So also sieht Erneuerung all’italiana aus. Alle sind sich einig, dass Italien ein anderes werden muss, ein besseres. Und wer soll dieses andere, dieses bessere Italien machen? Ausgerechnet jene Politiker, die das „alte“ Italien an vorderster Front mitgeprägt haben. Wie es derzeit aussieht, entscheidet sich das Duell um das Amt des nächsten Regierungschefs zwischen dem unverwüstlichen Silvio Berlusconi und Pier Luigi Bersani. Mario Monti hat beileibe nicht alles richtig gemacht, im Gegenteil. Aber was auf ihn nach aktuellem Wissensstand folgen wird, ist deprimierend. Egal, ob jemand die politischen Überzeugungen eines Silvio Berlusconi oder jene eines Pier Luigi Bersani sympathischer findet, Fakt bleibt doch, dass sowohl Berlusconi als auch Bersani seit rund 20 Jahren maßgeblich in Italiens Politik mitmischen. Sie hatten 20 Jahre lang Zeit, das zu tun, was sie dem Wahlvolk in diesen Tagen versprechen, nämlich alles besser zu machen. Das Ergebnis kennen wir – leider.
Berlusconi betrat die große politische Bühne 1994 als Quereinsteiger, Bersani 1990 als Vizepräsident der Region Emilia-Romagna. Berlusconi war von den vergangenen 18 Jahren etwas mehr als neun Jahre italienischer Regierungschef – sein vorläufiges Ende (mit Schrecken) wurde vor einem Jahr von den internationalen Finanzmärkten erzwungen. Aber auch Bersani wirkte zwischen 1996 und 2008 insgesamt sieben Jahre lang als Minister unter verschiedenen Mitte-links-Regierungen. Es war beileibe nicht nur Berlusconi, der in den vergangenen 20 Jahren regieren durfte.
Es braucht schon viel Mut, dem Wahlvolk diese zwei Premierkandidaten als große Hoffnungsträger zu verkaufen. Bersani und Berlusconi sind das Beste, was PD und PdL aufzubieten haben, versichern Spitzenvertreter der beiden größten Parteien Italiens. Und dann wundern sie sich über die grassierende Politikverdrossenheit, über die wachsende Zahl der Nichtwähler (die längst Italiens größte Partei bilden) und darüber, dass immer mehr Italiener das Regieren am liebsten einem Komiker überlassen würden.
Die Politik tut sich schwer mit der Erneuerung, aus welchen Gründen auch immer. Die SVP ist da keine Ausnahme. Das zeigt ein Blick auf die meistgehandelten Namen für einen Sitz im nächsten Parlament.