Bozen – Vorweg: 70 Prozent der Arbeitsverträge in Südtirol sind unbefristet, dies trotz der wirtschaftlichen Bedeutung von Sektoren wie dem Tourismus und der Landwirtschaft, wo befristete Arbeitsverträge – auch auf Wunsch der Arbeitnehmer:innen – weit verbreitet sind. Nun hat sich der Arbeitsmarktservice des Landes die befristeten Arbeitsverträge näher angeschaut. Und siehe da: „Die Arbeitsmarktbeobachtung hat ihre vorhandenen Datenbestände ausgewertet und errechnet, dass insgesamt 46 Prozent aller befristeten Arbeitsverhältnisse mit einer Dauer von mindestens einem Jahr stabilisiert, also in unbefristete Arbeitsverhältnisse überführt werden“, erklärt Direktor Stefan Luther. „Wer länger als ein Jahr befristet dieselbe Stelle besetzt, hat also eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, stabilisiert zu werden.“
Bemerkenswert: Vergleich nach Geschlecht
Luther weist darauf hin, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren gibt: Im Tourismus, im Handel und im verarbeitenden Gewerbe werden jeweils zwei von drei befristeten Arbeitsverträgen mit einer Dauer von mehr als zwölf Monaten stabilisiert. Im Bereich Bildung sowie in der Landwirtschaft ist die Wahrscheinlichkeit einer Stabilisierung dagegen geringer.
Bemerkenswert ist der Geschlechtervergleich: In allen Sektoren werden befristete Arbeitsverträge von Frauen eher umgewandelt als von Männern. Insgesamt sind Frauen aber überproportional in den umwandlungsresistenten Bereichen wie Bildungswesen und Öffentliche Verwaltung beschäftigt. Deshalb schneiden sie insgesamt betrachtet mit 43 Prozent schlechter ab als die Männer, deren Verträge zu 49 Prozent stabilisiert werden.
Die Analyse der Arbeitsmarktbeobachtung fördert einen weiteren interessanten Befund zu Tage: Mit Ausnahme des Bildungssektors ist die Wahrscheinlichkeit, einen unbefristeten Vertrag zu erhalten, für befristet Beschäftigte in den letzten zwei Jahrzehnten tendenziell gestiegen.