Bozen – Mit 221.175 Personen im Jahresschnitt erreichte die lohnabhängige Beschäftigung in Südtirol im Jahr 2022 eine neue Höchstmarke. Die 10.288 Arbeitsstellen, die im Vergleich zu 2021 dazukamen, entsprechen einem Zuwachs von 4,9 Prozent. Drei Viertel dieses Zuwachses geht auf die starke Wiederbelegung im Gastgewerbe zurück, analysiert das Arbeitsförderungsinstitut Afi.
Mit Ausnahme des Baugewerbes (minus 1,7 Prozent) legten auch alle anderen Wirtschaftssektoren beschäftigungsmäßig zu. Nahezu stabil zeigte sich der öffentliche Sektor mit plus 0,2 Prozent.
Während die Festanstellungen nur ein Plus von 0,4 Prozent verzeichnen, erleben die befristeten Verträge laut der Afi-Analyse einen regelrechten Boom: Sie legten um 9.722 Einheiten bzw. 18,9 Prozent im Vergleich zu 2021 zu. Hauptverantwortlich dafür sei die Renaissance der Saisonsarbeit im Gastgewerbe (plus 7.241 Jobs bzw. plus 53,3 Prozent). Allein dieser Sektor sei für knapp 75 Prozent des „befristeten Zuwachses“ verantwortlich.
Im Wirtschaftsbereich „Andere Dienstleistungen“ und im Handel betragen die Zuwachsraten 18,3 bzw. 16,1 Prozent. Lediglich das Baugewerbe (minus 5,3 Prozent) verzeichnet eine relevante Abnahme der befristeten Arbeitsverhältnisse.
Afi-Präsident Andreas Dorigoni sieht die Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Wir haben zwar einerseits die starke Erholung am Arbeitsmarkt, andererseits aber auch das Jobwunder des Prekariats wieder.“
Zu behaupten, das Gastgewerbe setze nur mehr auf Zeitverträge, wäre falsch, betont das Afi. Schließlich seien dort auch 569 Festanstellungen dazugekommen (plus 5,5 Prozent). „Dennoch machen die neu geschaffenen Festanstellungen im Gastgewerbe nur sieben Prozent des gesamten Beschäftigungszuwachses in dieser Branche aus – die anderen 93 Prozent sind eben Jobs auf Zeit“, erklärt Afi-Direktor Stefan Perini.
Generell hat er auch Folgendes festgestellt: „Waren die ersten drei Monate 2022 noch von zweistelligen Zuwachsraten der lohnabhängigen Beschäftigung geprägt, so flachte das Wachstum im Jahresverlauf schrittweise ab und tendierte im letzten Jahresquartal gegen Null, was auf eine deutliche wirtschaftliche Abkühlung schließen lässt.“