Bozen – Das Arbeitsförderungsinstitut (Afi) hat eine Umfrage unter den Südtiroler Arbeitnehmenden zum Arbeiten im Alter durchgeführt. Demnach sind drei von vier Arbeitnehmer:innen der Meinung, dass sie auch im Alter von 65 Jahren noch ihren jetzigen Beruf ausüben könnten. Ein Viertel hält dies hingegen für „eher“ (17 Prozent) bzw. „sehr“ unwahrscheinlich (sieben Prozent).
Überraschendes Sektorenergebnis
Nimmt man die einzelnen Sektoren in den Blick, so erscheint es einigermaßen überraschend, dass im Baugewerbe die meisten Arbeitskräfte (89 Prozent) davon ausgehen, bis 65 im aktuellen Beruf zu bleiben. Ähnliches gilt für jene im Verarbeitenden Gewerbe (85 Prozent). Am geringsten ist der Anteil bei den „Privaten Dienstleistern“ (68 Prozent).
„Wer also geistige Arbeit verrichtet oder viel mit Menschen zu tun hat, ist weniger davon überzeugt, bis 65 im derzeitigen Beruf bleiben zu können, als jemand, der eine körperliche Arbeit ausübt“, analysiert das Afi. Mentale Arbeit bzw. Arbeit mit Menschen werde als anstrengender empfunden als körperliche Arbeit, obwohl sie vom physischen Aspekt her „leichter“ sei.
Die Jungen sind skeptischer
Auch zwischen den Alterskategorien gibt es nennenswerte Unterschiede: Besonders die Gruppe der unter 30-Jährigen kann sich weniger vorstellen, noch mit 65 den derzeitigen Beruf auszuüben (70 Prozent Zustimmung). Diejenigen, die bereits etwas näher an die Rente herangerückt sind, sind dahingehend überzeugter: 75 Prozent der 30- bis 49-Jährigen und 80 Prozent der 50- bis 64-Jährigen sind in dieser Hinsicht optimistisch.
Afi-Direktor Stefan Perini überraschen diese Zahlen nicht: „Es ist nachvollziehbar, dass junge Menschen ein eher verschwommenes Bild von ihrer Zukunft haben, vor allem, wenn es um 40 Jahre oder mehr geht. Andererseits können sich diejenigen, die sich an das 65. Lebensjahr annähern, schon klarer vorstellen, wie es in diesem Alter sein könnte, und glauben offenbar, dass sie noch einige Zeit mit den Arbeitsbedingungen zurechtkommen werden.“
Schließlich kann man auch einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern feststellen: 80 Prozent der männlichen Arbeitskräfte kann sich demnach vorstellen, bis 65 so weiterzuarbeiten, wohingegen es bei den Frauen „nur“ 71 Prozent sind.
Bessere Bezahlung und weniger Stress
Wie können Anreize geschaffen werden, um Arbeitnehmer:innen in der Arbeitswelt zu halten, selbst wenn die Rente winkt? Der erste Punkt ist laut den Umfrageergebnissen der wirtschaftliche Aspekt: 87 Prozent geben den finanziellen Faktor als zentralen Aspekt für die Arbeit im fortgeschrittenen Alter an.
Es folgen ein besseres Arbeitsklima und die Verringerung der psychischen Belastungen (jeweils 79 Prozent), gefolgt von der Verringerung der körperlichen Anstrengungen (76 Prozent).