Ritten – Alles begann im Oktober 2008, also bereits vor über 16 Jahren, als das „Bitcoin Whitepaper“ veröffentlicht wurde. Von wem, bleibt bis heute ein Geheimnis, wir kennen lediglich ein Pseudonym: Satoshi Nakamoto. Damals gestartet mit wenigen Eurocents an Wert, soll das „Ding“ heute einen Wert von über 80.000 Euro pro Stück haben?
Bitcoin ist die bekannteste und nach Marktkapitalisierung größte digitale Währung mit einem Marktanteil von über 50 Prozent. Sie wird dezentral verwaltet. Das bedeutet: Keine Regierung und keine Bank bürgt für Bitcoin und alle Transaktionen laufen von Person zu Person (P2P). Allein das Vertrauen der Marktteilnehmenden bestimmt den Wert laut Angebot und Nachfrage.
Herzstück der Technologie ist die sogenannte Blockchain. Sie ist das digitale Verzeichnis, in dem alle Bitcoin-Transaktionen gespeichert sind. Alle Mitglieder im Netzwerk können Transaktionen überprüfen (Peer-to-Peer-Technologie) und leistungsstarke Computer betten diese in eine aufwendige Rechenaufgabe ein. Das erschwert Betrug und macht Bitcoin zu einem sicheren Tauschsystem, das international funktioniert.
Warum ist Bitcoin etwas wert?
Der Wert von Bitcoin basiert allein auf dem Vertrauen der Marktteilnehmer. Aktien und Anleihen liefern beispielsweise Dividenden und eine Anlageimmobilie erwirtschaftet Mieteinnahmen – Bitcoins hingegen generieren keinen Cashflow und sind nicht greifbar. Die Kryptowährung verspricht stattdessen, begrenzt und unabhängig von jeder Institution zu sein. Das kann sie vor allem als Wertaufbewahrung in Zeiten hoher Inflation spannend machen, ähnlich wie Gold.
Nichtsdestotrotz ist der Bitcoin-Kurs nach wie vor sehr volatil. Preisverluste von über 50 Prozent sind nicht nur denkbar, sondern bereits oft eingetreten, das zeigt uns ein Blick in die Vergangenheit. 2017 erreichte die digitale Währung einen Höchststand von fast 17.000 Euro, gefolgt von einem Einbruch auf unter 3.000 Euro, was über 80 Prozent Kursverlust entsprach. Ein neues Hoch wurde 2021 gebildet mit dem Überschreiten der 68.000-Euro-Marke, gefolgt von einem Einbruch auf unter 16.000 Euro.
Diese enorme Schwankungsbreite ist vor allem der hohen medialen Aufmerksamkeit zuzuschreiben. Sobald Elon Musk twittert, dass er Bitcoin als Währung für Tesla akzeptiert, gehen die Kurse durch die Decke. Wenn er wenige Wochen danach twittert, dass die digitale Währung aufgrund des hohen Stromverbrauches nicht nachhaltig ist, sinken die Kurse wieder. Es gibt nur wenige Bitcoin im freien Handel und Großinvestoren scheinen Bitcoin nach Erwerb sehr lange zu halten, was eine natürliche Preisfindung stark einschränkt.
Wie kann man Bitcoins erwerben?
Bitcoins können an verschiedenen Handelsplätzen im Internet erworben und veräußert werden. Zu den international bekannten Plattformen zählen Bison, Kraken, Bitpanda, Binance und Coinbase. Auf diesen Marktplätzen erfolgt der Handel in der Regel gegen Euro, wobei Nutzer die Kryptowährung kaufen oder verkaufen können.
Bei der Wahl eines Handelsplatzes ist es entscheidend, auf Seriosität zu achten. Es sollten nur Anbieter genutzt werden, die in den Medien über ausreichend unabhängige Berichte verfügen. Aufgrund der noch relativ jungen Natur des Marktes gibt es zahlreiche betrügerische Plattformen. E-Mails oder ähnliche Werbeversuche, die Investments in Kryptowährungen bewerben, sollten ebenfalls ignoriert werden.
Die Struktur des Handelsplatzes variiert: Bei einigen Plattformen agiert der Anbieter als Tauschplattform, bei der Käufer und Verkäufer ihre Preisvorstellungen selbst festlegen, ähnlich wie bei Ebay. Bei anderen Anbietern fungiert eine Bank im Hintergrund, die ihre Bitcoin-Bestände für den Handel nutzt. Obwohl viele Handelsplattformen als „Börsen“ bezeichnet werden, existiert für den Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen bislang kein einheitlicher gesetzlicher Rahmen. Im Gegensatz zu regulierten Wertpapierbörsen, wie der Börsen Mailand, Frankfurt oder New York, unterliegen Bitcoin-Handelsplätze nicht den gleichen Vorschriften und Aufsichtsstrukturen. Anleger:innen sollten sich dessen bewusst sein und die Risiken eigenständig abwägen.
Gebührenstruktur prüfen
Um sicher am Bitcoin-Markt teilzunehmen, ist es ratsam, sich umfassend über die Funktionen und Gebühren der Handelsplattform zu informieren und den Handel nur mit Beträgen durchzuführen, deren Verlust problemlos verkraftet werden kann.
Vor der Registrierung bei einer Handelsplattform ist es wichtig, die anfallenden Gebühren zu prüfen. Diese können je nach Anbieter sehr stark variieren. Häufig beträgt die Gebühr etwa ein Prozent des gehandelten Bitcoin-Betrages, jedoch sind auch höhere Gebühren möglich. Zusätzlich zu den Handelsgebühren können Kosten für die Einzahlung von Euro, die spätere Auszahlung oder die Übertragung von Bitcoins auf ein separates Wallet – eine Art digitale Brieftasche – anfallen. Ein Wallet bietet eine sichere Möglichkeit, die gekauften Bitcoins zu lagern.
Wallets und Bitcoin-Sicherheit: „Not your keys, not your Bitcoin“
Ein Wallet, zu Deutsch „Geldbörse“, ist für die sichere Aufbewahrung von Bitcoins unerlässlich. Es enthält die individuellen Schlüsselcodes, die den Zugang zur digitalen Währung ermöglichen. Dabei gibt es verschiedene Typen von Wallets, die sich in der Verwahrungsform und der Kontrolle unterscheiden. Es existieren zwei Haupttypen: „Custodial Wallets“ und „Non-Custodial Wallets“. Erstere sind Wallets, bei denen die Bitcoin-Handelsplattform den Zugangsschlüssel verwahrt. Hier verlassen sich die Nutzer:innen auf die Sicherheitsmaßnahmen der Plattform. Seriöse Anbieter nutzen beispielsweise Offline-Speicher, um das Risiko von Hackerangriffen zu minimieren. Dennoch bleibt ein Restrisiko, da es für Kryptowährungen keine Einlagensicherung gibt, wie wir sie vom Bankensektor kennen. Dieses System ist vor allen Anfängern und Anfängerinnen zu empfehlen.
„Non-Custodial Wallets“ hingegen bieten den Nutzenden vollständige Kontrolle über ihre Bitcoins. Bei dieser Art von Wallet besitzt die Person die Schlüssel selbst, wodurch das Risiko von Angriffen auf Handelsplattformen ausgeschlossen ist. Allerdings bedeutet dies auch, dass die gesamte Verantwortung für die Sicherheit des Zugangs ausschließlich bei einem selbst liegt. Diese Variante empfiehlt sich bei größeren Guthaben und für fortgeschrittenere Anleger:innen.
„Non-Custodial Wallets“ gibt es in verschiedenen Formen:
- Hardware Wallets: Diese externen Speichergeräte ähneln einem USB-Stick und bieten hohe Sicherheit, da sie offline verwendet werden können.
- Mobile oder Desktop Wallets: Software-Lösungen, die auf dem Smartphone oder Computer installiert werden. Sie bieten Flexibilität, bergen aber das Risiko von Hackerangriffen.
- Paper Wallets: Der private Schlüssel wird hier auf Papier notiert, um jegliche Online-Risiken auszuschalten. Bei Verlust des Papiers ist jedoch der Zugang unwiederbringlich verloren.
So funktionieren Bitcoin-Transaktionen: Sicherheit, Pseudonymität und Gebühren
Eine Bitcoin-Transaktion funktioniert folgendermaßen: Bitcoins werden zwischen Wallets übertragen, wobei jede Wallet über eindeutige Adressen verfügt, die aus einer Reihe zufälliger Zahlen und Buchstaben bestehen. Das kann folgendermaßen aussehen: 91oiVc5kmmi5oJOuqjOH1XRTEiijuV9Z
Diese Adressen fungieren ähnlich wie Kontonummern. Um eine Transaktion zu autorisieren, ist der sogenannte private Schlüssel (Private Key) erforderlich. Dieser Schlüssel wird beim Erstellen des Wallets generiert und ist streng geheim. Nur mit dem richtigen privaten Schlüssel kann der Besitzer oder die Besitzerin eine Transaktion freigeben, wodurch die Sicherheit gewährleistet ist. Einmal autorisiert, wird die Transaktion in der Blockchain – einem öffentlichen, dezentralen Register – dauerhaft festgehalten und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Bitcoin-Transaktionen bieten keine vollständige Anonymität. Sie sind nicht – wie allgemein angenommen – anonym, sondern pseudonym. Zwar zeigt die Blockchain nur die Bitcoin-Adressen an, aber bei Überweisungen von einer Kryptobörse an eine Wallet können die Adressen mit der Identität des Nutzers bzw. der Nutzerin in Verbindung gebracht werden, da die Börse die Nutzerdaten hinterlegt hat. Bei Transaktionen von Wallet zu Wallet besteht das Risiko, dass durch die IP-Adresse Rückschlüsse auf die Identität gezogen werden können, wenn keine Anonymisierungsdienste genutzt werden.
Jede Transaktion ist mit Netzwerkgebühren verbunden, deren Höhe von der gewünschten Bearbeitungsgeschwindigkeit abhängt. Schnellere Transaktionen sind teurer, während Nutzer:innen mit niedrigeren Gebühren länger auf die Bestätigung der Transaktion warten müssen.
Ist Bitcoin eine seriöse Investition?
Bitcoin ist kein unseriöses Finanzprodukt, sondern basiert auf der zukunftsweisenden Blockchain-Technologie. Diese ermöglicht eine dezentrale Struktur und erlaubt direkte Transaktionen zwischen Personen ohne eine zentrale Autorität. Zudem liefert Bitcoin das starke Versprechen, auf maximal 21 Millionen Coins begrenzt zu sein.
Trotz seines Potenzials und der zugrunde liegenden Technologie hat Bitcoin viele Nachteile, die seine breite Akzeptanz als Zahlungsmittel behindern. Die hohe Volatilität, die Skalierbarkeit, der Energieverbrauch, die rechtlichen Unsicherheiten und die fehlende Benutzerfreundlichkeit machen ihn für den alltäglichen Zahlungsverkehr unpraktisch. Der Wert von Bitcoin ist schwer zu definieren, da er ausschließlich auf dem Vertrauen der Nutzer:innen basiert – es gibt keine staatliche Garantie oder Unterstützung durch Finanzinstitute.
Aaron Rassler
DER AUTOR ist staatlich anerkannter Finanzberater und Gründer von Studio Rassler & Partner.
Info
Blockchain einfach erklärt
Die Blockchain ist im Wesentlichen eine verteilte, dezentrale, digitale Datenbank, die Transaktionen in einem öffentlichen oder privaten Netzwerk verfolgt und speichert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Datenbanken, die von einer zentralen Stelle verwaltet werden, wird die Blockchain von einem Netzwerk von Knotenpunkten betrieben, wodurch sie transparenter, sicherer und widerstandsfähiger gegenüber Manipulationen wird.
Bitcoin-Präsident Trump
Donald Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, er wolle „aus Amerika die Welthauptstadt für Krypto und Bitcoin machen“ und regulatorische Hindernisse für Kryptowährungen aus dem Weg schaffen. Der Wahlsieg von Trump lässt den Bitcoin einen neuen Höchststand ausbilden und hat den spekulativen „Trump Trade“ zumindest kurzfristig aufgehen lassen.
Krypto und Steuern
Seit 2023 unterliegen Kryptowährungen in Italien einem neuen Steuerregime. Für alle realisierten Kryptogewinne, die jährlich die Grenze von 2.000 Euro überschreiten, gilt ein Steuersatz von 26 Prozent. Wird diese Grenze überschritten, wird die Steuer auf den gesamten Gewinnbetrag angewandt, nicht nur auf den Teil über 2.000 Euro. Zusätzlich wird eine Stempelsteuer von 0,2 Prozent auf den Gesamtwert aller Kryptowährungsbestände erhoben. Die Vorschriften verlangen die Angabe aller Bestände im sogenannten Quadro RW & RT in der persönlichen Steuererklärung.
Mit der geplanten (noch nicht beschlossenen!) Steueranpassung auf Kryptowährungen ab 2025 geht Italien einen neuen Weg in der Besteuerung digitaler Vermögenswerte: Gewinne über 2.000 Euro aus dem Handel mit Kryptowährungen sollen künftig mit 42 Prozent besteuert werden – eine signifikante Erhöhung im Vergleich zum bisherigen Satz.