Bozen – Die Zahlen, die das Landesinstitut für Statistik (Astat) am Montag veröffentlicht hat, haben es in sich: Demnach ist die Bautätigkeit in Südtirol stark rückläufig. Das zeigt der Blick auf die ausgestellten Baugenehmigungen und vor allem auf die Bauabschlüsse.
Die Baugenehmigungen
Im Jahr 2024 wurden Baugenehmigungen für insgesamt 2,67 Millionen Kubikmeter ausgestellt. Das sind 12,3 Prozent weniger als 2023 und 29,5 Prozent weniger als im Jahr 2021. Dazu muss man wissen: Während bis zum Jahr 2021 kräftig gebaut wurde, brach die Zahl der Baugenehmigungen 2022 infolge der stark gestiegenen Baukosten und Zinsen ein. Der Markt konnte sich seither nicht mehr erholen.
Das betrifft insbesondere den Wohnbau, während sich der Rückgang bei den Nicht-Wohngebäuden in Grenzen hielt. Wurden 2021 noch Baugenehmigungen für Wohngebäude im Ausmaß von über 1,6 Millionen Kubikmeter ausgestellt, waren es 2022 nur mehr 909.000 Kubikmeter und im Vorjahr sogar nur 824.000.
Solch niedrige Werte gab es im Wohnbau zuletzt in den 1980er-Jahren (siehe Grafik).

Die Bauabschlüsse
Noch dramatischer stellt sich die Situation bei den Bauabschlüssen dar. Hier machte sich der Einbruch erst im Vorjahr so richtig bemerkbar – und zwar sowohl im Wohnbau als auch im Nicht-Wohnbau.
Gegenüber 2023 sanken die Bauabschlüsse um 45,4 Prozent auf 1,47 Millionen Kubikmeter. Und gegenüber 2021 sind es sogar minus 53,1 Prozent.
Bei den Wohngebäuden gingen die Bauabschlüsse im Vergleich zu 2023 um 38,5 Prozent zurück, bei den Nicht-Wohngebäuden um 50,1 Prozent. Letzteres dürfte darauf schließen lassen, dass die Unternehmen angesichts der hohen Zinsen viele Bauprojekte auf Eis gelegt haben.
Mit diesen niedrigen Kubikmeter-Werten bei den Bauabschlüssen erreichen sowohl der Wohnbau als auch der Nicht-Wohnbau das Niveau der 1980er-Jahre (siehe Grafik).

Stimmung trotzdem gut
Angesichts dieser Zahlen überrascht das Stimmungsbild in der Südtiroler Bauwirtschaft. Wie kürzlich auf SWZonline berichtet, sind die Betriebe mit dem Geschäftsverlauf zufrieden. Das zeigt eine Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstitutes der Handelskammer Bozen (Wifo). Demnach sind 92 Prozent der Unternehmen im Baugewerbe mit der erzielten Rentabilität im Jahr 2024 zufrieden. Und auch im Hinblick auf 2025 gehen 93 Prozent von einer zufriedenstellenden Ertragslage aus.
Im Hochbau ist die Stimmung in Bezug auf 2024 durchaus etwas schlechter als im Tiefbau, aber dennoch ordentlich. Offenbar hatten die Betriebe im Hochbau in den vergangenen drei Jahren trotz negativer Rahmenbedingungen genug Arbeit. Die Zahl der gearbeiteten Stunden war laut den Daten der Bauarbeiterkasse zwar rückläufig, aber nur um etwas mehr als fünf Prozent bei relativ gleichbleibender Beschäftigtenzahl.
Für 2025 ist der Hochbau etwas positiver gestimmt als im Rückblick auf 2024, da sich die private Nachfrage durch die sinkenden Zinssätze erhole.