Bozen – Wir sprechen dazu mit P.I. Elmar Sordo, Vertriebsleiter der Fa. Egger GmbH in Bozen, die sich seit Jahrzehnten mit der Installation und Wartung von Blockheizkraftwerken beschäftigt.
Herr Sordo, beginnen wir mit einer kurzen Beschreibung eines Blockheizkraftwerkes. Was kann man sich darunter vorstellen und was wird damit gemacht?
Elmar Sordo: Ganz vereinfacht erklärt besteht ein Blockheizkraftwerk, kurz auch BHKW genannt, aus einem Erdgas-Industriemotor, der einen Generator antreibt und damit Strom erzeugt. Etwa 35 Prozent der eingesetzten Gas-Energie wird in Strom umgewandelt und der Rest steht als Wärme mit etwa 85 °C zur Verfügung. Sowohl der Strom als auch die Wärme sollten im eigenen Betrieb verbraucht werden.
Sowohl Strom als auch Wärme können ja aber auch von außen zugekauft werden. Wo liegt konkret der Vorteil eines BHKW?
Der Hauptvorteil liegt in den Erzeugungskosten für den Strom. Während für Strom aus dem Netz aktuell etwa 25 Eurocent pro kWh gezahlt werden müssen, kostet der Strom aus dem BHKW nur etwa 7,5 Eurocent pro kWh, also um rund 70 Prozent weniger.
Ein weiterer Vorteil ist, dass im Betrieb eine höhere Stromleistung zur Verfügung steht.
Das klingt doch sehr verlockend! Wieso werden diese Maschinen dann nicht in allen Betrieben eingebaut?
Das frage ich mich auch manchmal! (lacht).
Nein, im Ernst, es müssen für einen sinnvollen BHKW-Betrieb gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Wie schon erwähnt sollten sowohl der Strom als auch die Wärme im eigenen Betrieb verbraucht werden und das möglichst über einen großen Zeitraum. Manche Betriebe brauchen nur Strom, aber kaum Wärme, andere nur Wärme, aber nicht viel Strom. Sehr viele Betriebe erfüllen aber die Voraussetzungen und können enorm profitieren.
Für welche Betriebe ist ein BHKW besonders interessant?
Kurz gesagt für alle, die eine gewisse Größe haben und viel Energie verbrauchen. Unsere Maschinen laufen zumeist in der gehobenen Hotellerie, auf Campingplätzen, in größeren Alten- und Pflegeheimen, in der Lebensmittelindustrie, in Schwimmbädern und Fernheizwerken.
Sicher haben nicht alle Betriebe die gleichen Anforderungen. Können die Maschinen angepasst werden oder gibt es verschiedene Größen?
Ja, genau. Es stehen Modelle mit einer elektrischen Leistung von 7,5, 16, 22, 33, 50, 75, 90 und 150 kW zur Verfügung. Alle Maschinen funktionieren zudem stufenlos modulierend von 50 bis 100 Prozent der Nennleistung.
Nach welchen Kriterien wird die richtige Maschine ausgewählt?
Um die richtige Maschine auszuwählen, sehen wir uns im Vorfeld einer Entscheidung die Energieverbrauchsdaten des möglichen Kunden genau an. Dazu werden die jeweiligen Strom- und Gasrechnungen der letzten Monate bzw. Jahre herangezogen. Zusätzlich zeichnen wir über einen Datenlogger den Stromverbrauch über mehrere Tage genau auf, um auch die tageszeitliche Verteilung des Bedarfs genau im Blick zu haben.
Auf Basis dieser Daten können wir den Kunden das finanzielle Einsparungspotenzial des BHKW ziemlich genau vorhersagen.
Können Sie uns ein Fallbeispiel für das Einsparungspotenzial eines BHKW machen?
Ja, natürlich. Nehmen wir folgendes Beispiel her: gehobener Hotelbetrieb mit etwa 100 Betten, ausgestattet mit Wellnessbereich, Hallenbad, Freischwimmbad und Whirlpools. Öffnungszeit in etwa an 270 Tagen im Jahr. Ein solcher Betrieb erfüllt meist die Voraussetzungen für ein BHKW smartblock 33 mit 33 kW elektrischer beziehungsweise ca. 70 kW thermischer Leistung und erreicht im Normalfall rund 5.500 bis 6.000 Betriebsstunden pro Jahr.
Unter diesen Voraussetzungen liegt das Einsparungspotenzial bei etwa 30.000 € pro Jahr, Ausgaben für Brennstoff und Wartungskosten schon einberechnet.
Wie lange sind die Amortisationszeiten für die komplette Investition?
Für eine Anlage wie im Fallbeispiel liegt die Amortisationszeit bei etwa drei bis vier Jahren.
Mit welcher Lebensdauer ist bei einem BHKW zu rechnen?
Grundsätzlich ist es so, dass bei einem BHKW alle Teile von uns ersetzt werden können, ähnlich wie bei einem Auto. Etwa 80.000 Betriebsstunden sind laut unseren Erfahrungen durchaus realistisch, das entspräche in Bezug auf unser Fallbeispiel einer Laufzeit von über 13 Jahren. Verglichen mit einem Auto, das mit 80 km/h fährt, hätte der Motor also eine Fahrleistung von 6,2 Millionen Kilometern absolviert.
Wann wird ein BHKW also ausgetauscht?
Normalerweise passiert das nach rund zwölf Jahren. Das ist die Zeit, nach der auch wieder um neue Förderungen angesucht werden kann.
Apropos Förderungen: Welche Förderungen stehen zur Verfügung?
Die Blockheizkraftwerke werden vom Staat durch die sogenannten „certificati bianchi“ gefördert. Vereinfacht gesagt erhält man zehn Jahre lang jedes Jahr eine Art Produktionsprämie im Verhältnis zur erzeugten Energiemenge. Für unser Fallbeispiel sind das ca. 50.000 € aufgeteilt auf zehn Jahresraten.
Wieso fördert der Staat eine „individuelle“ Energieproduktion mit Erdgas, und ist das Ganze nicht sehr bürokratisch?
Der Staat fördert die sogenannten CAR-Blockheizkraftwerke (cogenerazione alto rendimento), weil sie im Verhältnis zur zentralen Energieproduktion und -verteilung einen wesentlich höheren Wirkungsgrad haben. Während BHKW fast 100 Prozent der Energie ausnutzen, gehen bei der zentralen Produktion und Verteilung oft bis zu 50 Prozent verloren.
Es kommt hinzu, dass ein großer Teil der italienischen Stromproduktion ohnehin mit fossilen Brennstoffen erfolgt, also hauptsächlich mit Erdgas. Daran wird sich mittelfristig auch wenig ändern.
Die von Ihnen zitierte „Bürokratie“ haben wir gut im Griff. Sämtliche Anmeldeschritte und Auszahlungen der „certificati bianchi“ werden von uns direkt oder über eine Partnerfirma abgewickelt.
Ich komme nochmals zurück auf die Technik der Blockheizkraftwerke. Sie sprachen von einem Industriemotor. Ist dieser nicht zu laut für den Einsatz in sensiblen Umgebungen?
Nein, überhaupt nicht! Sämtliche rotierenden Elemente wie Motor und Generator sind zusammen mit den anderen Komponenten in einer schallisolierten Verkleidung integriert. Auch Vibrationsübertragungen werden durch eine spezielle Aufhängung komplett unterbunden. Abgasgeräusche werden über Schalldämpfer komplett absorbiert. Da braucht man sich keine Sorgen zu machen.
Gibt es sonst noch technische Besonderheiten Ihrer Blockheizkraftwerke?
Erwähnenswert ist sicher, dass alle Maschinen mit einer übersichtlichen und fernüberwachten Regelung ausgestattet sind. Anstehende Wartungen oder Eingriffe können somit frühzeitig vorbereitet werden.
Weiters können alle neuen Blockheizkraftwerke auch mit Gasgemischen aus Wasserstoff und Erdgas und sogar mit reinem Wasserstoff betrieben werden. Das ist sehr wichtig, da ein zukünftiger Betrieb der Gasnetze unter solchen Misch-Szenarien sehr wahrscheinlich bzw. zum Teil schon Realität ist.
An wen können sich Interessierte wenden?
Gerne können sie unsere Firma direkt kontaktieren. Die Kontaktdaten finden sie unten. Meine Kollegen und ich stehen für weitere Fragen gerne zur Verfügung.
Ich bedanke mich für das Interview und wünsche gute Geschäfte.
Danke ebenfalls und eine gute Zeit.
Kontakt
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