vom Stopp betroffen. Der Superbonus habe die italienische Bauwirtschaft in einer schwierigen Zeit unterstützt. „In Südtirol hat es anfangs mit dem lokalen Raumordnungsgesetz einige Startschwierigkeiten bei der Anwendung gegeben, die jedoch gelöst wurden. Letzthin wurde auch in Südtirol vermehrt vom Superbonus Gebrauch gemacht, wenn auch sicherlich nicht in einem vergleichbaren Ausmaß wie im restlichen Staatsgebiet“, erklärt Geschäftsleiter Thomas Hasler.Auch der lvh kritisiert den Superbonus-Stopp
„Der 110-Prozent-Superbonus hat in den letzten Jahren zahlreiche Bauprojekte angestoßen und ist damit dem ursprünglichen Ziel, die Wirtschaft in Italien nach Corona wieder anzukurbeln, gerecht geworden“, schreibt der lvh in einer Aussendung.
Die lvh-Spitze bezeichnet die Entscheidung der Regierung Meloni als wenig weitsichtig. „Immer wieder kommt es in Italien zu kurzfristigen Entscheidungen, was gesetzliche Bestimmungen betrifft. Dauernde Änderungen oder neue Kursrichtungen bringen nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Bauherrinnen und -herren in Schwierigkeiten. Mit vorgegebenen Bestimmungen sind viele bürokratische, finanzielle und zeitliche Aufwände verbunden, die ihrerseits wiederum weitere Konsequenzen mit sich bringen. In der Theorie mag eine Gesetzesänderung vielleicht als einfach umsetzbar wirken, in der Praxis sieht das Ganze anders aus“, beklagt lvh-Präsident Martin Haller.
Die Betriebe benötigten klare Regeln und mehr Rechtssicherheit. Vor allem fordere man nun, dass die bereits auf den Weg gebrachten Projekten noch mit den „alten“ Bestimmungen abgeschlossen werden können und nicht komplett umgeplant werden müssen.
CNA-SHV: „Ein Albtraum“
Die Vereinigung der Handwerker und Kleinunternehmen (CNA-SHV) sieht das Aus des Superbonus ebenfalls skeptisch. Claudio Corrarati, Präsident der Vereinigung der Handwerker und Kleinunternehmen (CNA-SHV), bezeichnet das Ende als „Albtraum“. „Auf nationaler Ebene riskieren nun 40.000 Unternehmen die Schließung, davon befinden sich Dutzende in unserer Region. Italienweit sind etwa 300.000 Familien involviert“, so Corrarati.